Wie kann das alles – Musikszene, Gewerbe, Sport und Wohnen – in einen Zusammenhang gebracht und weiterentwickelt werden? Dieser Frage sind im Auftrag der Stadt Hannover zwei Architekturbüros – Cityförster und Chora Blau – nachgegangen und haben jetzt eine Studie veröffentlicht.
Die Studie befasst sich mit einem Gebiet zwischen der Straße Auf dem Dorn im Westen und der Kopernikusstraße im Osten. Es geht folglich nicht allein um das Musikzentrum und die umliegende Industriebrache. Die ist für die Stadt Hannover aber besonders interessant, denn das Grundstück mit einer Größe von etwa 17.000 Quadratmetern gehört inzwischen ihr.
Die Stadt hatte das Gelände im vergangenen Jahr erworben, um das Veranstaltungszentrum zu retten. Ursprünglich befand sich das Grundstück in den Händen eines Immobilienfonds, der den Mietvertrag mit dem Musikzentrum auslaufen lassen wollte. Der Plan der Immobilienfirma war, das Gebäude abzureißen und Wohnhäuser zu errichten. Das wäre das Ende des beliebten Konzertortes gewesen.
Was jetzt mit dem Grundstück passieren könnte und wie es sich in die weitere Umgebung einfügen soll, will die Studie der Architekturbüros zeigen. Zugleich gibt es im Rathaus aber auch ein Interesse, Teile des erworbenen Grundstücks rund ums Musikzentrum zu veräußern, um Einnahmen für die klamme Stadtkasse zu erzielen. Der Erwerb hatte damals rund 8,5 Millionen Euro gekostet. Das Musikzentrum selbst wird von einem Verkauf verschont bleiben. Die Stadt hat an den Betreiber ein Erbbaurecht vergeben. Im Bauamt hat man es aber nicht so eilig mit einem Verkauf und will zunächst überlegen, was man mit dem neu erworbenen Grundbesitz anfangen könnte.
Die Studie nimmt Ideen aus einer Bürgerversammlung Anfang des Jahres auf. Teilnehmer wünschten sich sozialen Wohnungsbau, mehr Büros und Werkstätten für die Kreativwirtschaft. Dem tragen die Architekten jetzt Rechnung.
Zugleich weisen die Planer auf Probleme hin. Ein großer Hemmschuh für den Bau von Wohnungen ist der Lärm. Züge donnern am Quartier vorbei, im Musikzentrum finden zum Teil laute Rockkonzerte statt. Und Konzertbesucher stehen nach den Veranstaltungen oft noch fröhlich lärmend vor der Halle. Dennoch sehen die Architekten Potenziale für ein „urbanes Quartier“.
Im Norden des Musikzentrums, also recht weit entfernt von der Bahntrasse, seien Geschosswohnungsbauten denkbar, meinen die Architekten, im Osten eine Mischung aus Wohnungsbau, Büros und „nicht-störendem Gewerbe“. Auf diese Weise könnten 216 Wohneinheiten entstehen, heißt es in den Plänen. Büros und Gewerbeflächen sollen sich in dem Quartier vervielfachen.
Entlang der Hüttenstraße könnten sich Werkstätten, Manufakturen und Ateliers ansiedeln. Insgesamt sollen, so die Einschätzung der Architekten, mehr als 600 Arbeitsplätze entstehen. Südlich des Musikzentrums wollen sie eine „lebendige Mitte“ schaffen, also einen Platz, auf dem die Quartierbewohner zusammenkommen. Entlang der Gleise im Süden soll ein Grünzug mit Sportangeboten entstehen: eine Strecke für Mountainbiker („Pumptrack“), eine Kletterwand, Basketballfelder, Gestänge für Kraftübungen und Spielplätze.
Ob und wann das alles umgesetzt wird, ist kaum abzusehen. Bereits in der Bürgerversammlung wurde klar, dass es sich um einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren handelt.