Mörder mit Harpune
Das Neue Theater Hannover zeigt das Kriminalstück
„Das Gasthaus an der Themse“ nach Edgar Wallace

Im „Gasthausan der Themse“: Szene mit BerndE. Jäger van Boxen (von links),Sabine Schmidt-Kirchner undKay Szaknys im Neuen Theater.Foto: Oliver Vosshage
Hannover. Eine verruchte Kneipe am Themseufer, dunkle Gestalten als Thekengäste, nächtlicher Mord im umnebelten Flussufer, Verhaftung auf einem Schmugglerschiff und ein Harpunenmörder: Das sind nur einige der vielen skurrilen Ingredienzen, aus denen das Kriminalschauspiel „Das Gasthaus an der Themse“ zusammengesetzt ist. Jetzt hatte das Stück, das Florian Battermann und Jan Bodinus nach dem Roman von Edgar Wallace verfassten, seine umjubelte Premiere im ausverkauften Neuen Theater in Hannover.

Für Regisseur Christian H. Voss ist es nicht einfach, die Fülle der wechselnden Szenen auf die kleine Bühne des Boulevardtheaters zu bringen. Er findet dazu mit wenigen Verschiebungen der Requisiten, viel Nebel und geschickter Lichtregie fast immer akzeptable Lösungen. Der begrenzte Bühnenraum ist aber auch eine Herausforderung an die darstellenden Personen.

Brillant agiert Hannes Ducke: Aus der Rolle des Langstreckenschwimmers Woody Wilson macht er Perlen komödiantischer Kunst, ab und zu mit Slapstickqualität. Auch zum Akkordeon darf er greifen und singend sein musikalisches Können beweisen. Wie alle Beteiligten hat auch er eine Doppelrolle. Wenn er immer wieder als Kapitän Brown mit dandyhaftem Gockelverhalten um die junge Ziehtochter Lila Watson der Kneipenwirtin wirbt (mädchenhaft scheu Fiona Sonnemann und handfest Sabine Schmidt-Kirchner), will man nicht glauben, dass es derselbe Schauspieler ist, der zuvor den etwas durchgeknallten Schwimmer mimte.

Mit der gleichen Könnerschaft verwandelt sich Kay Szaknys vom Halbwelttypen Nathan Lane zum komplett vertrottelten Küchenchef William Golly. Das ist ein Spaß für sich. Mit seiner großen Erfahrung als Bühnen- und Filmdarsteller gibt Senior Bernd E. Jäger van Boxen dem Amtsarzt und Leichenbeschauer Dr. Smith ein glaubhaftes Profil. Und in der Doppelrolle des Gasthausbewohners Romanow zeigt er seine komische Seite.

Jens Knospe spielt in all dem Durcheinander der Beziehungen und Verdächtigungen den Inspektor Wade als fast immer gelassenen Kriminalisten, der ohne große Aufregung am Ende zum Ziel kommt und den Täter verhaften kann.

Wer das ist, sei hier nicht verraten, denn so viele Menschen kennen wohl nicht mehr die legendären Wallace-Verfilmungen der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts mit den damaligen Filmstars wie Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum oder auch Klaus Kinski. Das garantiert einen spannenden Abend.

„Das Gasthaus an der Themse“ ist bis zum 8. November fast
täglich außer montags im
Neuen Theater, Georgstraße 54, zu sehen.
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