Der Firmenname ist Programm: Der Klimawandel und seine Folgen sind ernst genug, die Spezialität der Stahnkes ist es, Humor und Entertainment hineinzubringen. „Wir wollen Naturthemen so vermitteln, dass die Kinder sie verstehen, sie sollen eine Verbindung zu den Elementen aufbauen. Wir geben Impulse“, erklärt Volker Stahnke, der in Workshops oder bei Mitmach-Theaterstücken als „Claudius Immergrün“ an der Seite von „Lili“ steht.
Rätseln, ausprobieren, experimentieren. Auf diesen Elementen beruht das Konzept der Reihe „Grüne Schätze“, die die Region Hannover herausgibt. 25 kostenlose Hefte sind bereits erschienen (man kann sie auch kostenlos auf www.hannover.de herunterladen), die Stahnkes nehmen Kinder darin mit auf Rallyes auf den Benther Berg, auf Safari durch den Hohnhorst-Park in Lehrte, sie erforschen einen Moorschatz in Mardorf oder touren rund um den Altwarmbüchener See.
In der Corona-Zeit entstand die Idee, auch Hefte zu allgemeineren Themen zu entwerfen. „Lili Löwenmaul“ erklärte das Leben auf einem Bauernhof, vermittelte Wissenswertes über Pflanzen und Tiere im Wald. Nun also das Wasser. Angelegt ist das Projekt auf drei Bände. Im ersten Heft erfahren die kleinen Leserinnen und Leser die Unterschiede zwischen Bach, Fluss und Kanal. Sie erraten die Umrisse von Seen in der Region und lernen etwas über die Auenlandschaften an den Ufern, die hiesigen Fischarten oder die Vogelwelt an der Leine. Immer spielerisch, stets mit Augenzwinkern, oft mit Rätselfragen.
Band zwei öffnet die Augen: Trinkwasser und Abwasser sind die Themen. Klingt sperrig? Die Stahnkes liefern die Anleitung, wie man mit einer aufgeschnittenen Plastikflasche und je einer Schicht Sand, Kohle, feinem Kies und groben Steinen Matschwasser filtern kann.
In einem Wasserwerk lässt sich Lili in einem Video erklären, wie 2000 Jahre altes Wasser aus dem Waldboden in ihre Trinkflasche kommt. In einer Kläranlage zeigt sie die Schritte, mit denen dreckiges Wasser gefiltert wird. „Mit den Filmen bringen wir Kinder an Orte, die sie sonst nicht sehen können“, erklärt Verena Stahnke. Auch sie habe viel dazu gelernt – und sich erschrocken: „Es waren so viele Zigarettenstummel und Essensreste, die im Klärwerk im Sieb hängen geblieben sind.“
Das dritte Wasser-Pixi erscheint demnächst, es wird sich um Deiche, Dürre und Hochwasserschutz drehen. Natürlich ist „Lili Löwenmaul“ auch eine Klimabotschafterin. Erreicht die Figur die Kinder mit dem Thema? „Es ist erstaunlich, wie viel sie in diesem Alter schon über den Klimawandel wissen“, findet die 50-Jährige, die seit Jahren auch Workshops an Grundschulen anbietet.
Das Bewusstsein für steigende Meeresspiegel oder den sparsamen Umgang mit Ressourcen sei da – „ein Mädchen sprach von Baumverschwendung, als wir ein Feuer gemacht haben“. Allerdings verschiebe sich der Fokus in der Teenagerzeit häufig wieder. „Deshalb ist es wichtig, möglichst früh den Bezug zur Natur aufzubauen.“
Ihre Zielgruppe sind Grundschulkinder. „Es gibt immer Stubenhocker. Aber es gibt auch Kinder, die raus an die frische Luft und aktiv sein wollen“, ist Verena Stahnkes Erfahrung. Aber die Konkurrenz durch Spielekonsolen und Smartphones sei früher nicht da gewesen. „Wir kämpfen um Aufmerksamkeit“, räumt Volker Stahnke ein. „Aber wir bekommen sie, wenn wir Geschichten erzählen.“ Wie entsteht zum Beispiel Wind? „Vielleicht durch den Atem von Drachen oder das Niesen von Wölfen? Mit solchen Vorschlägen fängt man die Kinder ein. Und dann gibt es immer jemanden, der weiß, dass warme Luft aufsteigt und kalte Luft auf den Boden sinkt …“
Volker Stahnke ist eigentlich Industriekaufmann – „aber ich hatte immer einen grünen Touch“. Er hat lange in der Kinobranche gearbeitet, er hat für Kinokönig Hans-Joachim Flebbe in der Expo-Zeit das Regenwaldhaus in Herrenhausen aufgebaut und bis 2006 geleitet. Seine Frau ist an der Ostseeküste aufgewachsen, hat Umweltwissenschaft studiert, im Biosphärenreservat in Mecklenburg-Vorpommern und in der Tourismusverwaltung am Ratzeburger See gearbeitet. Aber: „Ich wollte was mit Menschen machen“, sagt sie.
Es sind vor allem kleine Menschen, mit denen sie als „Lili Löwenmaul“ zu tun hat. Verena Stahnke mag die Figur mit rotem Kopftuch und roter Brille. „Lili ist frech, neugierig und fragt immer geradeheraus. Und zwar so lange, bis Kinder die Antworten verstehen.“