Die drei ??? und der runde Geburtstag
Sie schuf legendäre Hörspielserien: Jetzt wird Heikedine Körting 80 Jahre alt – und eine Biografie erzählt von ihren familiären Wurzeln in Hannover

Heikedine Körting im Tonstudio am Rothenbaum. Foto (Archiv): Georg Wendt
Hannover. Als Datum der deutschen Kulturgeschichte hat der 12. Oktober 1979 bislang keine rechte Würdigung erfahren. Doch an diesem Tag erschienen die ersten sechs Folgen der Hörspielserie „Die drei ???“. Schnell gehörten die Kassetten zur kulturellen Grundversorgung Heranwachsender. Generationen junger Fans haben seither ihre Kindheit virtuell im kalifornischen Rocky Beach verbracht, der fiktiven Heimatstadt der Jungdetektive Justus, Peter und Bob.

Die Frau, die diese Fantasiereisen ermöglicht hat, blieb dabei meist im Hintergrund: „Ich wollte immer nur mit tollen Künstlern spannende und positive Unterhaltung produzieren und gar nicht selbst im Mittelpunkt stehen“, sagt die Hörspielmacherin Heikedine Körting.

Allein 55 Millionen „Drei ???“-Hörspiele haben sich in den vergangenen 46 Jahren verkauft. Daneben produzierte Heikedine Körting auch Serien wie „TKKG“ und „Hanni & Nanni“, „Hui Buh“ und die „Funk-Füchse“. Mehr als 3000 Hörspiele hat sie aufgenommen, allesamt für das legendäre Label Europa.

„Es war an der Zeit, ihr ein Denkmal zu setzen“, sagt Christian Rodenwald. Pünktlich zu ihrem 80. Geburtstag hat der Historiker die autorisierte Biografie „Heikedine Körting – Die Königin der Hörspiele“ (Langen-Müller Verlag, 320 Seiten, 25 Euro) abgeliefert.

Die Kriegswirren hatten ihre Familie einst nach Thüringen verschlagen, wo Heikedine Körting am 18. Juni 1945 zur Welt kam. Der Standesbeamte soll sich zunächst geweigert haben, ihren ungewöhnlichen Vornamen in die Geburtsurkunde einzutragen, berichtet sie in dem Buch: „Aber meine Mutter war eine absolute Kämpfernatur und setzte sich durch.“

Sie selbst wuchs in Lübeck auf und machte später in Hamburg an der Seite ihres Mannes Andreas Beurmann Karriere. Der Musikwissenschaftler hatte das Europa-Label gegründet, das in diesem Jahr 60 Jahre alt wird.

Ihre familiären Wurzeln liegen jedoch in Niedersachsen. In Hannover gründete ihr Urgroßvater Berthold Körting 1871 mit seinem Bruder Ernst eine Pumpenfirma. Der Maschinenbau machte sie reich: Im Jahr 1914 beschäftige die AG rund 4000 Beschäftigte – und sie verdiente im Ersten Weltkrieg gut mit dem Bau von Granatzündern und Motoren.

Unter der Ägide der Unternehmer entstand das Körtingsdorf, eine Arbeitersiedlung mit eigener Schule. Nach der sozial engagierten Familie sind mehrere Straßen benannt, und auf dem Engesohder Friedhof in Hannover haben die Körtings bis heute ein Ehrengrab (Abteilung 9 M, Nr. 325).

Mit viel Liebe zu Details zeichnet Rodenwalds Biografie die Vita von Heikedine Körting nach. Schon im Alter von etwa zehn Jahren soll diese mit einem gebrauchten Tonbandgerät erste Geschichten aufgenommen haben. Später produzierte sie in einer Villa in Hamburg ihre beliebten Kinderhörspiele.

Dabei führte sie nicht nur Regie – sie kümmerte sich auch um die Technik und stellte die Sprecherensembles zusammen. „Von Anfang an hatte ich ein glückliches Händchen bei der Rollenbesetzung“, sagt sie selbst. So werden die drei Detektive bis heute von denselben Sprechern gesprochen.

„Frau Körting hat uns schon in der Kindheit alles beigebracht, was wir auch als Erwachsene für erfolgreiche Hörspielaufnahmen brauchten“, sagt Justus-Sprecher Oliver Rohrbeck respektvoll. Die Sprecher der drei Detektive siezen Frau Körting, sie duzt diese – das hat sich bis heute nicht geändert.

„Diese Frau strotzt vor Energie, Kreativität und Lebensfreude“, sagt Biograf Rodenwald. Die agile Produzentin ist noch immer aktiv, regelmäßig erscheinen neue Folgen der „Drei ???“. „Hörspiele sind mein Hobby“, sagt sie selbst. „Warum sollte ich damit aufhören?“

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