Für den Verein Kargah hat die Stadt jetzt Fördergeld in Höhe von insgesamt 290.000 Euro eingeworben. Der Verein hat sich in Hannover auf dem Gebiet der Migranten- und Flüchtlingshilfe einen Namen gemacht. Das Geld stammt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Damit könne die wichtige Integrationsarbeit von Kargah unterstützt und fortgeführt werden, sagt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Das sei ein wichtiges Signal und ein Bekenntnis zur Teilhabe
Kargah ist von den Mittelkürzungen besonders betroffen. Auf insgesamt 408.000 Euro muss der Verein in den beiden Haushaltsjahren 2025/2026 verzichten. Weggefallen sind unter anderem Dolmetscherdienste und Beratungen von Menschen, die ohne Papiere nach Deutschland gekommen sind. Nach Angaben des Vereins verloren mehrere Mitarbeiter ihre Beschäftigung. Einige können jetzt aufgrund der neuen Förderzusagen bleiben, müssen sich aber mit anderen Aufgaben beschäftigen.
Mit dem Geld vom Bund soll der Verein anderen Vereinen helfen, sich zu gründen und Förderanträge zu stellen. Inhaltlich geht es darum, die Selbstorganisation von Migranten zu unterstützen. Eigentlich ist das bis vor Kurzem die Aufgabe des Migrantennetzwerks Miso gewesen, doch die Initiative ist inzwischen insolvent. „Wir übernehmen jetzt die Aufgaben von Miso so lange, bis ein neues Netzwerk gegründet wurde“, sagt Kargah-Koordinatorin Ferdos Mirabadi.
Auch das Kulturzentrum Faust musste damals Federn lassen und eine Kürzung der Zuschüsse um insgesamt 60.000 Euro hinnehmen. Jetzt teilt die Stadt mit, dass Faust eine einmalige Förderung von 80.000 Euro bekomme. Die Summe dient dazu, die defizitäre Kunsthalle des Vereins als Tanzraum zu nutzen. „Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für die Tanzszene“, sagt Faust-Pressesprecher Jörg Smotlacha. Er betont zugleich, dass man schon lange an dem Vorhaben gearbeitet habe. Die Fördersumme sei folglich nicht als Kompensation der gekürzten Zuschüsse zu verstehen.
Die Initiative Märchenkoffer, die Kindern von geflüchteten Familien ein pädagogisches Programm bietet, musste ebenfalls Kürzungen hinnehmen, bekommt jetzt aber auch Geld aus der Stadtkasse: 30.000 Euro. Die Fördermittel-Offensive der Stadt hat auch eine politische Dimension. Die Grünen hatten stets vehement kritisiert, dass SPD, CDU und FDP den Rotstift ausgerechnet bei solchen Vereinen ansetzten, die Integrationsarbeit leisten und dem grünen Wählermilieu nahestehen. So musste auch der Fahrradlobby-Verein ADFC auf Wunsch der drei Parteien auf 40.000 Euro verzichten. Zumindest die SPD hatte offenbar Bauchschmerzen bei dem Streichkonzert, denn später kam man mit der SPD-geführten Regionsverwaltung überein, dem ADFC die gekürzte Summe aus der Regionskasse zurückzugeben.Ähnlich wie die Stadt versucht die SPD-Parteispitze derzeit, jenen Vereinen unter die Arme zu greifen, denen die Ratsfraktion vor ein paar Monaten die Mittel gekürzt hatte. „Auch wir als SPD unterstützen die Vereine aktiv bei der Suche nach Fördermitteln“, sagt Hannovers SPD-Chef Adis Ahmetovic. Sollte die Stadt neue finanzielle Mittel aufbringen, sei das sehr zu begrüßen, sagt er. Aber dann müsse sie dem Rat auch transparent machen, woher das neue Geld aus dem Haushalt komme.