Mensch und Erde: Das Schauspiel Hannover zeigt das Stück „Asche“.Foto: Katrin RibbeHannover. Es ist kein einfaches Verhältnis, welches die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in ihrem neuen Stück „Asche“ behandelt. Denn es geht um nicht weniger als die Beziehung des Menschen zur Erde. Sie ist Heimat, Sehnsuchtsort und – aller Marstouristenfantasien zum Trotz – gegenwärtig der einzige Lebensraum, den wir haben. Dafür, dass das eigene (Über-)Leben derart abhängig von diesem Planeten ist, führt der Mensch jedoch eine sehr einseitige, man könnte gar sagen toxische Beziehung, die auf Abstumpfung und Raubbau basiert. Doch die Welt beginnt zaghaft, sich zu wehren. Mensch reagiert gewohnt: Bloß keinen Finger rühren, lieber damit auf andere zeigen. Wütend, traurig, verzweifelt, dann wieder zart und humorvoll erzählt „Asche“ vom Sich-Verfehlen, dem Missverstehen, der Ignoranz und dem Ende einer Liebe. Jelinek betrachtet das ausbeuterische Mensch-Natur-Verhältnis mit einer stetig wiederkehrenden Frage nach dem Warum. Wie konnte es soweit kommen? Sie hat Antworten, und präzise und unerbittlich in der Analyse beschreibt sie den Weg, der keinen Ausweg bereithält, nur ein Ende. Auch wenn es schwer vorstellbar bleibt, so ist der Tod doch unausweichlich. Das Altern ist ein ebenso gerne wie viel bejammerter Luxus, den sich nachfolgende Generationen voraussichtlich nicht leisten können, wenn die Lebensgrundlage erstmal mit Vollgas in die Katastrophe gefahren wurde. Und – „alles für Sie, das ganze Feuer nur für Sie, darauf können Sie sich was einbilden!“ Die Welt brennt, zumindest teilweise erstmal. Asche zu Asche. Ein paralleles Plastikuniversum lässt halt keine Luft zum Atmen. Und vielleicht hat die Erkenntnis, dass die Erde den Menschen gar nicht braucht und ohne ihn weiter existieren wird, am Ende auch etwas Tröstliches. Regisseurin Lilja Rupprecht untersucht ihrer klugen und einfühlsamen Inszenierung, ob es nicht vielleicht lohnt, das Dunkle zu ergründen anstatt im Hellen zu verzweifeln. Die nächste Aufführung ist am Sonntag, 9. Februar, ab 19 Uhr im Schauspiel Hannover, Prinzenstraße 9. R/HR