Fast alle Jugendlichen sind online: 93 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen haben laut der aktuellen Jim-Studie zum Medienumgang ein eigenes Smartphone. Und sie nutzen es häufig: Weit mehr als die Hälfte der Jugendlichen gibt in dieser Studie an, regelmäßig länger am Handy als geplant gewesen zu sein. 201 Minuten täglich schauen sie im Schnitt auf den kleinen Bildschirm.
Laut Jim-Studie sind dabei WhatsApp (81 Prozent), Instagram (31 Prozent) und Tiktok (26 Prozent) die wichtigsten Apps. Ein Drittel gibt zu, dass es zu Hause oft Diskussionen um die Handynutzungszeit gibt.
Und wie sieht es in der Schule aus? Die Daten der PISA-Studie 2022 zeichnen ein heterogenes Bild. 40 Prozent der 15-Jährigen gaben an, dort ihr Handy gar nicht zu nutzen. 35 Prozent sind bis zu einer Stunde in der Schule am Telefon, 12 Prozent täglich bis zwei Stunden, 14 Prozent nutzen es mehr als zwei Stunden.
Daher macht der Digital-Detox-Ruf zumindest in der Schulzeit Sinn, oder? Laut dem „Deutschen Schulportal“ gibt es an 59 Prozent der weiterführenden Schulen Handyverbot. Dabei haben drei von vier Schulen in sozial kritischen Vierteln ein Handyverbot. Eine klare Meinung haben die Privatschulen: Bei 87 Prozent ist die Nutzung von Smartphones auf dem Schulgelände verboten. Und ein Blick in die Nachbarländer zeigt: In Frankreich, den Niederlanden und Italien gibt es ein Verbot für private Handys und Tablets an Schulen schon, Dänemark und Österreich planen es.
Für den Trend scheint es gute Gründe zu geben: Immer erreichbar zu sein, setzt viele Jugendliche unter Druck. Jeder vierte Jugendliche gibt an, die Handy-Benachrichtigungen während des Unterrichts nie oder fast nie auszuschalten und den Wunsch zu verspüren, gleich zu antworten. Eine ähnlich große Gruppe fühlt sich durch die Handynutzer im Unterricht abgelenkt.
Wer am Handy nur daddelt oder chattet, dem geht wertvolle Lernzeit verloren – das zeigt sich auch in einer im Schnitt schlechteren Pisa-Leistung bei den jungen Handy-Vielnutzern. Aber: Kinder, die digitale Geräte nur zum Lernen nutzen, schneiden bei Pisa am besten ab. Handynutzung für Bildungszwecke scheint also doch von Vorteil – und ist im Aufwärtstrend: Laut der Postbank-Studie verbringen junge Menschen 4,6 Stunden pro Woche online für Schule, Ausbildung oder Studium.
Wann ist ein Zuviel problematisch? Anzeichen können sein, wenn das Kind mit dem Daddeln nicht mehr aufhören kann, Freunde, Hobbys, Schule vernachlässigt, ohne Telefon gereizt ist. Bei etwa 8 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen zeigen laut Jim-Studie Anzeichen einer computerspiel- und internetbezogenen Störung, bei knapp einem Drittel davon liegt ein problematisches Nutzungsverhalten vor. Für Jugendliche gibt es übrigens hier einen Selbsttest zum Einschätzen ihres Handynutzungsverhaltens.
Die aktuelle DAK-Studie fällt noch drastischer aus. Hier gelten mehr als 25 Prozent der Zehn- bis 17-Jährigen als gefährdet, darunter 4,7 Prozent als abhängig. Depressionen, Angststörungen, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen.
Doch auch hier sind sich die Experten nicht einig, wie tatsächlich die Wirkungsrichtung ist: Was sind Ursachen und was Folgen? Haben Kinder Konzentrationsstörungen aufgrund übermäßiger Handynutzung oder lag diese schon vorher da und das Handy wird nur als eine Ablenkung genutzt?
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt Kindern zwischen sechs und neun Jahren maximal 30 bis 45 Minuten an einzelnen Tagen, von neun bis zwölf Jahren bis zu 45 Minuten täglich, zwischen zwölf und 16 Jahren ein bis zwei Stunden täglich.