„Immer dann, wenn sie sich bedroht oder belästigt fühlen, etwas Strafbares vorliegt oder auch, wenn sie solche Situationen beobachten“, sagt Üstra-Sprecher Heiko Rehberg. Julia Tadeus, Sprecherin der S-Bahn Hannover, empfiehlt, direkten Kontakt zu den Kundenbetreuerinnen und -betreuern aufzunehmen, wenn Fahrgäste möglicherweise Unterstützung benötigen. Diese speziell geschulten Kräfte könnten „klar differenzieren, ob eine Straftat oder eine Ordnungswidrigkeit vorliegt und ob die Polizei in einer gegebenen Situation eingreifen muss“.
Wie funktioniert ein Notruf an einer Stadtbahnhaltestelle?An allen 198 Stadtbahnhaltestellen der Üstra befinden sich laut Rehberg Info- und Notrufsäulen, die auf Knopfdruck funktionieren. Wer den roten Knopf betätigt, sendet einen Hilferuf aus, der direkt in der Üstra-Leitstelle ankommt. Gleiches gilt für weitergehende Fragen nach Informationen, für die der grüne Knopf betätigt werden muss. Die Beschäftigten der Leitstelle antworten persönlich, sie alarmieren im Notfall auch die Polizei oder den Rettungsdienst.
Gibt es Notrufsysteme in den Stadtbahnen?In jedem Stadtbahnwagen finden Fahrgäste neben den Türen eine Sprechstelle – erkennbar als orangefarbener Kasten –, über die sie direkt den Kontakt zum Fahrpersonal aufnehmen können, erläutert Rehberg. Während die beiden neueren Stadtbahngenerationen bereits als Serienausstattung über diese Funktion verfügen, wurde sie beim ältesten Üstra-Stadtbahnmodell, dem TW 6000, aufwendig nachgerüstet. „Die Handhabung der Fahrgastsprechstelle ist kinderleicht“, sagt Rehberg.
Über die Gegensprechanlage werde per Knopfdruck der Sprechwunsch an den Fahrer oder die Fahrerin gesendet. In deren Kabine gebe es dann ein akustisches und ein virtuelles Signal auf der Armatur, sodass das Personal den Sprechwunsch bestätigen könne. Sobald die Anfrage aus dem Fahrerstand bestätigt werde, springe das Licht an der Sprechstelle im Wagen auf Grün – und die Verbindung steht.
Wie schnell reagieren die Fahrerinnen und Fahrer?Mitunter müssten die Beschäftigten erst einmal brenzlige Verkehrssituationen bewältigen, ehe sie das Gespräch annehmen können, sagt der Üstra-Sprecher. Er betont: „In Notsituationen dürfen die Fahrgäste auch an die Fahrertür klopfen.“
Gibt es in S-Bahnen auch eine Möglichkeit, um Kontakt zum Fahrzeugführenden aufzunehmen?„Ja“, sagt Sprecherin Tadeus: „Jeder Zug ist selbstverständlich mit Videokameras und Notruftasten ausgestattet.“ Darüber könnten Reisende den Kontakt aufnehmen – wenn sie nicht direkt einen Beschäftigten der Kundenbetreuung in den Wagen ansprechen können oder wollen.
Dürfen Fahrgäste im Bus den Fahrer oder die Fahrerin direkt kontaktieren?Da der Fahrerbereich in Bussen offen ist, bestehe diese Möglichkeit in jedem Bus von Üstra und Regiobus, sagt Tolga Otkun, Sprecher bei Regiobus. Das Fahrpersonal versuche zu helfen, es müsse aber mit Priorität den Bus sicher durch den Verkehr steuern.
