Der Klassiker sind Kohlarten wie Grünkohl oder Palmkohl, die bis in den Spätsommer hinein ausgesät wurden und ab Oktober geerntet werden können. „Auch Wurzelgemüse wie Topinambur und Rote Bete dürfen etwas länger im Beet stehenbleiben“, sagt Til Genrich. Zusätzlich zu seiner Arbeit als Landschaftsarchitekt bewirtschaftet er seinen eigenen rund 3000 Quadratmeter großen Selbstversorgergarten. „Wurzelgemüse schütze ich vor starkem Frost, also sobald es auf minus fünf Grad zugeht“, sagt Genrich. Gärtnerinnen und Gärtner können dafür ein Vlies nutzen, andernfalls funktioniert aber auch Laub als wärmende Mulchschicht.
Alternativ dazu lässt sich im Spätherbst noch eine neue Aussaat beginnen. „Manche Kulturen wie etwa Winterportulak brauchen diesen Kältereiz, um überhaupt zu keimen“, sagt Genrich. Trotzdem rät er, den niedrigen Temperaturen entgegenzuwirken: „Um im November noch Asiasalate und kleinere Blattgemüse wie Spinat, Radieschen und Feldsalat in die Erde zu setzen, empfehle ich einen geschützten Anbau in einem Frühbeet oder einem Hochbeet mit transparenter Abdeckung aus Folie, Glas oder Doppelstegplatten“, sagt er.
Viel Pflege brauchen die Gewächse im Spätherbst und Winter nicht. „Ich würde nicht düngen und sparsam gießen, damit das Ganze nicht zu feucht wird“, sagt Genrich. „Bei zu viel Feuchtigkeit besteht die Gefahr, dass der Boden moosig oder schlammig wird. Hilfreich ist auch ein Gemüseschutzvlies, das das Niederschlagswasser nur in Teilen durchlässt.“
Wer viel geerntet hat und noch im Januar oder Februar etwas davon haben will, kann Obst und Wurzelgemüse auch lagern. Und zwar im eigenen Garten: Als Lager eignen sich etwa ein leeres Hochbeet oder ein selbst angelegter Erdkeller. „Gerade bei den Erdkellern gibt es für jede Gartengröße und für jede Ambition eine Lösung“, sagt Genrich. „Recht einfach ist es zum Beispiel, eine Grube im Boden auszuheben und diese mit Steinen auszukleiden. Auf den Boden kommt Sand und oben drauf ein Deckel.“
In seinem eigenen Garten hat er eine Grube von zwei mal zwei Metern und einem Meter Tiefe ausgehoben. Knollensellerie, Kartoffeln und Äpfel halten sich darin einige Monate lang. „Es ist wichtig, Obst und Gemüse möglichst getrennt zu lagern“, sagt Genrich. „Denn einige Obstarten, besonders die Äpfel, aber auch Birnen und Quitten, strömen Ethylen aus, das für eine verstärkte Nachreife bei anderen Früchten sorgt.“ Obst und Gemüse sollten in verschiedenen Erdkellern oder in einem mit mehreren Abteilungen liegen.
Darüber hinaus können Selbstversorger nach Wildkräutern Ausschau halten. Diese halten in den meisten Gärten fast von selbst Einzug: „Wenn man seinen Rasen einfach wachsen lässt und selten mäht, verwandelt dieser sich mit der Zeit automatisch in eine Art Wildkräuterwiese“, sagt Genrich. „Nutzen kann man etwa alle Pflanzenteile von der Brennnessel. Gundermann, Fünffingerkraut, Wiesenklee, Schafgarbe und Spitzwegerich kommen auch sehr schnell. Solche Wildkräuter wachsen häufig auch bei Kälte einfach weiter, sodass man sie im Winter ernten kann.“
Zusätzlich halten Bäume und Sträucher im eigenen Garten und der freien Natur ein echtes Superfood bereit: Knospen. Wer sicher sein will, dass diese auch wirklich genießbar sind, sollte sich zunächst an Obstbäume und -sträucher halten. „Die Knospen von einem Apfel- oder Birnbaum oder einem Johannisbeerstrauch kann man essen, diese sind im Vergleich zu anderen Knospen auch noch recht süß“, sagt Genrich.
„Wenn man sich ein bisschen weiter raus traut, würde ich empfehlen, in einen Mischwald zu gehen, wo zum Beispiel Weißdorn, Haselnuss oder auch Wildrosen wachsen, die allesamt nahrhafte Knospen ausbilden.“ Idealerweise kennen Sammlerinnen und Sammler den Wald bereits und wissen, wo entsprechende Gewächse stehen – denn wenn die Bäume bereits ihre Blätter verloren haben, wird es schwierig, sie zu identifizieren.Für Abwechslung auf dem Teller sorgen auch drinnen angebaute Gewächse: Neben einigen Küchenkräutern auf der Fensterbank können Selbstversorgerinnen und -versorger auf frisches Grün aus Samenkörnern setzen. Die Pflanzen, die daraus wachsen, werden je nach Wachstumsstadium als Keimlinge, Sprossen, Microgreens und Microleaves bezeichnet. „Dazu brauche ich nur ein Keimglas und die entsprechenden Saaten aus dem Reformhaus oder Drogeriemarkt“, sagt Genrich.
Das Saatgut sollte insbesondere bei Keimlingen und Sprossen Bioqualität besitzen, da hier die Samenkörner mitgegessen werden. „Für Anfänger eignen sich zum Beispiel Bockshornklee, Buchweizen oder Radieschen“, sagt Genrich. „Diese Kulturen keimen ganz schnell und zuverlässig, sodass man innerhalb von zwei oder drei Tagen frische Sprossen essen kann.“ Für Microgreens und Microleaves, bei denen die Blätter und Triebe auf dem Teller landen, eignen sich Samen von Kresse, Rucola, Senf, Zuckererbse und Kichererbse.
Fortgeschrittene können sich an der Treiberei versuchen. „Dabei holt man die Wurzeln von Löwenzahn, Chicorée oder Vulkanspargel am Anfang des Winters aus dem Boden und schneidet alle Blätter oben ab“, sagt Genrich. Dann brauchen die Wurzeln einen Kältereiz: Dazu legt man sie für einige Tage in den Kühlschrank oder lässt sie bei Temperaturen unter fünf Grad im Freien. „Anschließend kommen sie in eine dunkle, zehn bis 16 Grad warme Umgebung, entweder einen Lagerraum, einen Keller oder einen geschlossenen Karton. Dort packt man die Wurzeln in eine Schicht angefeuchteten Sand, sodass sie nicht austrocknen.“ Anschließend fängt die Wurzel an, auszutreiben. Nach zwei bis drei Wochen lassen sich die ersten hellgelben und sehr zarten Triebe ernten, ehe die Pflanze von Neuem austreibt.