Wo Radfahren gefährlich ist
Noch immer muss sich der Radverkehr in Hannover an vielen Stellen auf schmale Streifen zwängen.Doch es gibt auch positive Entwicklungen. Fünf schlechte und fünf gute Beispiele.

Zwischen fahrenden und parkenden Autos: Der Schutzstreifen an der Podbielskistraße in der List.Foto: Katrin Kutter
Hannover. 23 Prozent ihrer Wege legen die Menschen in Hannover laut den neuesten Daten mittlerweile mit dem Fahrrad zurück. Das sind immerhin 4 Prozentpunkte mehr als noch 2017. An vielen Stellen hat die Stadt die Bedingungen für Radfahrerinnen und Radfahrer in den vergangenen Jahren verbessert. Doch noch immer gibt es viele Stellen, an denen Radfahren unbequem oder sogar gefährlich ist. Fünf schlechte und fünf gute Beispiele.

1,5 Meter Abstand müssen Autofahrer innerorts beim Überholen von Radfahrern einhalten. Legal möglich ist das an vielen Stellen an der Podbielskistraße in der List nicht. Auf der linken Seite verlaufen die Gleise der Stadtbahn. Auf der rechten Seite stehen parkende Autos. Dazwischen kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Autofahrern und Radfahrern, die regelmäßig knapper als erlaubt überholt werden. Ein weiterer Faktor, der den sogenannten Schutzstreifen gefährlich macht: Er wird häufig zugeparkt von Paketdiensten. Das zwingt Radfahrer, sich zwischen die fahrenden Autos zu quetschen.

Wohl kein Radweg in Hannover ist kürzer und vor allem schmaler als der kümmerliche Streifen, den die Stadt am Abzweig der Schlägerstraße von der Hildesheimer Straße in der Südstadt markiert hat. Er hat gerade einmal eine Breite von 45 Zentimetern. Die Stadt nennt die sieben Meter lange Anlage allerdings nicht Schutzstreifen, sondern Einfädelspur. Sie rechnet die Gosse und die weiße Randmarkierung dazu – und kommt fast auf die doppelte Breite der roten Markierung. Aus Sicht der Verwaltung erfüllt der Streifen seine Funktion und trägt zur Sicherheit bei. Vor Ort sorgt dieser allerdings immer wieder für Irritationen und kritische Situationen.

Das Pflaster ist in die Jahre gekommen und unbequem. Häufig kommt es zu Konflikten mit Fußgängern, mit denen sich Radfahrer den schmalen Bürgersteig teilen müssen. Heutigen Standards entspricht der nur einen Meter breite Radweg nicht mehr. Als wichtige Route Richtung Innenstadt könnte dieser eine Erneuerung vertragen. In Sicht ist diese nicht. Zuletzt scheiterten die Grünen mit dem Vorstoß, einen komfortablen Radweg auf der Fahrbahn zu markieren und den Bürgersteig dem Fußverkehr zu überlassen.

Der Radweg an der Herschelstraße (Mitte) gehört nicht zu den schlechtesten in Hannover. Ein schlechtes Beispiel ist dieser dennoch, weil er durch einen Umbau 2023 schmaler wurde als vorher. Zuvor gab es dort einen 1,85 Meter breiten Schutzstreifen. Der neu gepflasterte Radweg ist nur noch 1,60 Meter breit, an manchen Stellen sogar nur 1,50 Meter. Das ist schwach für eine Stadt, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Verkehrswende voranzutreiben.

Nach 19 Jahren hatte die Politik die Nase voll. Sie hat die Stadt beauftragt, den nur 85 Zentimeter breiten Schutzstreifen an der Königstraße zu entfernen und eine bessere Lösung zu finden. Er führt dazu, dass Radfahrer zu eng an den parkenden Autos vorbeifahren. Autofahrer verleitet er dazu, den Radverkehr zu eng zu überholen. Diese gefährliche Situation soll ein Ende finden, forderte der Bezirksrat Mitte.

Der Maschsee ist ein beliebtes Freizeitziel. Gleichzeitig führen wichtige Pendlerrouten von Radfahrern an diesem entlang. Auf beiden Seiten des Sees hat die Stadt deshalb den Radweg neu asphaltiert und vor allem auf der Ostseite spürbar verbreitert. Dort können auf weiten Teilen der Strecke vier Radfahrer nebeneinander fahren. Sie ist Teil der Veloroute, die hier durch die Südstadt nach Laatzen führt.

Deutliche rote Markierungen an sämtlichen Kreuzungen und Einmündungen, Vorfahrt entlang der Route und Poller, die den Durchgangsverkehr aussperren: In der Edenstraße in der List hat die Stadt Hannover vorbildlich das Konzept Fahrradstraße umgesetzt und eine spürbare Verbesserung der Situation für den Radverkehr erreicht.

Holpern über buckligen Asphalt, den die Wurzeln im Untergrund aufgebrochen haben, gehört auf dem Eilenriederadweg parallel zur Hohenzollernstraße der Vergangenheit an. Im Zuge des Ausbaus der Veloroute nach Bothfeld hat die Stadt der Verbindung ab dem Königinnendenkmal Richtung Norden eine neue, angenehm glatte Asphaltdecke verpasst. Zudem hat sie Beleuchtung installiert, die sich automatisch einschaltet, wenn sie von Radfahrern passiert wird.

Die Veloroute nach Anderten ist mittlerweile fast fertig. Sie ist ein echter Gewinn für den Radverkehr. Auch hier hat die Verwaltung – wo immer es möglich war – die Flächen für den Radverkehr verbreitert. Wo es nötig war, mussten dazu auch Parkplätze für Autos weichen. Vor allem ab der Senator-Bauer-Straße macht das Radfahren auf der Veloroute richtig Spaß. Auf rund vier Kilometern Länge hat sie eine Breite von bis zu vier Metern und erfüllt damit sogar die hohen Radschnellwegstandards.

Entlang der Celler Straße kann man beobachten, wie schnell und günstig sich echte Verbesserungen für den Radverkehr erreichen lassen. Zwischen Hamburger Allee und Herschelstraße im Bezirk Mitte hat die Stadt auf beiden Seiten Fahrspuren des Autoverkehrs zum Radweg gemacht. Andere Städte machen das längst konsequent. In Hannover ist dieses Vorgehen bisher die Ausnahme.

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