Welche Angaben sollten Fahrgäste machen, wenn sie Beschäftigte der Verkehrsunternehmen oder die Polizei im Notfall alarmieren?„Je mehr Daten genannt werden, umso besser“, sagt S-Bahn-Sprecherin Tadeus. Wichtig sind die jeweilige Linie von Bus oder Bahn, Haltestelle und Abfahrtszeit. Wer dann noch den Wagen oder die Richtung des Bahnsteigs nennt, kann auf schnelle Hilfe hoffen. „Eine solche Situation löst natürlich Stress aus, deshalb kann schon mal das eine oder andere vergessen werden“, sagt Rehberg. Das Fahrpersonal oder die Beschäftigten in der Leitstelle würden dann gezielte Fragen stellen. Polizeisprecher Nico Miericke nennt die vier wichtigsten W-Fragen: Wo ist das Ereignis? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Beteiligte gibt es? Danach sollten die Anrufenden auf Rückfragen warten.Was passiert, wenn sich ein Alarm als Fehlalarm herausstellt – drohen Strafen?„Auf keinen Fall“, betont Miericke. Sofern eine Anruferin oder ein Anrufer eine Situation als Notfall einschätze und sich auch nur „nicht ganz sicher sei“, sei alles in Ordnung. Strafbar sei indes das Melden einer vorgetäuschten Not- oder Gefahrensituation, also der Missbrauch von Notrufen.
Dürfen oder sollten Fahrgäste, die eine Straftat beobachten, die möglichen Täterinnen und Täter filmen oder fotografieren?Beim Filmen oder Fotografieren sollten sich Zeuginnen und Zeugen nie selbst in Gefahr bringen, stellt der Polizeisprecher klar. „Oberste Priorität hat die eigene Sicherheit, und man sollte alles tun, um diese zu schützen.“ Er empfiehlt, sich nach Möglichkeit durch Aussteigen oder Weggehen zunächst einmal der Gefahrensituation zu entziehen und dann in sicherer Umgebung den Notruf abzusetzen. Weil eine Notlage die Auffassungsgabe und die Konzentration beeinträchtige, sollten Zeuginnen und Zeugen sich gezielt bemühen, wichtige Details, beispielsweise für spätere Personenbeschreibungen, einzuprägen.
Wo setzen Verkehrsbetriebe eigene Kameras ein?Üstra-Sprecher Rehberg bezeichnet die Videotechnik als „zentralen Baustein“ des Sicherheitskonzepts: Kameras sorgen seinen Angaben zufolge in allen 19 Tunnelstationen, auf Bahnsteigen, Zugängen, Treppen und Aufzügen sowie Verteilerebenen und einigen oberirdischen Stationen für eine permanente Videoüberwachung. Auch die Fahrzeuge der Üstra seien mit Kameras ausgestattet – alle Busse und rund zwei Drittel der Stadtbahnen verfügten über eine solche Technik. Die Aufnahmen aus den Bussen und Bahnen würden 24 Stunden lang gespeichert. Die Kameras sollten in erster Linie das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen und dienten als Mittel der Abschreckung für potenzielle Täter. Auch in den S-Bahnen befinden sich laut Sprecherin Tadeus Videokameras, die den jeweiligen Waggon überwachen.
Wie ist die Situation am Hauptbahnhof Hannover?Bei einer Umfrage nannten die meisten Teilnehmenden als Konfliktpunkte das aggressive Betteln, die Verlagerung der Drogenszene in den Bahnhof und auf die Bahnsteige sowie zu wenige Kontrollen und Verweise bei Personengruppen, von denen eine Gefahr ausgehen könnte. Bundespolizei, Stadt Hannover und Deutsche Bahn kündigten an, die Streifen im und rund um den Hauptbahnhof zu verstärken und so das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Nach Aussage von Kevin Müller, Sprecher der zuständigen Bundespolizei, hat die Behörde bereits mehr Personal im Einsatz. Für die Deutsche Bahn teilt eine Sprecherin mit, das Unternehmen baue die Kameraüberwachung bundesweit aus – auch in Hannover. So sollen neue Multisensor-Kameras eingesetzt werden, die den Alltag in Bahnhöfen aus knapp 20.000 Blickwinkeln erfassen.