Nicht jeder, der ein Tier vermisst, meldet sich im Tierheim. Obwohl manche Tiere gechippt sind, lassen sich die Besitzer nicht immer ermitteln. „Wir suchen auf Facebook die Halter von Fundtieren und von ausgesetzten Tieren“, sagt Doris Peterek, Leiterin des Tierheims Hannover. Die Fundtiere werden samt Angaben zu Fundort und Zustand möglichst schnell veröffentlicht. „Unsere Nachrichten werden oft geteilt, und das beschleunigt den Findungsprozess“, sagt Peterek. Hinweise kämen etwa von Nachbarn oder Verwandten des gesuchten Besitzers. Diese führten im besten Fall auch zur Ermittlung des Halters.
So hat das Tierheim über seinen Facebookaufruf zuletzt einige Hinweise zu den im August ausgesetzten Nymphensittichen bekommen. Die Vögel waren in einer kleinen Transportkiste an einer Bushaltestelle in Langenhagen abgestellt worden. Als sie gefunden wurden, waren die Tiere in einem schlechten Zustand. Peterek ist optimistisch, was die Haltersuche angeht. „Die Ermittlungen dazu laufen aber noch“, meint Peterek.
Auch bei dem in Hannover ausgesetzten Riesenhund Musti, dessen trauriges Schicksal Tausende Menschen bewegt hatte, war der Facebook-Aufruf erfolgreich. Das Tierheim bekam dadurch die entscheidenden Hinweise auf den Halter. So konnte der Kangal-Rüde im Tierheim mit seiner Schwester Dunja wiedervereint werden.
Die Mitarbeitenden schalten in solchen Fällen auch oft die Behörden ein. „Wenn ein Tier ausgesetzt wurde und der Halter ermittelt wird, geben wir den Fall an das zuständige Ordnungsamt“, sagt Peterek. Dort werde entschieden, ob es eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat sei. Dabei werde auch geprüft, „wie viel Leid dem Tier angetan wurde“.
Unabhängig davon, ob sich die Halterdaten ermitteln lassen, stellen die Tierschützer bei schwerer Verwahrlosung oder Vernachlässigung des Tieres auch Strafanzeige. Die Kosten im Tierheim würden im Falle einer Straftat zunächst von der Staatsanwaltschaft übernommen und später dem Halter auferlegt, erklärt Peterek.
Die Online-Halterfahndung sei besonders bei ausgesetzten Hunden recht erfolgreich. Katzen stünden an zweiter Stelle, sagt die Tierheim-Leiterin. „Bei Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen und Co. klappt es seltener.“
Im vergangenen Jahr konnte das Tierheim Hannover von 960 Fundtieren – hauptsächlich Katzen, Hunde und Kleintiere – 181 an die Halter zurückgeben. Doch was passiert mit den Tieren, für die kein Halter ermittelt werden kann? Peterek verweist auf das „allgemein gültige Fundrecht“ – unter das auch Tiere fallen. „Dies gilt ein halbes Jahr. Nur in dieser Zeit kann der Halter seinen Anspruch geltend machen.“ Allerdings habe bei ausgesetzten Tieren der Halter durch das Aussetzen sein Recht auf Eigentum verwirkt.
Ziel der Fundtierfahndung in Hannover ist es jedoch letztlich, Tiere und ihre Halter wieder zusammenzubringen, sagt die Tierheimleiterin. Es könne aber schon mal sein, dass Meerschweinchen, Kaninchen oder auch Schlangen ausbüxen und dann im Tierheim landen. Auch diese Tiere sind bei Facebook wiederzufinden.