Sie können sich entfalten
3x3-Basketballer glücklich: Sie haben am Bundesstützpunkt jetzt endlich eine Halle für sich allein

Sie alle freuen sich über die große 3x3-Halle: OSP-Chef Boris Ullrich (von links), LSB-Chef Reinhard Rawe, die Spielerinnen Marie Reichert und Meret Kleine-Beek, Disziplintrainer Robert Birkenhagen, Oberbürgermeister Belit Onay, Spieler Denzel Agyeman, Sportdezernentin Susanne Blasberg-Bense und Spieler Linus Beikame.Foto: Florian Petrow

Marie Reichert verzieht das Gesicht, als sie leicht in die Knie geht für einen Wurf aus dem Stand. Ihr operiertes Kreuzband ist die Belastung noch nicht gewohnt. Ohnehin steht gleich ihr Reha-Training an. Aber bei dem Termin am Freitagmittag will die Olympiasiegerin nicht fehlen.

Zumal es sich um raumgreifende Neuigkeiten handelt. Der Oberbürgermeister Belit Onay ist da, Susanne Blasberg-Bense, Dezernentin für Jugend, Familie und Sport, Reinhard Rawe, der Vorstandsvorsitzende des Landessportbunds sowie Olympiastützpunkt-Chef Boris Ullrich. Sie alle wollen sich ein Bild machen vom neuen Freiheitsgefühl der 3x3-Basketballer am 2021 gegründeten Bundesstützpunkt in Hannover.

Endlich, nach langem Kampf, haben sie die Halle im Sportleistungszentrum unweit des Maschsees für sich allein. Jahrelang mussten die Basketballer sie sich mit den Boxern teilen, der Boxring ragte weit über die Hälfte der Fläche hinaus. Deswegen sind keinem die Fäuste um die Ohren geflogen. Aber es war einengend für Boxer und Basketballer, die ohnehin mit einer zu niedrigen Decke leben müssen. Umstände, die eines Bundesstützpunktes unwürdig waren.

Zur Wahrheit gehört, dass die Trenddisziplin 3x3 bis vergangenen Sommer eher eine Randerscheinung war. In der Öffentlichkeit, aber auch bei Verwaltung und Politik. Trotz der Erfolge vor allem der männlichen Jugend um die hannoverschen Jung-Stars Fabian Giessmann, Linus Beikame und Denzel Agyeman. Alles geändert hat der Erfolg der deutschen 3x3-Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris. Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius spielten sich am Place de la Concorde in die Herzen aller Sportfans und belohnten sich mit der sensationellen Goldmedaille.

Die Basis dafür hatten sie über drei Jahre beim gemeinsamen Training in Hannover gelegt. 3x3 kannte plötzlich jeder, die Protagonistinnen waren fortan omnipräsent in den deutschen Medien und durften auf keiner Gala fehlen. Da ging schon fast unter, dass sich die männlichen Hannover-Stars in Ulan Bator zum U23-WM-Titel warfen. „Ihr habt vorgelegt, wir ziehen jetzt nach. Danke an Marie“, sagte Belit Onay in Richtung Reichert. „Wir sind froh, dass der Sport so gut verankert ist in Hannover und eine feste Heimat gefunden hat.“

Bislang hatte Disziplintrainer Robert Birkenhagen – vom ersten Tag an am Bundesstützpunkt dabei – vergeblich daraufhin gearbeitet, mehr Platz für den wachsenden Stützpunkt zu bekommen. Funktionäre und Politik fanden aber eine Lösung. Die (nun ebenfalls glücklichen) Boxer konnten jetzt in die ehemalige Trampolinhalle umziehen. Der Boden wurde aufbereitet, mit frischen Linien versehen. Blaue Schutzmatten kleben an der Wand. Bald soll in der „neuen“ Hälfte ein spezielles 3x3-Feld verlegt werden, inklusive 3x3-Brett mit Korb, um so authentisch wie möglich zu trainieren. 3x3 ist zwar eine Outdoor-Sportart, die draußen im Frühjahr und Sommer stattfindet. Trainiert wird aber das ganze Jahr über, und bei auch nur ansatzweise schlechtem Wetter ist die Halle der alternativlose Trainingsort. „Wir sind sehr dankbar, dass wir nun die ganze Halle haben“, sagt Birkenhagen. „Auch wenn die Deckenhöhe weiterhin nicht optimal ist.“ Bei Fernwürfen weit jenseits der Dreierlinie flippern die Bälle gegen die Decke. Ändern lässt sich das nicht. „Aber an Quadratmetern habt ihr dazugewonnen“, sagt Ullrich. „Das ist ein großer Schritt.“

„Wir freuen uns riesig, es ist extrem cool, dass wir jetzt mehr Möglichkeiten haben – und auch mehr Aufmerksamkeit für den Sport“, sagt Reichert. „Jetzt können auch viel mehr Leute hier trainieren“, freuen sich Linus Beikame und Denzel Agyeman. Zwar liegt ein Trainings-Court draußen im Erika-Fisch-Stadion nebenan. Aber die Trainingsheimat ist die Halle. Und jetzt eine echte Heimat – um sich noch besser zu entfalten.

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