Sie haben die Kompositionsfähigkeit von Künstlicher Intelligenz untersucht. Das Ergebnis Ihrer Studie in einem Satz zusammengefasst lautet: Menschliche Komponisten und Komponistinnen sind besser. Hat Sie das überrascht?
Das Ergebnis Ihrer Studie ist ja auch eine Existenzberechtigung für Institutionen wie die Musikhochschule. Die bildet ja Komponistinnen und Komponisten aus und keine Informatiker. Insofern kann jetzt wohl alles so bleiben, wie es ist.
Das Problem bei der Forschung an KI-Systemen ist auch die Geschwindigkeit, in der sich die KI entwickelt. Ist Ihre Studie nicht schon in dem Moment veraltet, in dem sie erschienen ist?
Was meinen Sie: Wir der Abstand zur Künstlichen Intelligenz bleiben, oder wird er sich verringern?
Würden Sie jungen Leuten heute noch raten, Komposition zu studieren?
Haben Sie Angst vor Künstlicher Intelligenz?
Da wäre die KI doch im Vorteil.
Geht die Forschung weiter? Gibt es eine Nachfolgestudie?Und?
Reinhard Kopiez ist 1998 Professor für Musikpsychologie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Er ist Leiter einer Studie, die sich mit der Leistung von Künstlicher Intelligenz auf dem Gebiet der Musikkomposition befasst. Für das Experiment an der Musikhochschule wurden die Anfangstakte einer Melodie aus einem weitgehend unbekannten Musikstück im Stil von Filmmusik gewählt. Die KIs ChatGPT und Google Magenta Studio erstellten insgesamt 111, Musikstudierende weitere 57 Fortsetzungsvarianten. In einem Blindtest bewerteten 71 Teilnehmende mit überdurchschnittlicher musikalischer Erfahrung die ästhetischen Qualitäten der Melodien nach Kriterien wie „Gefallen“, „Interessantheit“, „logisch und sinnvoll“ und „überzeugend“. Das Ergebnis erstaunte die Musikpsychologen: Die menschlichen Lösungen wurden auf allen Skalen deutlich besser bewertet als die KI-Versionen. Die Studie ist im „Jahrbuch Musikpsychologie“ erschienen.