Steinkühler ist seit 24 Jahren beim GOP. „Ich war zu Schulzeiten Babysitterin für die Tochter der damaligen Direktorin des Hauses in Bad Oeynhausen“, erzählt sie. Nach einem Au-Pair-Jahr in den USA wollte sie mit einer Stelle in der Garderobe des Theaters überbrücken. „Aber da war ich nie, ich habe im Ticketverkauf geholfen.“ Sie macht eine Ausbildung als Bürokauffrau, wird für das „Blue Balance“-Projekt in Oberhausen Assistentin der Theaterleitung, 2005 wechselt sie zu GOP Showconcept. „Ich bin da reingewachsen“, sagt die 44-Jährige, die nun die künstlerische Verantwortung für die Shows in allen Häusern trägt.
Die sind alle ganz unterschiedlich. Und da kommt Sebastian Drozdz ins Spiel, der als technischer Direktor vermeintlich banale Dinge wie die Deckenhöhe im Auge hat. Der 45-Jährige deutet beim Fototermin auf die Bühne, seufzt leise. „3,90 Meter in Hannover. In Bremen haben die Artisten neun Meter Platz. Das muss man alles im Blick haben.“ In der aktuellen Hannover-Show „Night Fever“ hält das Publikum den Atem an, wenn Emiliano Gallardo Núñez seine Partnerin im Handstand nach oben stemmt. Denn ihre Fußspitzen scheinen dann gefährlich nah an der Decke.
Drozdz ist Veranstaltungstechniker mit Meistertitel. 2006 half er beim Wintervarieté „Traumtänzer“ aus. „Die erste Show vergisst man nicht“, sagt er mit einem Lächeln, „für mich war das eine neue Welt.“ Denn zuvor war eher die Beleuchtung von Messeständen seine Aufgabe. Seit 2012 gehört er fest zum GOP-Team. „Ich kümmere mich um die visuellen Ideen und die Bühnentechnik.“ Und die Logistik. Da geht es auch darum, dass die Trucks mit Technik und Requisiten so beladen werden, dass sie in Münster noch auf den Hof des Theaters fahren dürfen – „da ist bei zwölf Tonnen Schluss“.
Wie will das Duo die Zukunft des Varietés gestalten? Steinkühler wertet dafür auch Publikumsstimmen aus. „Die Leute wollen pures Entertainment, sie wollen abschalten vom Alltag. Comedy ist ein wichtiger Faktor.“ Dafür reist die künstlerische Direktorin zu Zirkusfestivals auf der ganzen Welt, sichtet Bewerbungen und Videos. „Jonglage oder Hula-Hoop kann man nicht komplett neu erfinden, aber überraschende neue Requisiten einsetzen, interessante Bühnenfiguren entwickeln.“
Aber auch Steinkühler wird nach 24 Jahren GOP immer mal wieder überwältigt: „Im Leipziger Kristallpalast habe ich eine Artistin gesehen, die ihre Fünf-Minuten-Nummer durchgehend im Handstand gemacht hat.“
Inflation und Preissteigerungen gehen auch am Varieté nicht spurlos vorüber, die Ticketpreise sollen aber moderat bleiben. „Wir wollen Familien ein Angebot machen“, betont Steinkühler. Ihr Kollege fühlt sich da gefordert. „Wir tüfteln lieber hinten an Einsparungen. Auf der Bühne soll alles funkeln, glitzern, leuchten.“