Offenbar haben solche Kommentare plus eigene Eindrücke und die aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zu einer gewissen Kaufzurückhaltung geführt. Fern scheinen die Zeiten, in denen die Fest-Karten aufgrund der enormen Nachfrage über ein Verlosungssystem zugeteilt wurden, weil es für rund 60.000 Tickets bis zu 275.000 Vorbestellungen gab. Jetzt sind die Karten kein rares Gut mehr, sondern reichlich vorhanden.
Seit gut zehn Tagen läuft die erste Phase des Vorverkaufs der insgesamt 72.000 Karten zum Preis von 37 Euro (ermäßigt 17), von 18 Fest-Tagen sind für 15 noch Karten zu buchen. Ausverkauft sind lediglich drei Wochenend-Tage: Freitag, 11. Juli, Sonnabend, 12. Juli, und Sonnabend, 19. Juli.
Benedikt Poensgen, Leiter Veranstaltungen der Herrenhäuser Gärten, sieht den Grund im Verkaufs-System: „Im Vergleich zum Losverfahren der vorherigen Jahre haben die Besucher die Möglichkeit, eigenmächtig auszuwählen, an welchem Tag sie das Kleine Fest besuchen möchten. Wir nehmen an, dass manche Besucher sich mit dem Ticketkauf etwas Zeit lassen, um den für sich selbst individuell passenden Tag zu finden.“ Wie viele Karten schon verkauft sind, wollten die Veranstalter nicht mitteilen.
Das Kleine Fest, das in diesem Jahr unter dem Motto „Es ist angerichtet!“ steht, hat zwei Verkaufsphasen. Die erste startete am 15. März mit zwei Drittel der jeweils 4000 Tagestickets, in der zweiten ab dem 29. März wird ein weiteres Drittel freigeschaltet. Zudem gibt es jeweils 300 Karten an der Abendkasse.
„Ich fand das Programm auf den Bühnen ganz nett“, sagt Bernadette Richter, die 2024 mit einer Freundin am zweiten Fest-Abend da war: „Was mir gefehlt hat, war das Verbindende, die Musik in den Gängen, die Magie des Abends. Deshalb habe ich beschlossen, in diesem Sommer zu pausieren.“ Silke Eberst aus Rehburg-Loccum hatte ihrer Schwester die Karten geschenkt: „Wir waren zu fünft da. Früher waren alle Shows 20 Minuten lang und man konnte den Abend gut planen. Jetzt sind die Shows ganz unterschiedlich lang und man ist immer irgendwie zu früh oder zu spät dran. Das hat uns nicht gefallen.“ Auch Eberst hat bislang nicht gebucht: „37 Euro sind keine Kleinigkeit. Bei so einer Ausgabe muss alles passen.“
Matthias Brodowy, Hannovers bekanntester Kabarettist und zuletzt 2023 beim Kleinen Fest auf der Bühne, hatte schon vor der Neuausrichtung vor einem „zu radikalen Umbruch“ gewarnt. Nun sagt der 52-Jährige, der einer Fest-Anfrage für diesen Sommer aus terminlichen Gründen eine Absage erteilte: „Das Kartenlosverfahren war bereits Teil der Kunst. Familien und Freunde haben sich zusammengeschlossen und miteinander gefiebert, ob sie Karten bekommen. Ich glaube, dass dieser Teil des Kleinen Festes weggebrochen ist. Man hat den Menschen das Spiel mit den Karten genommen. Vielleicht entscheiden sie ja spontan.“
Karten gibt es in allen HAZ/NP-Ticketshops und von der Webseite des Kleinen Fests aus.