Üstra verlegt ihr Servicecenter
Am Platz der Weltausstellung werden täglich mehrere Hundert Kunden bedient –nun soll der Standort schließen – denn es gibt Streit mit dem Eigentümer

Ersatz gesucht: Die Üstra verlässt ihr zentrales Kundencenter am Platz der Weltausstellung an der Karmarschstraße.Foto: Irving Villegas
Hannover. Wer persönliche Beratung und direkten Kundenservice bei der Üstra braucht, muss bald neue Wege gehen. Das Unternehmen verlässt den angestammten Standort am Platz der Weltausstellung und sucht ein neues Domizil, wieder in zentraler Lage.

Hintergrund sollen dem Vernehmen nach Differenzen zur Unterhaltung und Modernisierung der Immobilie sein. Dazu aber gibt es keine Stellungnahme von der Üstra. Ein Sprecher bestätigt nur, „dass das angemietete Gebäude sanierungsbedürftig ist und auch energetisch ertüchtigt werden muss“. Deshalb werde man den Standort wechseln.

Wer glaubt, dass durch das Digitalzeitalter die Nachfrage an Beratungen und persönlichem Kontakt sinken, wird bei der Üstra eines Besseren belehrt. Im Tagesdurchschnitt kämen 500 Menschen ins Servicecenter, sagt Sprecher Tolga Otkun. Zusätzlich würden rund 300 telefonische Anfragen aus der Hotline beantwortet. „In der Summe ergibt das etwa 800 direkte Kundenkontakte am Tag.“ Zuzüglich von Anfragen per Mail und App.

Bei den Menschen, die selbst vorbeikommen, handele es sich nicht nur um Seniorinnen und Senioren, die Probleme mit den digitalen Angeboten hätten, betont Otkun. „Zu Schuljahresbeginn, wenn es neue Beförderungskarten gibt, haben wir zuweilen regelrechte Schlangen vor der Eingangstür.“ Insgesamt arbeiten mehr als 100 Üstra-Beschäftigte auf den drei Etagen, davon knapp 70 ausschließlich für den Kundenservice.

Egal ob Auskünfte oder Beschwerden, ob Unterlagen-Check nach dem Erwischtwerden ohne Fahrkarte oder Überprüfung der Fahrerlaubnis für Menschen, die am Carsharing teilnehmen wollen: Es gibt viele Gründe, das Servicecenter aufzusuchen. Lange Zeit war auch ein Café mit Ausblick im obersten Stockwerk beheimatet. Anfangs war es ab dem Jahr 2002 das privat betriebene Café Traffix, später übernahmen Café-Teams des Freiwilligenzentrums die Aufgabe, das Untermieter im Haus war.

Und jetzt? Auch wenn vielerorts über Leerstand in der Innenstadt geunkt wird: Den optimalen Standort für ein neues Servicecenter zu finden, dürfte für die Üstra nicht einfach sein. Bei der Revitalisierung von Großgebäuden wie dem Karstadt-Glashaus am Schillerdenkmal oder der einstigen Horten- und späteren Kaufhof-Immobilie gegenüber der Marktkirche würde solch ein Center nur Bruchteile der Flächen ausmachen. Mit 1500 Quadratmetern Bürofläche füllte es grad mal ein Dreißigstel der Kaufhof-Verkaufsetagen.

Kleinere Einzelhandelsflächen in den zentralen Lagen der Innenstadt aber stehen selten lange leer. Auf den einstigen Esprit-Flächen gegenüber dem Hauptbahnhof etwa macht sich aktuell der niederländische Elektrolieferant Coolblue startklar im neuen Geschäft. Und im ehemaligen H&M-Store am Schillerdenkmal baut Sport-Scheck seinen neuen Standort in der Fußgängerzone auf. Die Eröffnung dort allerdings klappe nicht mehr zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft, heißt es in der Branche.

Auch für die Üstra seien Zentralität und damit gute Erreichbarkeit wichtig, sagt Otkun. Man habe „den Markt sondiert und festgestellt, dass Alternativen verfügbar sind“. Weil man während einer Kernsanierung der bisherigen Immobilie ohnehin für mindestens ein Jahr aus und dann wieder hätte zurückziehen müssen, habe man sich für die Variante eines einmaligen Umzugs entschieden. Der Umzug muss Ende 2026 erfolgen und Anfang 2027 abgeschlossen sein. Dann läuft der Mietvertrag in der Karmarschstraße 30/32 ab.

Druckansicht