Kleine Helfer in den Garten locken
Insekten sind unverzichtbare Gartenhelfer: Sie bestäuben Pflanzen, halten Schädlinge in Schach und sorgen für ein gesundes ökologisches Gleichgewicht.

Nützlich gegen Schädlinge:Marienkäfermachen sich über Blattläuse her,einige Unterarten fressen auch Mehltau.Foto: IMAGO/Martin Rügner (Archiv)

Zugegeben, bei einigen Krabblern schaltet der gärtnerische Instinkt sofort auf Abwehr: Blattlaus, Gespinstmotte, Thripse und Co. zählen nicht gerade zu den Freunden der eigenen Pflanzenpracht. Doch Vorsicht: Wer hier zu chemischen Pflanzenschutzmitteln greift, vernichtet womöglich mehr, als ihm oder ihr lieb ist. Sinnvoller ist es, den Garten möglichst naturnah und vielfältig zu gestalten. Das lockt Nützlinge wie Wildbienen, Marienkäfer und Florfliegen an, die Schädlingen den Garaus machen und zum Teil bei der Bestäubung von Blumen und Nahrungspflanzen helfen.

Je reichhaltiger das Nahrungsangebot im Garten, umso mehr hilfreiche Insekten finden dort Heimat. Anders als der oft blütenlosen Zierrasen kredenzen Bienenweide-Inseln ein abwechslungsreiches Buffet für bestäubende Insekten wie Bienen und Schmetterlinge. Dabei sollten heimische Arten wie Kornblume, Klee oder Gänseblümchen bevorzugt werden – mit Exoten können die Helfer nicht viel anfangen. Auch heimische Sträucher und Gehölze wie Holunder, Weißdorn und Schlehe bieten vielen Insekten Nahrung.

Im Blumenbeet sind offenblütige Pflanzen mit einer leicht zugänglichen Blütenmitte beliebt. Gefüllte Blüten wie die von Zuchtrosen oder Dahlien sind zwar schön anzuschauen, für Insekten allerdings nutzlos. Besonders wichtig in heißen Sommern: Trinkwasser anbieten. „Insekten ertrinken oft bei dem Versuch Flüssigkeit an Wasserstellen aufzunehmen“, schreibt Lamin Neffati vom NABU Niedersachsen. Er empfiehlt, eine flache Wasserschale mit Naturmaterialien wie Zweigen, Steinen oder Moos zu füllen, die den Tieren als sichere Ein- und Ausstiegshilfe dienen.

Für die passende Insektenbehausung braucht es vor allem etwas gezielte Nachlässigkeit. Wilde Ecken im Garten, die bewusst naturnah belassen werden, sowie Totholzhecken aus Strauch- und Obstbaumschnitt bieten zahlreichen Insektenarten einen Lebensraum. Wärmeliebende Helfer wie die Mörtelbiene profitieren von Trockenmauern oder einfachen Steinhaufen als Unterschlupf und Winterquartier. Marienkäfer und Florfliegen überwintern gern in Kompost- und Laubhaufen, also im Herbst einfach einige Blätter liegen lassen.

Auch offene Bodenstellen und loser Sandboden wirken einladend: So manche Wildbienenart baut hier ihre Bruthöhle. Ohrenkneifer dagegen mögen dunkle Unterkünfte wie Holzstapel oder umgedrehte, mit Stroh oder Holzwolle gefüllte Blumentöpfe. In kleinen Gärten oder auf dem Balkon können Insektenhotels viel Lebensraum auf wenig Platz bieten – allerdings nur, wenn sie den Bedürfnissen der jeweiligen Art entsprechen. Daher vorab gut informieren und gegebenenfalls selbst eines bauen, anstatt etwas Unpassendes zu kaufen.

So schön eine stimmungsvolle Beleuchtung im Garten ist, für Insekten gilt: Weniger ist mehr. Denn viele Nützlinge sind nachtaktiv und werden von zu grellem Licht in die Irre geführt. Statt Festtagsbeleuchtung also lieber zielgerichtet wenige Stellen erhellen, dabei Blautöne vermeiden und auf eine warmweiße oder bernsteinfarbene Farbtemperatur setzen. Lampen, die das Licht nur nach unten abstrahlen, vermeiden ebenfalls eine unnötige Lichtverschmutzung.

Auch Pestizide und chemische Dünger sollten im insektenfreundlichen Garten möglichst wenig zum Einsatz kommen, da diese auch die nützlichen Helfer gefährden. Biologische Alternativen wie Jauchen aus Brennnessel oder Ackerschachtelhalm sind ebenfalls gut geeignet, um Pflanzen zu düngen und einem Befall, etwa von Blattläusen, entgegenzuwirken. Und letztlich gilt: Wer nützliche Insekten im Garten hat, kann sich den Kampf gegen Schädlinge sparen und sie getrost den kleinen Mitbewohnern überlassen.

■ Florfliegen: So unscheinbar die grüne Fliege wirkt – der Nachwuchs eines einzigen Weibchens vertilgt rund 500.000 Blattläuse pro Jahr.

■ Marienkäfer: Auch bei den kleinen Glücksbringern stehen Blattläuse ganz oben auf dem Speiseplan, einige Unterarten fressen zudem lästigen Mehltau.

■ Laufkäfer: Die kleinen Krabbler arbeiten vor allem nachts und verspeisen unter anderem Schneckeneier, Drahtwürmer, Milben und die Larven des Kartoffelkäfers.

■ Ohrenkneifer: Die zu Unrecht verpönten Insekten nutzen ihre Zangen nicht, um uns ins Ohr zu kneifen, sondern unter anderem um Blattläuse, Raupen, Milben und Obstbaumschädlinge zu eliminieren.

■ Raubmilben: Die winzigen Spinnentiere bekämpfen Spinnmilben, Trauermücken und Thripse und sind besonders in Gewächshäusern nützlich. Plus: Sie lassen sich einfach im Internet bestellen.

■ Schlupfwespen: Die kleinen Insekten halten die Population von Blattläusen, Minierfliegen und Apfelwicklern in Schach, indem sie ihre Beute parasitieren oder jagen.

■ Wildbienen und Hummeln: Die summende Fraktion ist unersetzlich für die Bestäubung von Obst, Gemüse und Blumen. Besonders die Hummel wird dabei völlig unterschätzt: Dank ihres langen Rüssels gelangt sie auch in tiefe Blüten und arbeitet auch bei niedrigen Temperaturen, da sie im Gegensatz zu den meisten wechselwarmen Insekten ihre Körpertemperatur aktiv regulieren kann.

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