Ein Betonklavier vor der Oper
... und eine Überraschung in der Prinzenstraße: Lange war unklar, welchen
Beitrag das Kulturdreieck in Hannovers Innenstadtkonzept leisten soll. Aber langsam wächst was ...

Wetterfest und hoffentlich vandalismussicher: Als Teil von Hannovers Kulturdreieck Hannover soll ein massiver Flügel aus Beton wie auf dieser Visualisierung auf dem Opernplatz installiert werden. Es wird auch Präsentationen auf den Aufbauten geben, die eigentlich Luftauslässe der Opernplatz-Tiefgarage sind.Visualisierung:Brainclash GmbH/LHH
Hannover. Vom 2022 beschlossenen Innenstadtkonzept ist den meisten Menschen nur präsent, dass es irgendwie um weniger Autoverkehr gehen sollte. Tatsächlich war das der am stärksten polarisierende Aspekt.

Aber eigentlich war das Ziel des rot-grünen Ratsbeschlusses, für sieben Innenstadtquartiere Markenkerne herauszuarbeiten. Was macht etwa das Gerichtsviertel aus? Wie unterscheidet sich die historische Altstadt künftig vom Handelszentrum rund um den Kröpcke? Wie gewinnt das Quartier rund um den Köbelinger Markt an Profil? Oder: Wie kann etwa das Kulturdreieck seine Stärken ausspielen?

Vor allem der letzte Punkt blieb lange Zeit nebulös. Aber spätestens mit der Präsenz des Musikkiosks seit dem Frühjahr in der Innenstadt und dem Open-Air-Filmfest auf dem Opernplatz in den vergangenen Wochen wurde vielen deutlich, wie Kultur Verbindungen in der Stadt schaffen kann.

In einem Rundgang haben Beschäftigte des Kulturdezernats zusammen mit Akteuren der Szene jetzt gezeigt, wohin die Reise geht. Hier sind sechs Spots dazu, was Hannover im Kulturdreieck zwischen Schauspielhaus, Opernplatz und Künstlerhof an der Sophienstraße bevorsteht.

Spot 1 – das Betonpiano: Derzeit steht ein sogenanntes Popup-Klavier auf dem Opernplatz. Doch schon bald wird es abgelöst: Die Stadt bringt einen wetterfesten und angeblich auch vandalismussicheren Betonflügel der israelischen Firma Cadenza auf die Fläche zwischen Georgstraße und Oper. Überall auf der Welt sorgen diese Instrumente für gute Laune und Harmonien – in Deutschland bisher aber nur in Pforzheim. Smart-City-Expertin Maria Heidemann von Hannovativ berichtet, dass das Piano bis Jahresende installiert sein soll. Jede und jeder soll darauf spielen können – außer, wenn zum Beispiel Übertragungen aus dem Opernhaus laufen. Dann soll sich die Technik ganz smart abschalten.

Spot 2 – Kunst am Straßenbau: In der Prinzenstraße ist ein europaweiter Wettbewerb für ein neues Werk der Straßen(bau)kunst gestartet. Hannover hat in dem Segment viel Renommee, von den Nanas bis zur Skulpturenmeile. 300.000 Euro hat die Stadt als Preisgeld fürs Werk bereitgestellt. Die Jury ist formiert, die Vorauswahlen laufen bereits. Im nächsten Sommer soll der Sieger – oder die Siegerin – feststehen. Ob es am Ende eine Skulptur wird oder eine Klang- oder Lichtinstallation, das sei offen, kündigte Kulturdezernentin Eva Bender (SPD) an. Klar ist nur, dass das Werk einen Bezug zum Umbau der Prinzenstraße haben soll. Die wird zur ersten klimaangepassten Straße Hannovers ausgebaut – mit riesiger Regenwasserzisterne im Untergrund, die smart gesteuert aufs Wetter reagieren soll.

Spot 3 – Stimmung im Künstlerhof: Im Innenhof von Künstlerhaus, Schauspielhaus und dem Durchgang Theaterstraße finden schon jetzt Hoffeste und Open-Air-Kinoabende statt. Der neue Schauspiel-Intendant Vasco Boenisch kündigte an, den Hof künftig noch intensiver nutzen zu wollen. Man hat schon Lichterkettennetze aufgehängt. „Wir wollen ein nahbares Haus sein“, sagte er beim Rundgang und versprach: „Man muss kein Theaterlexikon im Regal stehen haben, um unsere Inszenierungen zu verstehen.“ Auch der Kunstverein und andere Anrainer wie das Kommunale Kino sowie die privaten Immobilieneigentümer ringsherum wollen vermehrt zusammenarbeiten.

Spot 4 – dasOpernhaus öffnet sich: Opernhaus-Intendant Bodo Busse hatte jüngst angekündigt, dass er gelegentlich Konzerte aus seinem Haus auf den Platz übertragen will. Wegen des Open-Air-Sommerkinos vor seiner Tür war das beim Eröffnungskonzert sogar in akustisch exzellenter Qualität möglich. „800 Menschen saßen auf dem Opernplatz“, schwärmte er: „Unglaublich toll“ sei es gewesen: „Resonanz bedeutet, dass alles in ein Schwingungsverhältnis kommt, das hat funktioniert.“ Chefdramaturgin Ann-Christine Mecke berichtete, dass die Oper nun immer sonntags von 10 bis 14 Uhr ein offenes Foyer anbiete – mit „kleinen Interventionen“ und um 13 Uhr einem offenen Singen. „Ob 5 oder 500 kommen, wir sind gespannt“, sagt Mecke.

Spot 5 – Freie Kultur nutzt Innenstadt: Bei den Open-Air-Sommerkinoabenden des Kommunalen Kinos bestritt die Freie Kulturszene das Vorprogramm. Täglich wechselnde Darbietungen von groovigen Konzerten bis zu Kurzfilmvorführungen bereicherten die Abende auf dem Opernplatz – vor teils großem Publikum. „Wir sind die Bubble aller Menschen, die sich in der Kulturszene betätigen, aber nicht zu den großen Häusern gehören“, sagten Judith Blatt und Terry-John Oculi beim Rundgang. Ein Auftrittsort für die freie Szene mitten im Zentrum der Großstadt – das zeigt, wie sich verschiedene Akteure ergänzen können.

Spot 6 – bessere Wegeführung: Die Stadt hat zahlreiche Straßenlaternen im Kulturdreieck gelb streichen lassen, um Signalwirkung zu schaffen. Sie will aber nun auch die Kulturangebote besser auffindbar machen. Rund um den Künstlerhof sind einige Schilder installiert, um die teils versteckten Wege besser sichtbar zu machen. Vor allem aber sind drei große „Bannertürme“ als Hinweisgeber aufgebaut, die sich aus bunt bespannten Gerüstteilen auftürmen. Es gehe um „Baustellenmarketing“ in einer Zeit, „in der es Herausforderungen gibt für die Häuser“, sagte Kulturmanagerin Melanie Botzki. Vor allem das Schauspielhaus leidet unter der dreijährigen Baustelle Prinzenstraße. Aber wenn alles fertig ist, soll es besonders schön sein in Hannovers Kulturdreieck.

... und eine Überraschung in der Prinzenstraße: Lange war unklar, welchen Beitrag das Kulturdreieck in Hannovers Innenstadtkonzept leisten soll. Aber langsam wächst was – ein Rundgang mit sechs Spots zwischen Schauspielhaus, Opernplatz und Künstlerhof.

Druckansicht