Die häufigste Ursache von Verletzungen seien Stürze, erklärt er. Manchmal genüge schon eine leichte Unkonzentriertheit, um über Wurzeln zu stolpern, auszurutschen oder mit dem Fuß umzuknicken. Lädiert sind dann meist die Arme, Knie oder Sprunggelenke. Mountainbikefahrer verletzten sich außerdem oft an der Schulter oder am Kopf, so der Outdoorexperte. In der Regel bleibt es bei kleinen Blessuren wie blauen Flecken, Prellungen und Schürfwunden. Oft werden Bänder überdehnt.
Meist hilft dann PECH. Die Abkürzung steht für Pausieren, Eis zur Kühlung, Compression und Hochlagern. Ein elastischer Stützverband kann mit Mullbinden angelegt werden. Die gehören zur Grundausstattung eines Erste-Hilfe-Sets, das jeder, der sich für längere Zeit in die Natur begibt, dabeihaben sollte, betont Ampenberger. Mit Dreieckstüchern lassen sich verletzte Arme fixieren und ruhigstellen, ergänzt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV). Er empfiehlt darüber hinaus formbare Schienen aus Aluminium, sogenannte SAM-Splints.
In den Hochlagen von Bergen finden sich selbst im Sommer kleine Schneefelder, und ein kühler Bach ist in vielen Gegenden oft nicht weit entfernt. Dann kann ein Tuch getränkt oder eine Trinkflasche gefüllt werden, um sie auf die Schwellung zu legen. Eine Alternative ist kühles Moos. Mit diesen Hilfsmitteln wird der Blutdurchfluss verlangsamt und der Schmerz gelindert. Aber Vorsicht: In der Nähe von empfindlichen Körperteilen wie Augen sollte besser nicht oder nur sehr vorsichtig gekühlt werden. Das Gleiche gilt bei offenen Wunden, denn dann können Keime ins Blut gelangen.
Kommt es etwa bei einer Schürf- oder Platzwunde zu einer leichten Blutung, kann zunächst abgewartet werden, bis nur noch wenige Tropfen fließen. Dann sollte die betroffene Stelle mit sauberem Wasser abgespült und anschließend desinfiziert werden. Ist kein Desinfektionsmittel vorhanden, könne alternativ Schafgarbe gepflückt, zerrieben und der entzündungshemmende Saft auf die Wunde gegeben werden, erklärt Heilkräuterexperte und Apotheker Manfred Fischer. Zum Schluss wird diese mit einem Pflaster oder einer sterilen Kompresse abgedeckt. Stärkere Blutungen sollten umgehend gestillt werden. Dafür wird das betroffene Körperteil hoch gelagert und ein Druckverband mit einer keimfreien Wundauflage angelegt. Fehlt es an Verbandsmaterial, können nicht fusselnde, möglichst saubere Tücher verwendet werden.
Weil nach starken Blutungen die Gefahr eines Schocks besteht, sollten sich Verletzte auf den Rücken legen und die Unterschenkel im rechten Winkel lagern, etwa auf einem Rucksack. Falls vorhanden, sollte die verletzte Person mit einer leichten Rettungsdecke bedeckt werden. „Diese ist vielseitig einsetzbar und ideal für den Wärmeerhalt“, sagt Ampenberger. Vor allem in Höhenlagen kann es schnell kalt werden. Sobald es wieder möglich ist, sollten frierende Personen weiterlaufen, sagt Winter: „Denn am meisten wärmt der Körper sich selbst durch Bewegung.“
Das andere Extrem ist Überhitzung: Sie droht bei großer Anstrengung an sehr warmen Tagen und auf Touren ohne Schatten. Die Folge können Sonnenbrände, Kreislaufprobleme, Schwindel, Erbrechen und sogar Ohnmacht oder Hitzeschlag sein. Winter empfiehlt, sich gegen starke Sonnenstrahlung mit atmungsaktiver Kleidung am ganzen Körper zu schützen und eine Kopfbedeckung zu tragen. Bei sonnenverbrannter Haut versprechen laut Fischer aufgelegte Blätter des Huflattichs Linderung. Bei Kreislaufproblemen sollte sofort Schatten aufgesucht werden. Anschließend gilt es, vor allem Kopf und Nacken leicht zu kühlen. Flüssigkeitsaufnahme ist ebenfalls wichtig. Ist zu wenig Trinkwasser vorhanden, könne Wasser aus Bächen mit speziellen Filtern entkeimt werden, erklärt Ampenberger.
Erschöpfungszustände können auch daher rühren, dass Menschen sich falsch ein- oder überschätzen. Vor allem wenn Vorerkrankungen vorliegen, kann das schwerwiegende Folgen haben: Die Todesursache Nummer eins beim Outdoorsport seien Herz-Kreislauf-Probleme, sagt Susanne Mitterer vom Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit. Wer sich längere Zeit in die Natur begeben und körperlich herausfordernde Touren unternehmen möchte, sollte sich deshalb vorher ärztlich durchchecken lassen. Das gilt insbesondere für Menschen, die nicht regelmäßig Sport treiben und über 50 Jahre alt sind.
Wer wenig Erfahrung besitzt und nicht gut trainiert ist, sollte besser leichte Touren wählen, betont Ampenberger. Er rät grundsätzlich dazu, gekennzeichnete Wege zu nutzen und ausreichend Essen und Trinken mitzunehmen: „Man sollte immer mit Reserven unterwegs sein.“ Ganz wichtig seien Pausen. Die sollten auch rechtzeitig eingelegt werden, um Blasen zu versorgen, bevor sich diese zu offenen Wunden entwickeln und jeden Schritt zur Qual werden lassen. In der Regel hilft es, ein Blasenpflaster auf die Stelle zu kleben. Mutter Natur halte aber auch in diesem Fall eine Alternative bereit, und zwar in Form des Breitwegerichs, der sich oft am Wegesrand finde, erläutert Fischer: „Die großen Blätter werden wie ein Pflaster auf die schmerzende Stelle gelegt.“
Bei Stichen etwa von Wespen, Bienen, Moskitos oder Bremsen sorgt die Kühlung der Einstichstelle mit Umschlägen oder Gels für Linderung. Eine aufgeschnittene Zwiebel hat einen vergleichbaren Effekt. Auch zerquetschte Blätter des Spitzwegerichs helfen. Sie wirken sogar antibakteriell. Allergiker sollten immer ein Notfallset mit einem Antihistaminikum oder Kortison dabei haben. Zecken entfernt man am besten schnell mit einer Pinzette.
Trotz aller Gefahren, die in der Wildnis lauern: Von Outdooraktivitäten sollte sich niemand abhalten lassen, betont Winter. Denn: „Die gesundheitlichen Vorteile und einzigarten Naturerlebnisse überwiegen die Risiken bei Weitem.“