Linkin Park
in Hannover
Was die 40.000 Fans im Stadion erwartet

Hannover. In dem ohnehin üppigen Konzertkalender von Hannover ragt dieser Auftritt noch mal heraus: Mit Linkin Park kommt am Montag, 16. Juni, eine Band in die Heinz-von-Heiden-Arena, die nach einem Comeback im vergangenen Jahr womöglich so erfolgreich ist wie nie.

Die Vorgeschichte ist oft erzählt: Nachdem sich Sänger Chester Bennington 2017 das Leben genommen hat, war es still geworden um Linkin Park. 2024 meldete sich die Band mit einem Auftritt in Los Angeles und dem neuen Album „From zero“ zurück. Mit einer unerwarteten Neubesetzung: Emily Arm­­strong, Frontfrau von Dead Sara, wird Leadsängerin und tritt die Nachfolge von Bennington an, der 18 Jahre lang das Gesicht der Band war.

Der Neustart gelang: Nach Angaben der Branchenexperten von GfK Entertainment ist „From zero“ mit über sechs Millionen Abrufen das meistgestreamte Album einer Band am Starttag und mit über 23 Millionen Klicks auch das meistgestreamte Album einer Band in der Startwoche. Kurzum: Hannover darf sich auf die womöglich größte Rockband der Gegenwart freuen.

Dabei ist ein Stadionkonzert zunächst mal eine Ansage: Größer geht es nicht. Eine Liga für Superstars wie Coldplay (zuletzt 2017 in Hannover), Bruce Springsteen (2024) oder Depeche Mode (2017). Eine Ansage aber auch, die mit Leben gefüllt sein will – 40.000 Tickets müssen erst mal verkauft werden, und das ist bei einer Nu-Metal-Band aus den Nuller-Jahren eine durchaus mutige Wette.

Trotz aller Charterfolge: Zumindest der Vorverkauf für die USA-Konzerte läuft laut Medienberichten schleppend. Das Branchenportal consequence.net meldete Ende März, dass für einige Shows einzelne Tickets für knapp 40 Dollar verramscht wurden. Zudem gab die Band auf Instagram bekannt, dass das Konzert in Los Angeles im September vom Dodger Stadium (56.000 Plätze) in den Intuit Dome (18.000 Plätze) verlegt wird. Das ist in etwa so, als würde ein Act von der Heinz-von-Heiden-Arena in die ZAG-Arena ziehen.

Das allerdings wird kaum passieren. Zwar sind auch für Hannover (sowie für die anderen Shows in Deutschland) Ende Mai plötzlich wieder Karten erhältlich, eigentlich galten die Konzerte als ausverkauft. Dabei handelt es sich um Rückläufer, außerdem sind aus „produktionstechnischen Gründen“ einige zusätzliche Plätze geschaffen worden. „Für die Linkin-Park-Shows in Deutschland sowie Bern sind nur noch Restkarten verfügbar“, bestätigt Katharina Wenisch vom Veranstalter Live Nation. Tatsächlich deuten auch die Preise für die paar Dutzend Tickets ab 112,99 Euro (Ticketmaster) darauf hin, dass die Nachfrage weiter groß ist – nur in Berlin sind noch Karten für knapp unter 100 Euro zu haben.

Die Hannover-Show ist der heimliche Europa-Auftakt. Zwar spielt die Band ein paar Tage vorher noch in Tschechien und Österreich, dabei handelt es sich aber um – möglicherweise abgespeckte – Festival-Auftritte. Dazu gab es erste Live-Auftritte im September 2024. Wer über die Setlist spekulieren möchte, kann sich aktuell die US-Shows anschauen. Die Auswahl der Lieder zeigt die Schaffenskraft einer Band, die bei aller Lautstärke auch immer in Richtung Mainstream schielte: „Crawling“, „One step closer“, „What I’ve done“, „Numb“, „In the end“ und so weiter.

Es sagt wohl auch einiges über den Songkatalog aus, wenn Linkin Park ihren aktuellen Megahit „The emptiness machine“ schon nach 20 Minuten abfeuern kann. Auch dabei: Die neue Single „Up from the bottom“ aus der Deluxe-Edition von „From zero“, mit „Where’d you go” gab Sänger Mike Shinoda zudem ein Stück seines Nebenprojekts Fort Minor zum Besten. Nicht ausgeschlossen, dass Linkin Park für die Europa-Tour das alles noch mal umschmeißen – wahrscheinlicher ist aber, dass die Fans hinterher nicht ein einziges Lied vermisst haben werden.

Für die Band ist Hannover keine Premiere: 2008 war sie in der TUI-Arena (heute: ZAG-Arena). 12.000 Menschen, ausverkauft, auch damals feierten die Kalifornier Charterfolge: Das Album „Minutes to midnight“ schoss weltweit an die Spitze und war in Deutschland das meistverkaufte Album des Jahres 2007. Es war auch die Zeit, in der der Vorwurf allzu großer Pop-Nähe lauter wurde – welchen sich allerdings viele großen Metalbands einhandeln, wenn sie dem Erfolg zu nahe kommen.

Der Abend in Hannover zeigte beide Facetten einer Band: „Der Linkin-Park-Krach gerät nie aus den Fugen, ist nie anarchisch oder ziellos, sondern immer einer Grundordnung gehorchend, kontrollierte Offensive“, schrieb damals die HAZ in ihrer anschließenden Konzertkritik. Es ist gewissermaßen die Linkin-Park-Formel, die Melancholie und Dynamit gleichermaßen in sich trägt und sich damit auch deutlich mehr Bewegungsfreiheit verschafft als die Nu-Metal-Kollegen von Korn und Limp Bizkit.

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