Irre, was nach 23 Jahren dann doch noch da ist vom Weltereignis, das das damals angeblich so provinzielle Hannover in die Moderne katapultierte. Man bekam eine Straßenbahn Richtung Messe, einen Ausbau der Messe, die Messemuttis jubelten über Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt, die Hoteliers und Gastronomen natürlich auch. Die Prominenz aus Königshäusern und Kunst, Parlamenten und Pop reichte sich die Klinken und brachte Autogrammjägerinnen und -jäger aufs Gelände. Und dann war da ja noch der blaublütige Pinkelprinz, der den türkischen Pavillon benässte.
„Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder“, sang halb Hannover zu skurrilen Comedyclips mit Sir Peter Ustinow und Verena Feldbusch, spätere Pooth. Nein, es kommt nicht wieder, aber die Erinnerung bleibt. Im Kopf. Und wenn man das Glück hat, im Büro und Zwischenlager des früheren Exposeeum irgendwo auf dem Messegelände vorbeischauen zu dürfen.
Der Verein hatte sein kleines Expo-Museum seit 2002 auf gut 500 Quadratmetern Fläche im früheren World-Trade-Center an der Expo-Plaza betrieben, musste im November 2019 ausziehen, weil ein Sportladen die Räume pachtete. Nun ist man auf der Suche nach bezahlbaren Räumlichkeiten, um die Expo-Exponate wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Vorsitzender Maurice Semella, der Englisch und Geschichte auf Lehramt studiert, hat in der Zwischenzeit in 27 Tagen alle Videos und Fotos digitalisiert – wäre schade, wenn er sie später nur seinen Schülerinnen und Schülern zeigen könnte.
Der gelbe Hannover-Sessel, mal mit, mal ohne Beton gefüllt, ging bereits durch die Welt als Botschafter, das einarmige Twipsy-Maskottchen gab es auf Expo-Briefmarken, als Kostüm, als Kuscheltier. Einst belacht, aber mit Eins-a-Wiedererkennungswert. Kaum vorstellbar, dass so etwas nicht elektronisch angezeigt wird. Die Wartezeit-Aufsteller kannte jede und jeder, die und der die Expo besuchte. Kein Problem: Da kam man nämlich prima ins Gespräch mit anderen. Die ganze Expo inklusive Seilbahn auf einer kleinen Betonplatte: Die Souvenirs waren schon im Jahr 2000 eher hässlich. Aber sie wurden von Besucherinnen und Besuchern in die ganze Welt mitgenommen.
Sie reinigt noch immer gut, die Seife. Und dieser Block könnte wahrscheinlich noch zwei Generationen säubern, allerdings verfallen die Stücke langsam, aber sicher. Vielleicht sollte man sie in Stückchen in die Welt versenden, überlegen die Macher.
Gewinnbringend für die Expo war auch eine Partnerschaft mit der Sparkasse, die Expo-Geldkarten auffüllten. Statt der Goldenen Amex also die lustige Twipsy Card, das blieb vielen auch im Gedächtnis. Auch, dass sie noch mit der Mark gefüllt war und nicht dem Euro, der kam erst ein Jahr später.
Ganz sweet waren auch die nicht menschlichen Gestalten auf der Expo. Immerhin darf der Robotermann auch im Jahr 2023 neben dem Blumenmädchen stehen und sie von der Seite ein wenig anhimmeln.
Vornehmlich Gilde-Bier und Schnaps wurde auch auf der Expo gereicht, die Trinkgefäße konnten mitgenommen werden. Der eine und andere nahm sie auch als Blumenvase.
Diese Massen an Lampen, Spots und Kabeln – auch das ist übrig geblieben von der Expo. Heute würde man es Elektroschrott nennen, aber ein Erinnerungsfoto ist es auf jeden Fall wert.
Und schließlich die fahrbaren Expo Eier: Sie fuhren selbstständig um Menschen und Hindernisse herum, wurden oft farbig angestrahlt und erstaunten die Besucherinnen immer wieder aufs Neue.