Sie sind ziemlich geknickt angesichts dieses Vandalismus. „Das ist echt schade. Es hat keine Woche gehalten“, bedauert Pflieger, der mit Kräling das Kunstprojekt Pianobombing initiierte. Die Idee dahinter: Klaviere werden in der Stadt an öffentlichen und trockenen Orten aufgestellt, jeder und jede kann darauf spielen, egal, wie professionell.
„Drünter & Dünkelhaft“ hatten die Klaviere auf der Kleinanzeigenplattform Ebay aufgetrieben: Zwar waren sie kostenlos, dafür mussten sie selbst abgeholt werden. In einer Werkstatt ließen sie die Pianos für je 100 Euro stimmen, außerdem haben sie Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler gewonnen, die die Klaviere für je 50 Euro bunt gestalteten. Wie eben das frisch zerstörte, das von „The Earlybirds“ bemalt worden war. „Und wir haben es aus dem zweiten Stock getragen“, erzählen Pflieger und Kräling und stöhnen bei der Erinnerung. „Wir haben es in die Werkstatt geschleppt und von dort aus in die Toreinfahrt am Klaus-Müller-Kilian-Weg.“
Wo Unbekannte es in der Nacht übelst traktierten und über den Platz an der Lutherkirche bis zur Lutherschule schoben. „Das waren sicher nicht unsere Schüler“, sagt Schulsozialarbeiter Christian Loh, der sich den Schaden anschaut. „Das war viel zu früh am Morgen, da schlafen die noch.“ Er bedauert, was hier passiert ist. „Das ist eine wirklich tolle Aktion, schade, dass irgendwelche Idioten ihre Unzufriedenheit an so einem Musikinstrument auslassen.“
Das Nordstädter Piano war für das Sprengelgelände aufgearbeitet worden. Es habe in der Tordurchfahrt am Klaus-Müller-Kilian-Weg gestanden, der die Rehbockstraße und die Schaufelder Straße über das Sprengelgelände verbindet. „Seltsamerweise gelangte es bis zur Lutherschule, obwohl es keine Rollen hat und mindestens 200 Kilogramm wiegt“, überlegt Pflieger. „Da hat sich jemand echte Mühe gemacht, um es kaputt zu kriegen.“
Das schreie für das Künstlerduo aus Linden nach Rache, scherzen sie. „Die Nordstädter können es wiedergutmachen“, meint Kräling. Ansonsten gebe es am 14. Juli „Dresche“, dann gibt’s die nächste Gemüseschlacht zwischen Teilnehmenden beider Stadtteile. Die Schlacht mit ungenießbarem Wegwerfgemüse soll auf der Justus-Garten-Brücke stattfinden.
Übrigens sind alle anderen Pianos „bis jetzt“ heil geblieben. Die bunten Klaviere im Tunnel unter der Kreuzung Friederikenplatz, unterm Vordach der Galerie Kubus und im Durchgang vom Künstlerhaus zum Schauspielhaus im „Kulturdreieck“ werden gut bespielt. Insgesamt zwölf Pianos sollen es werden. Kräling: „Das hier wird uns nicht aufhalten, Klaviere in die Stadt zu stellen.“