Im Kampf gegen gefährliche Infektionen verfolgt die Medizinische Hochschule Hannover nun einen neuen Ansatz: Die Forscherinnen und Forscher wollen die Abwehr gegen Bakterien und Viren im Inneren infizierter Körperzellen aktivieren und stärken. Außerdem sollen die Mechanismen gestört werden, mit denen die Erreger die Zelle als Ort ihrer eigenen Vermehrung missbrauchen.
Dabei konzentrieren die Forschenden sich auf Bakterien, die vor allem innerhalb menschlicher Zellen leben und sich vermehren. Für ihr Überleben nutzen sie die Ressourcen der Wirtszelle. Dagegen existieren die meisten Bakterien im menschlichen Körper außerhalb der Zellen, etwa im Darm oder auf der Haut.
Ebenfalls im Fokus: Influenzaviren sowie die Gruppe der Alpha-Herpesviren. Sie vermehren sich sehr schnell und lösen Krankheiten wie Windpocken, Gürtelrose sowie Herpes an Haut und Augen aus.
Als Erstes suchen die Forscherinnen und Forscher nach Molekülen oder Strukturen innerhalb der Zelle, die eine Schutzantwort auslösen, nachdem ein Signal des Erregers sie aktiviert hat. „Solche zellulären Effektoren könnten die Aufgabe haben, den Erreger zu erkennen, ihn zu kontrollieren oder direkt zu beseitigen“, erklärt Prof. Dirk Schlüter, Direktor des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie.
Schützende Mechanismen der Zelle zielen oft präzise auf einen speziellen Erreger. Gesucht werden aber auch übergreifende Abwehrmechanismen. Beteiligt sind international profilierte Forschende von MHH, Twincore Hannover und dem Helmholtz-Institut für Infektionsforschung.
Die MHH hat das Forschungsvorhaben „Aktivierung zellulärer anti-mikrobieller Effektoren“ in ein Graduiertenkolleg eingebettet. Damit dient es gleichzeitig der Ausbildung von 20 naturwissenschaftlichen sowie zehn medizinischen Doktoranden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Projekt, das im April 2026 startet, für fünf Jahre mit insgesamt 7,2 Millionen Euro. Eine Förderung für vier weitere Jahre ist möglich.