Es waren Pioniere, die sich damals zusammentaten: Ein halbes Dutzend Enthusiasten versammelte sich anno 1924 im Schwarzen Bären. An das später ausgebombte Lokal erinnert heute noch der gleichnamige Platz in Linden. „Sie alle verband die gemeinsame Lust am Motorsport“, sagt Heinz-Georg Schedler.
Der 75-Jährige ist seit 1992 Vorsitzender des Lindener Motorrad- und Automobil-Clubs, den die Altvorderen damals aus der Taufe hoben. In diesem Jahr feiert der altehrwürdige LMAC sein 100-jähriges Bestehen.
Die Motorisierung der Gesellschaft nahm seinerzeit gerade Fahrt auf – allerdings noch im bescheidenen Rahmen. „Für viele waren zu dieser Zeit Motorräder das gerade erschwingliche Fortbewegungsmittel“, sagt LMAC-Mitglied Wolfgang Eisert, der sich mit der Geschichte des Clubs beschäftigt hat.
Auf einem historischen Foto von 1928 posieren folglich die meisten Vereinsmitglieder mit Motorrädern. Einige sind allerdings auch schon mit einem Hanomag-„Kommissbrot“ am Schwarzen Bären vorgefahren. „In Linden wohnten damals vorwiegend Menschen, die sich einen großen Pkw nicht leisten konnten“, sagt Eisert. Der vergleichsweise günstige Kleinwagen vom Typ 2/10 sei da „ein echter Ansatz für ein Volksauto“ gewesen. „Der Verein wuchs schnell“, sagt der Vorsitzende Schedler. Mit zunehmender Verkehrsdichte häuften sich allerdings auch die Klagen über „allerlei Unliebsames“ im „Kraftfahrwesen“, wie es in einem Bericht aus den Zwanzigerjahren heißt, der sich in den Vereinsunterlagen erhalten hat. Damals beteiligte sich der LMAC an der Gründung einer „Verkehrswacht“, die der „Stärkung der Straßendisziplin“ dienen sollte.
In der NS-Zeit wurden die meisten Vereine gleichgeschaltet. Der Lindener Club ging 1934 im reichsweiten, linientreuen „Der Deutsche Automobil-Club“ auf. Doch nach dem Krieg kamen die alten Mitglieder wieder zusammen und ließen 1948 den alten Verein wieder aufleben. Bald organisierten sie wieder Langstreckenfahrten oder Grasbahnrennen.
Der Club war auch an der Organisation von legendären Veranstaltungen wie den Eilenriederennen beteiligt. Dabei kamen in den Fünfzigerjahren teils bis zu 150.000 Zuschauer in den Stadtwald, um die halsbrecherischen Motorradrennen zu verfolgen.
Auch beim Maschseerennen am 3. April 1949 fungierte der LMAC als Mitveranstalter. Dieses gilt vielen als einziges Autorennen, das es je in Hannover gab. Es führte am Seeufer entlang sowie durch die Wohngebiete und Trümmerberge der Südstadt.
Dabei siegte Publikumsliebling Petermax Müller, der gleich neben der Rennstrecke an der Krausenstraße eine Autofirma betrieb. Seinen silbergrauen Wagen hatte er unter anderem aus diversen VW-Teilen selbst zusammengebaut. Statt Preisgeld bekam er eine Vase.
Das Sicherheitskonzept des Maschseerennens bestand vor allem aus Strohballen. Außerdem verbreiteten die Veranstalter „10 Gebote für Zuschauer“. Darin hieß es zum Beispiel: „Bleibe während des Rennens von der Fahrbahn – denn du bist doch der Schwächere.“
Heute versammeln sich die LMAC-Mitglieder an jedem ersten Donnerstag im Monat zum Fachsimpeln beim Clubabend. Der Verein ist auch bei Oldtimertreffen und Slalomfahrten dabei – und er organisiert Geschicklichkeitsturniere für Motorräder beim TÜV. Anfang November begeht der Verein sein 100-jähriges Bestehen mit einer internen Feier. Auf seinen Gründungsort Linden sei der LMAC jedoch längst nicht mehr beschränkt, sagt Heinz-Georg Schedler: „Unsere Mitglieder kommen heute aus der gesamten Region Hannover.“