„Eine Wahnsinnszahl“, lobt der frühere 96-Stürmer und Schirmherr Hendrik Weydandt (29). „Sie bestätigt, dass diese Aktion viel bewegen kann, ihr sorgt buchstäblich für sauberes Trinkwasser.“ Anja Kutzke (55) gehört von Anfang an zum Team, das in mannshohen Stapeln die Becher sammelt, mit denen Stadionbesucherinnen und -besucher das Pfandgeld spenden. Mit dem Erlös werden in afrikanischen Ländern Brunnen gebaut oder Wasserleitungen in Dörfern gelegt. Aktuell läuft es gut, auch beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC stand das Team wieder in den Startlöchern.
„Eine Megasaison“, freut sich die Förderschullehrerin an der KGS Empelde. Das liege auch an den Ergebnissen auf dem Platz. „Wenn 96 gewinnt, spenden die Leute mehr Becher.“ Allein beim Schalke-Spiel kamen 8248 Euro zusammen. Inzwischen scheint nach einem 3:0 in Magdeburg sogar der Auswärtsfluch gebrochen, die Mannschaft steht auf dem zweiten Tabellenplatz.
Außerdem hat das „Trinkwasser“-Team seinen Radius ausgeweitet: Die 96-Amateure spielen diese Saison in der 3. Liga, das ergibt neue Sammelperspektiven im Eilenriedestadion. „Wir zeigen auch da bei den Heimspielen der zweiten Mannschaft Präsenz.“ Zwischen 500 und 800 Euro kämen meist zusammen. „Aber wir müssen da noch viel Informationspolitik beim Publikum leisten und unsere Ziele erklären.“ Denn die meisten Menschen erachten sauberes Trinkwasser als Selbstverständlichkeit. „Aber in vielen Ländern ist es Luxus.“
Was mit den Spenden vor Ort umgesetzt wird, davon haben sich Kutzke und einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter bereits 2019 auf einer (selbst finanzierten) Reise nach Südafrika überzeugt. In Gumbi erlebten sie, wie der vom Global Nature Fund mit den Hannover-Spenden erbaute Brunnen das Leben der Menschen verbessert hat. „Es geht darum, den Ärmsten zu helfen.“ Zusammen mit der Stadt Hannover betreue man inzwischen auch ein Projekt in Malawi, das eine Schule mit sauberen Wasser versorgt.
Auf der Homepage des Global Nature Fund kann man die Projekte verfolgen. 2026 wollen etwa zehn Menschen aus dem Hannover-Team auf eigene Rechnung nach Malawi reisen. Kutzke ist informiert über die Fortschritte, hält Kontakt mit der Hilfsorganisation. „Aber es ist etwas anderes, es zu sehen und zu spüren, was da passiert.“ Erst im August 2023 hatte das „Trinkwasser“-Team sich über die Rekordmarke von 500.000 Euro gefreut. Dass das Projekt jetzt so Tempo aufnimmt, hat laut Kutzke auch mit der Unterstützung durch den Verein zu tun. Was 2009 klein begann, sei jetzt ein wichtiger und fester Bestandteil von Heimspielen. „Wir waren auch schon öfter vor Anpfiff für Interviews auf dem Platz, konnten unser Anliegen vorstellen.“ Ein Schirmherr wie Ex-Stürmer Weydandt habe Strahlkraft. „Und sein Appell beim Schalke-Spiel hat die Helfer motiviert.“
Müsste man in den Zeiten von Krisen und Krieg nicht damit rechnen, dass die Menschen zurückhaltender mit ihrem Geld umgehen? Kutzke hat eher das Gegenteil erlebt. „Die Leute wollen etwas Gutes tun, sie haben ein soziales Gewissen.“
Auf das Pfand für den Bier- oder Limobecher zu verzichten, sei für viele ein kleiner Schritt. Und: „Das Trinkwasserthema ist in Zeiten des Klimawandels präsent.“