Festival Theaterformen

Eisa Jocson und Venuri Perera in „Magic Maids“.Foto: Jörg Baumann
Hannover. Als eine „Sichtbarkeitsmaschine“ beschreibt Festivalleiterin Anna Mülter das Theater – daher bringen die vom 19. bis 29. Juni gezeigten internationalen Produktionen des Festivals Theaterformen Themen auf die Bühne, vor denen im Alltag oft die Augen verschlossen werden. Das beginnt beim Ursprung allen Lebens und der Darstellung einer Geburt und menschlicher Sexualität in „A Year without Summer“ (26./27. Juni) von Florentina Holzinger, die den Frankenstein-Stoff in moderne, KI-geprägte Szenarien überträgt. Überhaupt wird der Körperlichkeit viel Raum gegeben, sei es durch das Aufbrechen von Einteilungen in Kategorien wie „behindert“ und „nicht behindert“ wie in „Pas Moi“ (22./23. Juni) und den „Songs of the Wayfarer“ (28./29. Juni), unter Zuhilfenahme von 75 Litern Kunstblut wie in Ocean Stefans „Blood Show“ oder in einer eindrucksvollen Tanz-Performance wie „Magic Maids“. Der Hexe und der Hausfrau als kontrastierende und gleichsam unterdrückte Frauenfiguren widmen Eisa Jocson und Venuri Perera eine durchfegende Inszenierung auf der Cumberlandschen Bühne (21./22. Juni), die den Widerstand feiert. In „Deeper“ (20./21. Juni) setzt sich Gosia Wdowik mit geschlechtsspezifischer Gewalt im digitalen Raum auseinander. Basierend auf Interviews mit Jugendlichen hinterfragt sie kritisch die allgegenwärtige Flut von Bildern, die weibliche Körper im Kontext von Gewalt und Sexualität darstellen – Was macht das mit den (jungen) Menschen, und wie können Mädchen und junge Frauen ihre sexuelle Selbstbestimmung verteidigen? „When I saw the Sea“ (24./25. Juni) von Ali Chahrour thematisiert die Geschichten von drei Aktivistinnen aus dem Libanon in einem Kampf um Freiheit. Von Performance und Film bis hin zu Installation und Aktivismus reicht das Projekt „Where Rivers Meet“. Arne Semsrott, Chefredakteur von „FragDenStaat”, spricht am 22. Juni über die Verteidigung der Demokratie. Das Festivalzentrum mit Info-Box ist im Theaterhof zwischen Schauspielhaus und Cumberlandscher Galerie zu finden. Von Donnerstag bis Sonnabend lädt dort die Silent Disco zum Tanzen mit Kopfhörern sowie für taube Gäste mit vibrierenden Bassgürteln ein. R/HR

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