Eigentlich wollte sich das Gold-Quartett in diesen Tagen noch einmal zusammenfinden, aber das klappte nicht. Immerhin hatte Reichert zuletzt Svenja Brunckhorst bei den Finals in Dresden getroffen, eine weitere Olympiasiegerin. Brunckhorst kommentierte fürs ZDF, Reichert war für die ARD beim Männer-Finale am Mikrofon.
Eine tolle Erfahrung sei das gewesen, sagt sie: „Es ist großartig, was diese Sportart für einen Boom erlebt hat nach Olympia. Wie viel da los war, wie cool die Stimmung war.“ Gefeiert wurde sie bei den Finals obendrein, schrieb viele Autogramme und posierte für Selfies. „Da kommen die Mädchen auf dich zu, alle freuen sich. Da geht mein 3x3-Herz und mein Herz als Basketballerin auf.“ Pech hatten die TKH-Luchse, deren 3x3-Team in Dresden schon im Viertelfinale auf Titelfavorit Bonn traf und verlor. Reichert war gemeinsam mit Meret Kleine-Beek als Managerin für die Mannschaft verantwortlich. Für den Bundesstützpunkt Hannover holten immerhin die Männer Silber bei den Finals.
Wie Kleine-Beek zog sich Reichert eine schwere Knieverletzung zu, Ende Januar riss sie sich das Kreuzband. „Das Jahr nach dem Gewinn der Goldmedaille war eines mit Höhen und Tiefen“, sagt die ehemalige Kasselerin. Sie war in die italienische 1. Liga zu Faenza Basket gewechselt und spielte eine starke Saison, sammelte viele Punkte. „Die Verletzung war bisher der schlimmste Einschnitt, der absolute Tiefpunkt“, so Reichert, die mit Kleine-Beek in einer WG lebt. Beide sind in der Reha am Olympiastützpunkt Hannover. „Ich fühle mich extrem gut aufgehoben“, betont Reichert.
Der Weg zu den Luchsen war daher nicht weit – zudem stehen verletzte Bundesligaspielerinnen in Deutschland meist ohne Absicherung da. Die Vereine haben keinen großen finanziellen Spielraum, es gibt oft nur Kurzzeitverträge.
Wie zuvor Kleine-Beek und Emily Bessoir (die in der Bundesliga nicht mehr zum Einsatz kam) nimmt der TKH erneut eine verletzte Spielerin unter Vertrag. Für den Standort Hannover sei die Verpflichtung „phänomenal“, sagt Luchse-Geschäftsführer Thorben Steguweit. „Wir üben keinen Druck aus. Körper und Geist sollen bereit für Topleistung sein. Wir werden alles dafür geben, dass Marie bestmöglich wieder zu ihrer alten Stärke findet.“ Fakt ist, so Steguweit: „Marie Reichert wird diese Saison für die Luchse Spiele absolvieren.“
Nicht ausgeschlossen, dass die 1,85 Meter große Flügel- und Innenspielerin noch in diesem Jahr zum Einsatz kommt. „Ich will wieder auf dem Feld stehen und bin den Luchsen dankbar für das Vertrauen“, sagt Reichert. Im nächsten Jahr stehen im 3x3 die EM und die WM auf dem Programm.
„Ich will noch viele Medaillen sammeln“, unterstreicht Reichert. „In Paris waren wir so knapp überhaupt dabei. Dann kamen Zufälle und Kleinigkeiten zusammen, deshalb war das alles so unglaublich mit dem Gold”, sagt die 24-Jährige und blickt schon auf Olympia 2028 in Los Angeles: „Natürlich wollen wir auch da Medaillen.“