Bereits vor dem Genuss hätten die Lupinen einen unschätzbaren Vorteil: „Diese Pflanze, also eine Leguminose, sammelt Stickstoff aus der Luft und gibt das an den Boden ab. Sie wurde früher auch oft zur Düngung eingesetzt. Unsere Pflanzen werden zwar angebaut, um sie zu ernten. Aber dabei düngen sie gleichzeitig den Boden.“ Das freut auch die drei Landwirte, die die Hülsenfrüchte für Senne & Co. anbauen. Darüber hinaus weiß die Unternehmerin: „Die Lupine nennt man das Soja des Nordens. Man kann alle Produkte herstellen, die man auch aus Soja herstellen kann: Fleischprodukte, Milchersatzprodukte.“ Und eben Kaffee.
Dass die Bankkauffrau überhaupt auf den Geschmack gekommen ist, verdankt sie einer Freundin, die ihr vor fünf Jahren den Lupinenkaffee als richtigen Kaffee untergeschoben hatte. „Ich wusste noch gar nichts über diese Pflanze und habe mich gewundert, weil ich ja gar keinen Unterschied geschmeckt habe.“
Und so schob Cordula Senne kurze Zeit später ihrerseits Ehemann Andreas und dem befreundeten Pärchen Felicia und Christian Heurich den Lupinenkaffee unter. Und siehe da, er schmeckte allen.
Aus dem Tasting wurde schließlich eine – letztlich gelungene – Schnapsidee zu Silvester in der Corona-Zeit 2020/2021. Der Gedanke: Die Pflanzen regional von Landwirten anbauen zu lassen und regional zu vertreiben. „Das ist doch wirklich ein tolles Produkt, das in die Zeit passt. Die Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen.“
Gedacht, gesagt, getan: Das Unternehmen S&H Lupinenprodukte UG entstand, das Produkt bekam den Namen Luvine Lupinenkaffee. Natürlich haben die vier zwischen 35 und 45 Jahren nicht alles dafür hingeworfen, sondern sind auf dem Boden beziehungsweise in ihren Berufen geblieben. Die aber durchaus nützlich sind für den Nebenerwerb.
Cordula Senne als gelernte Bankkauffrau, die Wirtschaftswissenschaften studiert hat, kümmert sich um Finanzen, Steuern, rechtliche Dinge. Ehemann Andreas Senne ist Wildnispädagoge, hat Tischler gelernt und „ein bisschen Bio und Chemie studiert. Er ist dadurch unser Produktentwickler, weil er sich sehr gut mit den Produkten auskennt“. Er sei es auch gewesen, der „dieses besondere Röstverfahren für unseren Lupinenkaffee entwickelt hat, mit dem wir wirklich sehr nah an den klassischen Bohnenkaffee-Geschmack herankommen“.
Felicia Heurich ist Gärtnerin, „daher die Liebe zu Lupinen“ und ihr Mann Christian „ist als Bergmann für unsere handwerklichen Dinge zuständig“. Mittlerweile ist Felicia Heumann die erste der vier, die im Unternehmen als Vollzeitkraft arbeitet, zwei Minijobber wurden zusätzlich angestellt.
Und es gibt sogar eine Betriebsstätte, nachdem man mit einem kleinen Röster angefangen hatte, der „aber immer nur drei Kilogramm produzieren konnte“. Nun ist man bereits bei sechs Tonnen jährlich, da benötigte man einen größeren Röster und Platz dafür. Den fanden die vier in Beckedorf bei Bad Nenndorf. Vermieter Globo Fair Trade „röstet selbst Kaffee von einer kleinen Plantage in Peru“, erzählt die zweifache Mutter Cordula Senne.
Und so gibt es nun auch ein weiteres Produkt neben den beiden Lupinenkaffees mild („schmeckt nussig“) und kräftig („kommt dem Kaffeegeschmack sehr nahe“), nämlich einen mit echten Kaffeebohnen verschnittenen Lupinenkaffee. Manchmal muss es eben doch Koffein sein.