Liebe auf den ersten Wuff?
Annika Storch und Tara Scherhag machen das „Bark Date“ im Georgengarten, ein besonderes Treffen von Mensch und Hund

Leicht zu erkennen: Annika Storch zeigt das rote Halstuch mit dem Aufruf „Adopt me“ (Adoptiere mich), welches die Hunde tragen.
Hannover. Ronin (1,5 Jahre), genannt Knöpfchen, und Grizzly (5) hatten bereits Glück. Grizzly darf bei Tara Scherhag (28) in Linden leben, und Knöpfchen hat bereits ein schönes Zuhause in Aussicht. 30 andere Hündinnen und Hunde aus dem Tierschutz – unter ihnen Andy (1), Emilia (2,5), Moon (5) und Louis (3) – haben vielleicht am Sonntag, 25. Mai, das gleiche Glück. Beim Speeddating für Hunde, die ein neues Zuhause suchen, finden sie möglicherweise ein Herrchen oder Frauchen, bei dem sie künftig leben können. An diesem Tag findet erstmals in Hannover ein „Bark Date“ statt.

Das ist so etwas wie eine tierische Partnervermittlung. Im Georgengarten neben dem Wilhelm-Busch-Museum treffen sich Mensch und Tier. Wenn es echte Zuneigung nach dem ersten Beschnuppern wird oder gar Liebe auf den ersten Blick ist, kommt man zusammen.

Die beiden jungen Frauen, die das „Bark Date“ in Hannover mit einem 12-köpfigen Team organisieren, sind selbst große Hundefreundinnen: Annika Storch (24) aus Langenhagen, Sachbearbeiterin in einem Verlag, und Tara Scherhag aus Linden, die gerade ihr Maschinenbaustudium abgeschlossen hat und am 1. Juni als Projektingenieurin bei Enercity anfängt. Beide engagieren sich ehrenamtlich für den Tierschutzverein „Hunderettung Europa“, Storch als Teamleiterin, Scherhag als Hundevermittlerin. Sie wollen „Bark Dates“ nun auch in Hannover etablieren.Der Verein holt die Vierbeiner aus vornehmlich osteuropäischen Ländern. Storch weiß, wie es dort aussieht. Sie war bereits dreimal in Rumänien, um mit Tierschützern vor Ort in dem Ort Brasov (Region Siebenbürgen) Hunde zu retten und auch nach Deutschland zu vermitteln.

Die 24-Jährige, die 17 Jahre mit einer Familienhündin lebte, hat in dem osteuropäischen Land einiges gesehen. „Ja, die Hunde dort haben es schwer, manche werden geschlagen, manche sind den ganzen Tag an der Kette“, erzählt sie. Straßenhunde würden in Rumänien eingefangen und nach zwei Wochen in Tötungsstationen getötet. Gängige Vorurteile, dass diese Tiere völlig gestört seien, stimmten jedoch nicht. „Jeder hat einen eigenen Charakter – wie Menschen auch. Die sind dankbar, wenn sie in gute Hände kommen.“

In Deutschland seien viele Menschen tierlieb, jedenfalls deutlich mehr als in den Herkunftsländern der Hunde. Und es gebe einen großen Bedarf an tierischen Begleitern. „Wir bekommen auch Anfragen von Tierheimen in Deutschland. Nicht jedes Tierheim ist überfüllt.“ Um überhaupt nach Deutschland zu kommen, müssen strenge Vorgaben erfüllt sein. Die Tiere müssen nachweislich geimpft und gechippt sein sowie einen EU-Heimtierausweis besitzen – auch, um illegalen Welpenhandel zu verhindern.

Die 30 Hunde, die am 25. Mai auf der Wiese im Georgengarten sitzen werden, tragen ein rotes Halstuch mit dem Aufruf „Adopt me“ (Adoptiere mich). Alle leben bereits in Deutschland, sind in Pflegestationen oder im Tierheim untergebracht, zum Beispiel dem in Burgdorf. Die Tiere, die an dem Tag von 11 bis 13 Uhr auf ihre möglichen neuen Herrchen oder Frauchen treffen, sind zwischen fünf Monaten und acht Jahren alt.

„Für jeden Hund gibt es einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin“, sagt Storch. Ein Tier gleich mitzunehmen, ist nicht vorgesehen. „Wenn es funkt, kann man mit den Begleitpersonen über die Adoption sprechen.“ Schließlich wolle man dafür sorgen, dass die Tiere in gute Hände kommen. Eine Schutzgebühr pro Hund zwischen 400 únd 500 Euro kann auf die neuen Besitzer und Besitzerinnen zukommen.

Müssen Interessierte ein großes Haus und einen Garten haben? „Nein“, sagt Tara Scherhag, die selbst in einer Zweizimmerwohnung lebt. „Wenn man sich gut versteht, ist es egal, ob man in einer Wohnung oder einem Haus mit großem Garten lebt. Man sollte Zeit für das Tier haben, entweder teils im Homeoffice arbeiten oder einen Hundesitter haben.“ Wenn man verantwortlich für ein Tier ist, „braucht man sowieso immer einen Plan B“, meint Annika Storch.



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