„Der Index bildet ab, was wir auch spüren“, sagt Revierförster Henning Tote, der Waldbrandbeauftragte für Sehnde, Laatzen, Pattensen und Hemmingen. „Wenn der Mensch unter den Temperaturen und der Trockenheit ächzt, dann tut es die Natur auch.“
Die Region und ihre Waldgebiete sind in 13 „Gefahrenbezirke“ aufgeteilt. Hannes Vokuhl von der Bezirksförsterei Burgwedel koordiniert als Regionswaldbrandbeauftragter die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen. Die übernehmen wichtige Aufgaben, sind „ein wichtiger Baustein des Klimaanpassungskonzeptes“, so Regionssprecher Philipp Westphal. 2023 hatte die Regionsversammlung sogar beschlossen, den Ehrenamtlichen eine Aufwandsentschädigung zu bezahlen, 50.000 Euro stehen pro Jahr dafür bereit. Jeder Waldbrandbeauftragte erfüllt die Aufgabe ehrenamtlich, neben seinem Hauptberuf.
„Wir müssen damit rechnen, dass Brände entstehen“, sagt Tote über den aktuellen Index, der für ihn „ein wichtiges Werkzeug ist, das auch immer eine Prognose für die nächsten Tage abgibt“. Weil die Temperaturen in den nächsten Tagen sinken und mit etwas Niederschlag zu rechnen ist, sinkt die Waldbrandgefahr bis Sonntag voraussichtlich wieder auf Stufe zwei.
Viele Faktoren haben Einfluss auf die Waldbrandgefahr, die Förster haben dafür eine Faustformel: „30 Prozent Luftfeuchtigkeit, 30 Grad, Windgeschwindigkeiten über 30 Stundenkilometer – dann brennt es irgendwo in Niedersachsen“, so Vokuhl.
Wobei die Region Hannover kein Hotspot sei wie die Gegenden um Lüchow (Wendland), die Wälder bei Celle oder der Harz. Warum? „Wir haben kaum Kiefernmonokulturen, dafür viele verschiedenen Baumarten und viele Wasserschutzgebiete. Es gab in den vergangenen Jahren viele Fördermaßnahmen für den aktiven Waldumbau.“
Die 13 Posten als Waldbrandbeauftragte sind meist besetzt mit Mitarbeitenden aus den Niedersächsischen Landesforsten oder der Landwirtschaftskammer. „Das wird nach Waldanteilen aufgeteilt, wir arbeiten bezirksübergreifend“, erklärt Vokuhl. Die Hauptaufgabe? „Kommunikation. Wir vernetzen Behörden und Feuerwehren“, betont der Waldbrandbeauftragte der Region, zweimal im Jahr werden Treffen organisiert, damit sich alle kennenlernen.
Was noch dazugehört: Übungen im Wald, bei denen Feuerwehrleute lernen, unter den besonderen Bedingungen die schweren Löschfahrzeuge zu navigieren. Aufklärung über potenzielle Gefahren („junge Kiefern brennen schnell, Bäume und Büsche in geringer Höhe ebenso“). Wertvoll für die Orientierung sind auch die Einsatzkarten, auf denen Löschwasserentnahmestellen, Hydranten und Saugbrunnen verzeichnet sind. „Prävention ist wichtig“, sagt Henning Tote. Die Strukturen dafür seien geschaffen.
Aber da ist noch der Faktor Mensch. „Der Besucherdruck in den Wäldern wächst. Wenn es heiß ist, wird der Wald zum Anziehungspunkt“, erlebt Hannes Vokuhl. Wasser verdunste über die Blätter der Bäume, dadurch werde es kühler. „Jeder, der den Wald betritt, trägt Verantwortung“, sagt Förster Henning Tote und zitiert das Niedersächsische Landeswaldgesetz. Das untersagt von 1. März bis 31. Oktober das Rauchen im Wald. „Wer raucht, begeht eine Ordnungswidrigkeit.“ Es drohen Bußgelder bis 5000 Euro.
Die beiden Förster zeigen das grüne Schild mit dem roten Fuchs, auf dem man die Waldbrandgefahrenstufen von eins bis fünf einstellen kann. „Der Index schafft Bewusstsein“, meint Tote, der sich freut, dass Menschen gerne in den Wald gehen. Grillen und Lagerfeuer sollten sie aber unterlassen. Und beim Parken aufpassen. „Autos mit Katalysator darf man nicht auf ausgetrocknete Rasenflächen stellen.“ Zu leicht kann das heiße Metall dürres Gras in Brand setzen. Das passiert ab 300 Grad.
Auch sogenannte „Heißläufer“, also übermäßig erhitzte Radlager bei Schienenfahrzeugen, können entlang von Bahnstrecken gefährlich werden. Genauso wie Trecker bei der Ernte. „Waldbrände entstehen nicht unbedingt im Wald, sie greifen meistens über.“ Mit einem Mythos räumt Tote gerne auf: „Eine Glasscherbe kann auch bei intensiver Sonneneinstrahlung kein Feuer entfachen„, sagt er, „das wurde in Experimenten nachgewiesen.“
Einer der gefährlichsten Monate für Waldbrände ist ausgerechnet der März. Woran liegt das? „Das alte, verdorrte Gras liegt noch auf dem Waldboden, die jungen Pflanzen haben noch nicht getrieben.“
Welche Wirkung hat der Klimawandel? „Die Wahrscheinlichkeit für Waldbrände steigt“, sagt Hannes Vokuhl sachlich und verweist darauf, dass es durchaus häufiger als früher vorkomme, „dass eineinhalb Monate lang kaum Regen fällt“. Derzeit hätten sich bei vielen Menschen die verregneten Sommerferien in der Erinnerung eingebrannt, glaubt sein Kollege Tote. „Aber vor 2024 hatten wir drei Dürrejahre in Folge. Dieses Jahr war das Frühjahr extrem trocken. Das Wettergedächtnis der Menschen ist sehr kurz.“