Der Bereich dazwischen aber ist eher ungeliebt. Mit dem tiefergelegten Raschplatz und dem alten Fernsehturm, mit Bredero-Hochhaus und dem eher trostlosen Andreas-Hermes-Platz, mit den Flächen unter der Raschplatz-Hochstraße und auch dem Großteil des Areals um das Kulturzentrum Pavillon hadern die meisten Hannoveraner.
Vielhaber, seit vier Jahren oberster Stadtplaner von Hannover, spricht gern vom „amerikanischen Quartier“, weil Hannover hier besonders urban ist mit der Hochhauskulisse, der großzügig geschwungenen Hochstraße und der Stadtkulisse, die hier stets zwischen Subkultur und Verelendung, zwischen Großstädtischem und Verwahrlosten oszilliert. Kann es Vielhabers Vermächtnis für Hannover werden, hier etwas zu ändern?
In einem Kreis ausgewählter Planungsbüros hat Vielhabers Team jetzt drei Varianten skizzieren lassen, wie sich das Areal entwickeln könnte. Prämisse ist dabei aber, dass die Vorhersagen der Neunzigerjahre nicht eintreten werden, die mitteleuropäischen Städten ein Schrumpfen prophezeiten, sondern dass eher die aktuellen Annahmen stimmen werden, dass urbane Zentren weiter wachsen und daher Verdichtung brauchen.
Vielhaber verweist darauf, dass es um langfristige Zukunftsplanungen gehe, nicht um Kurzfristpolitik.
Allen Varianten ist zudem gemein, dass die Hochstraße nicht abgerissen wird. „Sie wurde schließlich gerade teuer saniert“, sagt Vielhaber. Wenn man sie abreiße, müsse man den Autoverkehr komplett auf die normale Straßenebene verlagern, was die Barriere zwischen Hauptbahnhof und Oststadt nur noch mehr erhöhe. Stattdessen aber soll unter der Hochstraße gar kein Autoverkehr mehr Platz finden – Autos und Lkw werden über Umwege geführt.
In allen Varianten würde zudem das „Raschplatz-Loch“ ähnlich wie am Kröpcke geschlossen, sodass man aus dem Hauptbahnhof über eine ebenerdige Platzfolge Richtung Pavillon läuft. Die Art der Plätze und Wege aber unterscheidet sich stark: Mal denken die Planerinnen und Planer an eine grade Flanierachse, mal an bis zu drei getrennte Plätze.
Sehr unterschiedlich ist auch der Umgang mit dem bisherigen Parkhaus Rundestraße am Nordkopf des Hauptbahnhofs. Ohnehin werden ja zwei Bahngleise zwischen die bisherigen Gleise und das Parkhaus gebaut. Allerdings ist dieses Parkhaus nach Ansicht der Planenden eigentlich überflüssig (im Umfeld gibt es die Tiefgarage Raschplatz und das große Parkhaus neben Kaufland), sodass es bis auf eine Kiss-and-ride-Anlage verschwinden könnte. Die Neubauideen fallen sehr unterschiedlich aus: von einem schmalen Neubau mit großem, ovalen Dach bis zu raumgreifenden Großbauten.
■ 1. „Oststadt-Boulevard“: Zwischen Hauptbahnhof-Nordausgang und Oststadt entstünde ein gradliniger Boulevard. Statt des Parkhauses Rundestraße würde ein eher schmaler Baukörper errichtet, aber mit einem großen, ovalen Dach, um eine gute Verbindung zwischen Augustenstraße (rechts) und ZOB (links) zu schaffen. Die runde Baggi-Disco könnte langfristig entfallen, im Bereich des derzeitigen Plaza-Hotels mit Cinemaxx-Kino gäbe es Baurecht für ein weiteres Hochhaus, auch vor dem Steigenberger-Hotel dürfte ein weiteres Hochhaus wachsen. Der Raschplatz-Pavillon würde baulich ergänzt.
■ 2. „Lister Plaza + Raschplatz“: Auf dem angehobenen Raschplatz und vor dem neu zu bebauenden Grundstück des derzeitigen Kulturzentrums Pavillons könnten langfristig grüne Stadträume entstehen. Anstelle des derzeitigen Parkhauses Rundestraße hinterm Hauptbahnhof würde Baurecht für ein sehr dominantes Gebäude geschaffen. Insgesamt wäre in dieser Planungsvariante Platz für drei neue Hochhäuser. Die beiden höchsten davon blieben mit je 60 Metern aber deutlich unter dem 85 Meter hohen Bredero-Hochhaus.
■ 3. „Berliner Platz“: Hier könnte langfristig unter der Hochstraße und ringsherum ein großer neuer Stadtplatz entstehen – mit regengeschützten Spiel- und Sportanlagen unter der Brücke und Freiflächen ringsherum. Städtebauliche Dominante wäre ein Hochhaus im Bereich des heutigen Cinemaxx-Kinos, das mit 100 Metern das Bredero-Hochhaus (85 Meter) überragen würde. Auch für den Bereich des Raschplatz-Pavillons, dessen Gebäudekubatur deutlich erweitert würde, und dem heutigen Rundbau der Baggi-Disco würde die Stadt neues Planungsrecht schaffen.
In einer 60-seitigen Studie, die auf der Internetseite der Stadt abrufbar ist (Stichworte: nördlich Hauptbahnhof) sind die wichtigsten Analysen und die drei Varianten des Masterplans zusammengetragen.