Die Wohnungseigentümergemeinschaft hat jetzt die Reißleine gezogen. Zu hoch waren die Summen, mit denen Windhorsts Firma Projekt Ihme-Zentrum GmbH (PIZ) im Rückstand war. Die PIZ hatte das sogenannte Hausgeld, dem Vernehmen nach eine monatliche Summe von etwa 470.000 Euro, seit Längerem nicht mehr überwiesen. Hinter dem Hausgeld verbergen sich alle laufenden Kosten für Verbrauch und Instandhaltung, etwa Strom, Müllabfuhr, Grundsteuer. Der Verwalter der Wohnungseigentümergemeinschaft hat jetzt beim Amtsgericht Insolvenzantrag gegen die PIZ gestellt – zum Schutz der Eigentümer.
Windhorst ließ daraufhin sinngemäß erklären, dass ihn das alles nichts mehr angehe. Man werde sich nicht unter Druck setzen lassen und keine weiteren Investitionen tätigen. Damit ist der Stillstand in der Bauruine zementiert.
Aus Sicht der Stadt ist allein Windhorst verantwortlich für die schwierige Lage. „Dass Windhorst seine Investitionsversprechen bricht, ist der Ausgangspunkt für die schwierige Situation des Ihme-Zentrums“, sagt ein Stadtsprecher. Defacto setze er den Kurs fort, den er eingeschlagen habe, seit er das Ihme-Zentrum gekauft habe.
Unter den Bewohnern der rund 630 Wohnungen geht jetzt die Angst um. „Die Stimmung ist angespannt“, sagt Dirk Potesta, der in einer großzügigen Wohnung im Ihme-Zentrum lebt. Er selbst bleibe locker, sagt er, schließlich wohne er zur Miete. „Alle Eigentümer bereiten sich jetzt auf eine Kostenlawine vor“, sagt er.Das bestätigt Anwohner Burke. Schon jetzt sei der Anteil des Hausgelds, den Eigentümer monatlich zahlen, recht hoch. So wendet er für seine Wohnung monatlich rund 600 Euro an Hausgeld auf. Müssten die Wohnungseigentümer den Hausgeldanteil von Windhorst übernehmen, kämen noch einmal zwischen 500 und 1000 Euro hinzu – je nach Größe einer Wohnung, meint Burke. „Das wird viele von uns in die Privatinsolvenz treiben“, sagt er.
Nicht wenige Wohnungseigentümer und Gewerbetreibende schauen jetzt auf die Stadt Hannover und wünschen sich, dass die öffentliche Hand einspringt und Steuergeld in den Betonklotz aus den Siebzigerjahren pumpt. Dem erteilt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) allerdings eine Absage. „Die Stadt ist nicht Eigentümerin der Immobilie und wird das auch nicht werden, das beschränkt ihre Einflussmöglichkeiten“, sagt Onay. Man werde aber nicht zuschauen, wie das Ihme-Zentrum in großen Teilen zu einer Bauruine verkommt. „Wir werden nun noch energischer gegensteuern“, kündigt Onay an.
Ziel sei es, sagt der Oberbürgermeister, den Weg für „verlässliche Investoren“ zu ebnen. Im Schulterschluss mit der Stadt könne auf diese Weise eine nachhaltige Entwicklung des Ihme-Zentrums vorangetrieben werden. Das Ihme-Zentrum dürfe kein Spekulationsobjekt sein, betont Onay. „Wer aus dem Objekt nur Geld herausziehen will, statt seriös zu investieren, wird auf unseren Widerstand stoßen“, sagt er.
Das bedeutet, dass die Stadtspitze das Vertrauen in Finanzjongleur Lars Windhorst, dem über eine Firma ein Großteil der Immobilie gehört, endgültig verloren hat und verhindern will, dass der Komplex in die Hände des nächsten Spekulanten gerät. Windhorst hatte angekündigt, dass er nicht mehr ins Ihme-Zentrum investieren wolle. Die Wohnungseigentümergemeinschaft hatte zuletzt Insolvenzantrag gegen Windhorsts Firma gestellt. Sie ist mit Zahlungen für Verbrauch und Instandsetzung („Hausgeld“) erheblich im Rückstand.Aber wie will die Stadt nun alles zum Guten führen, wenn ihre Einflussmöglichkeiten, wie Onay selbst sagt, gering sind?
Die Stadt habe „gestalterische Möglichkeiten“ und könne Bedingungen vorgeben, meint der Oberbürgermeister. Damit spielt er auf baurechtliche Grundlagen an. Die Idee dahinter: Das Ihme-Zentrum baurechtlich so auszuweisen, dass es für Spekulanten nicht mehr attraktiv ist.
Wie das genau gelingen kann, bleibt bisher unklar. Änderungen von Bebauungsplänen sind langwierig, sie können sich bis zu zwei Jahre hinziehen. „Und am Ende löst das kein Problem“, heißt es aus der Ratspolitik.