Der neue Mann fürs Kleine Fest
Desimo soll Nachfolger von Casper de Vries als Chef der zuletzt kriselnden Veranstaltung in Herrenhausen werden.

Der Neue: Detlef Simon alias Desimo zwischen Kulturdezernentin Eva Bender und Oberbürgermeister Belit Onay.Foto: Tobias Woelki
Hannover. „Es ist eine gewaltige Aufgabe und natürlich wegen der Kurzfristigkeit für die Saison 2026 eine echte Herausforderung”, sagt Detlef Simon alias Desimo. Der hannoversche Kleinkunstveranstalter, Zauberkünstler und Comedian soll ab 2026 für zunächst drei Jahre das Kleine Fest im Großen Garten leiten. Kulturdezernentin Eva Bender hat ihn nun als Wunschkandidaten der Verwaltung präsentiert. Simon würde damit den glücklosen Casper de Vries ablösen.

Der Niederländer de Vries hatte 2023 auf Initiative von Benders Vorgängerin Konstanze Beckedorf die Leitung der mehrwöchigen Kleinkunstveranstaltung in Herrenhausen von deren Erfinder Harald Böhlmann übernommen. Die künstlerische Neuausrichtung und diverse Änderungen kamen nicht so gut an wie erhofft. Unter de Vries rutschte die Veranstaltung ins Minus, weil nicht ausreichend Publikum kam.

Die Stadt räumte schließlich nach der diesjährigen Ausgabe ein Defizit von 800.000 Euro ein. Man hatte de Vries anschließend noch eine Vertragsverlängerung um ein Jahr angeboten, was ihm nicht reichte. Er warf entnervt hin. Bender, Kandidatin für das Amt der Regionspräsidentin der SPD, stand unter Zugzwang. Nun zeigt sie sich erleichtert. „Desimo ist dafür prädestiniert, das Kleine Fest zu übernehmen und das Zauberhafte, den Eintritt in eine Wunderwelt für einen Abend, den sich das Publikum von dieser Veranstaltung wünscht, im Garten lebendig werden zu lassen“, sagt sie. Auch Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) ist überzeugt, dass Desimo „der Richtige ist, um das Kleine Fest erfolgreich in die Zukunft zu führen“.

Von einigen Vorgaben von Stadt und Gartendirektion, die de Vries noch das Leben schwermachten, rückt man inzwischen ab. Es darf wieder der gesamte Garten bespielt werden und nicht mehr nur wie in den vergangenen zwei Jahren der hintere Teil. Das Aus fürs Abschlussfeuerwerk bleibt. „Es soll wieder eine gemeinsame Final-Inszenierung geben, bei der alle noch einmal zusammenkommen“, verspricht Desimo.

Die finanzielle Verantwortung und Oberhoheit liegt wie schon bei Casper de Vries beim Fachbereich Herrenhäuser Gärten. Böhlmann agierte noch finanziell eigenständig und war lediglich zur schwarzen Null verpflichtet. Einnahmen generiert das Kleine Fest fast ausschließlich durch Ticketverkäufe. Böhlmann schloss 2023 mit einem dicken Plus ab. Die Verantwortlichen hoffen darauf, dass sich das Kleine Fest künftig wieder selber tragen wird. Da es aber sehr viel leichter ist, Publikum zu verlieren, als es zurückzugewinnen, hat man für 2026 und 2027 bereits ein potenzielles Minus von je 400.000 Euro einkalkuliert. Die Stadt würde für diese Summen einspringen. Desimo soll zudem vermehrt Fördergelder als Drittmittel einwerben. Gelingt das nicht in voller Höhe, springt die Stadt ein.

Bender macht das Kleine Fest zur Chefsache: Desimo wird direkt ihr unterstellt sein und nicht dem Veranstaltungsmanagement der Herrenhäuser Gärten, eine Konstruktion ähnlich jener der Kunstfestspiele.

Vom ursprünglich geplanten Zeitrahmen, 7. bis 26. Juli, ist man abgerückt. Erst sehr spät war aufgefallen, dass in der anvisierten letzten Woche zwei große Konkurrenzveranstaltungen anfallen, die Finals und das Maschseefest. Das Kleine Fest 2026 soll nun am 2. Juli beginnen und voraussichtlich am Wochenende 18./19. Juli enden. Der Vorverkauf soll noch in diesem Jahr beginnen.

Bender stellt die Personalie bereits im Kulturausschuss vor. Danach müssen die zuständigen städtischen Gremien zustimmen. Wenn alles läuft wie geplant, können am 1. November die Verträge der künstlerischen Leitung unterschrieben werden.

Die Zeit drängt. Eine Veranstaltung wie das Kleine Fest hat üblicherweise einen organisatorischen Vorlauf von mindestens einem Jahr. Jetzt verbleiben nur noch neun Monate. Desimo hat sich noch am Tag der Bekanntgabe ans Werk gemacht. „Bis jetzt“, sagt er, „konnte ich ja nicht einmal Leute anrufen und sie fragen, ob sie überhaupt Zeit hätten.“

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