„Opas schwarzer Elefant“ ist eine von fünf Kurzgeschichten im Kinderbuch „Wenn unsere Seele Hilfe braucht“ von Nora Hille. Die hannoversche Autorin will damit über das Thema mentale Gesundheit aufklären, Stigmatisierung abbauen und ermutigen. „Und es geht um Prävention – dass Kinder möglichst früh lernen: Es gibt mentale Gesundheit, und sie ist genauso wichtig wie körperliche Gesundheit, genauso wichtig wie das tägliche Zähneputzen“, sagt Hille.
In Deutschland ist der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde zufolge mehr als ein Viertel der Erwachsenen psychisch erkrankt. „Das Thema betrifft uns alle – ob direkt oder im Umfeld“, sagt Hille.
Die Autorin spricht auch aus persönlicher Erfahrung. Mehr als 20 Jahre lang hat sie ihre bipolare Erkrankung aus Angst vor Stigmatisierung geheim gehalten. Der Wendepunkt kam, als sie vor fünf Jahren die besorgte Mutter eines psychisch erkrankten jungen Mannes kennenlernte. „Da bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe ihr von mir berichtet. Dass ich auch mit Anfang 20 erkrankt bin, aber trotzdem studiert habe und einem spannenden Job nachgegangen bin. Dass ich eine mehr als 20-jährige glückliche Partnerschaft führe, mit zwei gesunden Kindern“, erzählt sie.
Heute ist Hille Botschafterin für mentale Gesundheit und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen. Sie schreibt viel über das Thema und ihre eigenen Erfahrungen – in Büchern, einer Kolumne für ein Onlinemagazin und bei Instagram.
Und nun eben ein Kinderbuch. Eigentlich habe sie den Zaradiso-Verlag mit einer ganz anderen Idee kontaktiert, doch der Verleger habe ihren Instagram-Auftritt gesehen und stattdessen ein Buch über Depressionen vorgeschlagen. „In den letzten Jahren hat hierzu schon sehr gute Öffentlichkeitsarbeit stattgefunden, das Stigma nimmt ab“, sagt Hille. So entstand die Idee, verschiedene psychische Erkrankungen und Krisen wie Trauer, Angststörung oder auch ein gestörtes Körperbild in der Pubertät zu thematisieren.
Für ihr Buch hatte Hille ein ganz besonderes Lektorat: 160 Kinder der Grundschule Lüneburger Damm im hannoverschen Heideviertel. Den Viertklässlern hat sie die Geschichten vorgelesen, um zu erfahren, ob sie verständlich für die Altersgruppe sind. „Es war sehr berührend zu sehen, wie die Kinder in die Themen eingestiegen sind und wie groß ihr Bedürfnis war, sich dazu zu äußern“, erzählt Hille.
Um das abstrakte Thema greifbar zu machen, beschreibt die Autorin im Buch vor allem die Symptome. So zeigen sich die Stimmungsschwankungen bei einer bipolaren Störung bei Beckys Papa dadurch, dass er manchmal nachts alleine zu lauter Musik tanzt und manchmal wochenlang nicht aus dem Bett kommt. Die lebhaften Illustrationen von Theresa Viehhauser machen das Ganze noch anschaulicher.
Eines war Hille besonders wichtig: „Ich wollte keine Geschichten erzählen, in denen am Ende alles in Butter ist.“ Stattdessen zeigt sie erste Schritte für einen Genesungsprozess und Hilfsangebote auf. Im Vorwort finden sich zudem Erklärungen und die Nummer gegen Kummer – für Kinder und Eltern.
„Wenn unsere Seele Hilfe braucht“ (40 Seiten, 4 Euro) erschien am Internationalen Tag der Bipolaren Störung am 30. März und ist erhältlich auf der Website des Zaradiso-Verlags. Am heutigen Sonnabend, 5. April, liest Nora Hille beim Mut Café im Pavillon um 14.30 und 16 Uhr. Anmeldung via E-Mail an anmeldung@habmutzeiggesicht.de.