Doch zunächst ein Rückblick: Bereits im Jahr1978 veranstaltete der Kunstverein Hannover ein experimentelles Format, das zwischen Ausstellung und Vermittlung, Display und Diskurs verortet war. „Wer nicht zeichnen kann, ist doof“ nannte Katrin Sello (1941–1992), die erste weibliche Direktorin des Kunstvereins, ihr Projekt. Es konzentrierte sich auf das Zeichnen, auf Malerei und Gesprächsformate. Im Wesentlichen ging es darum, die Aufgaben des Kunstvereins im Präsentieren und Vermitteln von zeitgenössischer Kunstpraxis zu reflektieren, so wie es in den Statuten des 1832 gegründeten Vereins festgeschrieben steht.
Heute, im Jahr 2024, wird dieser Faden wieder aufgenommen und weitergesponnen. Workshops, Gespräche und Kunstpraxis eröffnen Experimentierräume und Verschränkungen, die in die langfristige Vermittlungspraxis des Kunstvereins hineinwachsen sollen. Die Theorie dahinter ist die Loslösung von einem typisch akademischen Zugang „von oben herab“. Stattdessen wird auf die Wahrnehmungen der Workshop-Teilnehmenden gesetzt – Lebenserfahrung eben, und eben auch: Kunst bewusst (er-)leben. Manchmal in der Betrachtung, manchmal mit den eigenen Händen, die Kunst nicht nur erfühlen, sondern erschaffen können. Eigentlich ist es doch so einfach. In der Praxis sieht das dann so aus, dass die aufgenommenen Fäden sich durchaus in einem textilen Gemeinschaftskunstwerk wiederfinden lassen.
Aufgebaut ist die Ausstellung in verschiedenen Modulen – Räumen beziehungsweise Inseln, die von den Teilnehmenden bespielt werden. Zusätzlich gibt es mit dem „Open Space“ Raum für alle, die ihre Ideen einbringen wollen.
Gezeigt werden unter anderem„Each One Teach One – Lokale Kollaborationen aus der Nachbarschaft“ mit Ergebnissen aus dem Seminar „Das lebendige Archiv“ der Universität Hildesheim sowie Arbeiten aus dem Kunstclub der Bismarckschule Hannover sowie der St. Ursula-Schule Hannover.
Der Ukrainische Studentische Verein in Niedersachsen, auch bekannt unter dem Namen oseréd:ia, gestaltet eines der Module mit dem Projekt „Community Arts – Wenn Selbstausdruck Gemeinschaft formt“. Der Verein ist mit seinen Mitgliedern am 24. März und 7. April, jeweils von 15 bis 19 Uhr vor Ort, um gemeinsam an einem großformatigen Tarnnetz zu arbeiten – nicht nur ein Akt der Solidarität und des Zusammenhalts. Das Tarnnetz soll nach der Fertigstellung an die Front geschickt werden. Während der Termine besteht die Einladung zum Mitmachen, Kennenlernen und zum Gespräch.
Ein weiteres Modul unter dem Titel „When Attitudes Become Form. Von künstlerischen Konzepten lernen“ gestalten Rolf Bier, Daniel Buren und Christiane Möbus. Mit der Buchvorstellung und Performance „BEUYSKIOSK“ist Rolf Bier am 21. März ab 18 Uhr zu Gast. Künstlerin Christiane Möbus spricht über Gedichte, Titel und Assoziationen in der Kunst am 23. und 24. März, jeweils ab 15 Uhr. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bis zum 18. März erforderlich an bildung@kunstverein-hannover.de.
Eine Einladung an alle, die ihr Deutsch als Nicht-Muttersprachler in neuer Umgebung üben möchten, ist der Sprach-Lern-Kreis mit Laura Stolle. Gemeinsam geht es durch die Ausstellung, um Gedanken zu teilen. Die nächsten Termine sind am 19. und 26. März, ab 17.30 Uhr, eine Anmeldung ist jeweils bis zwei Tage zuvor möglich per E-Mail an bildung@kunstverein-hannover.de.
Yoga im Kunstverein gibt es am 11. April und 2. Mai, jeweils ab 10 Uhr, für Kinder sind verschiedene Kunsttauchkurse unter dem Motto „Learning by Doing“ im Angebot. Nähere Informationen zur Anmeldung und Teilnahme an den Workshops und Mitmachangeboten sowie Teilnahmegebühren stehen auf der Internetseite des Kunstvereins.kunstverein-hannover.de