„Alive“ heißt die Show, die seit Januar in Hannover läuft. Die Show öffnet ein kleines Zeitfenster in eine kindliche Welt, in der es um Freundschaften, Kräftemessen und spielerisches Ausprobieren geht. Doch auch Trennungen von Eltern, Erwachsenwerden und der Wunsch nach Aufmerksamkeit spielen eine Rolle. Dabei scheinen die Performerinnen und Performer auf ihrem Spielplatz mindestens genauso viel Spaß zu haben, wie ihr Publikum.
Shu Takada eröffnet die Show mit einem Kinderspielzeug, das die Meisten wohl schon einmal in der Hand gehalten haben: zwischen einem Kinderkarussell und einer Rutsche zieht der charmante Japaner ein Jojo aus seiner Tasche. In den folgenden Minuten zeigt der sechsfache Jojo-Weltmeister mit Bravour, was für verrückte Tricks man mit dem Spielzeug aus zwei Scheiben an einem neonfarbenen Band alles machen kann.
Mindestens genauso bekannt wie Jojos sind die Rollschuhe, die ihren ersten Hype in den achtziger Jahren feierten. Doch die Rollschuh-Akrobatik-Performance des Duos „M.G.“ rückt die unscheinbaren Schuhe mit ihren vier Rollen in ein ganz neues Licht.
Die Nummer von Daniel Monni und seiner Partnerin Marina Sabetta ist riskant, schnell und mit der dröhnenden Rock-Musik der Band Måneskin eine Hommage an ihre italienische Herkunft. Auf einem runden Podest wirbeln die beiden im Kreis. Besonders beeindruckend ist es, als Monni seine Partnerin komplett vertikal durch die Luft schweben lässt und diese sich in rasendem Tempo um ihre eigene Achse dreht.
Doch die Show zeichnet sich nicht nur durch die Tricks und Kreativität ihrer Artistinnen und Artisten aus, sondern vor allem durch die authentischen Geschichten, die sie erzählen. Da gibt es den schüchternen Handstandkünstler, der um die Aufmerksamkeit der Trapezkünstlerin buhlt, die wiederum nur Augen für ihre dicken Bücher hat. Oder der missverstandene Clown Baltabarin, mit dem auf dem Spielplatz niemand spielen möchte.
Besonders originell ist ein Akrobatenduo aus Quebec: Marie-France Huet und Francis-Olivier Girard performen zusammen nicht die oft gesehene, leidenschaftliche Beziehung zweier Liebenden – sondern die zweier Rivalen. Sie fordern und übertrumpfen einander, während sie spielerisch von einer komplexen Akrobatik Figur in die andere turnen. Schlussendlich finden sie ihren Frieden in einer Freundschaft, fernab von romantischen Klischees.
Ein weiteres Highlight des Abends bietet Sarah Stachowicz, die eigentlich in erster Linie Schauspielerin und Sängerin ist. Doch heute Abend steht sie als Pole-Akrobatin auf der Bühne. Ihre anmutigen Bewegungen an der drehenden Stange sehen kinderleicht aus, obwohl sie einen maximalen Aufwand an Beweglichkeit und Kraft erfordern.
Der Abend im GOP scheint viel zu schnell vorbeizugehen. Die Show bringt eine so spielerische Energie auf die Bühne, dass es einfach nur Spaß macht zuzuschauen. Für alle, die jetzt auch Lust auf einen Abend auf dem Spielplatz bekommen haben: „Alive“ spielt noch bis zum 2. März im GOP Hannover. Alle weiteren Informationen und Tickets gibt es unter variete.de.