Die Wirkung von Booktok auf den Buchmarkt ist beeindruckend: Bestseller-Listen sind voll von Titeln, die sich auf Tiktok innerhalb kürzester Zeit weit und schnell verbreiten. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden dieses Jahr in einer neuen Halle stolze 8000 Quadratmeter Ausstellungsfläche nur für dieses Genre reserviert und sogenannte „Tiktok Book Awards“ an die beliebtesten Autoren, Bücher, Creators, Buchhandlungen und Verlage verliehen. Die Nachfrage nach diesen Büchern beeinflusst auch die lokalen Buchhandlungen in Hannover, die ihren Bestand entsprechend anpassen.
Die Buchhandlung Leuenhagen & Paris auf der Lister Meile gehört zu den ersten in Hannover, die Booktok als Marketingstrategie entdeckt haben. Buchhändler Dirk Eberitzsch war anfangs skeptisch: „Ich dachte, auf diesen Plattformen wird viel Blödsinn gemacht und das Buch nicht richtig ernst genommen. Ich habe aber gemerkt, dass die Beiträge inhaltlich gut aufbereitet sind.“ Nun macht er auf Tiktok und Instagram täglich Werbung für Bücher – und die scheint gut anzukommen. „Es ist schön zu sehen, dass auch junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren wieder vermehrt den Buchladen aufsuchen. Vor dem Trend ist das lange Zeit nicht so gewesen.“ Doch heute zeigten sie wieder Freude am Lesen und am „schönen Buch“, so Eberitzsch.
Auch der Buchladen „Das Fenster zum Buch“ in Misburg hat eine Ecke mit den Booktok-Trendbüchern im Laden hergerichtet, erklärt Inhaberin Christiane Petke. Die Nachfrage ist mäßig, doch Petke sieht das Positive: „Jetzt kommen immerhin ein paar junge Leute in den Laden. Vorher waren es gar keine.“
In Linden, bei Decius-Thalia an der Falkenstraße, hat die Filialleiterin Manuela Thürnau ebenfalls das Sortiment an die Bedürfnisse der Booktok-Generation angepasst. Im Sommer lief eine vierwöchige Kampagne an, die sich speziell den Booktok-Trends widmete. „Der Trend hat ganz klar auch Hannover erreicht“, sagt Thürnau. Das zeige sich an den Titeln, die vermehrt verkauft werden. Von ihrem Gefühl und den Zahlen her kämen auf jeden Fall mehr junge Leute in den Buchladen. Sie sieht den Trend als Bereicherung und hofft, dass die Leser auch über den Trend hinaus den Blick für andere Bücher weiten.
Für Hannovers Buchhändler ist klar: Der Booktok-Trend sorgt dafür, dass das Lesen wieder eine größere Rolle im Leben junger Menschen spielt. Dirk Eberitzsch ist optimistisch: „Die, die jetzt das Lesen für sich entdecken, bleiben wahrscheinlich auch dabei. Booktok hat sich so stark etabliert, dass der Trend womöglich langfristig Buchläden bereichern kann. Es gibt immer mehr Beiträge, und immer mehr Buchläden schließen sich dem Trend an.“ Auch Manuela Thürnau ist überzeugt: „Der Trend ist mittlerweile im Mainstream angekommen und definitiv nicht mehr nur eine winzige Nische.“ Und vielleicht erhält Booktok den Buchhandlungen der Stadt Hannover eine jüngere Kundschaft – auch in den kommenden Jahren.