Die Scorpions, mit Abstand der erfolgreichste Rockexport der Stadt und des Landes, werden in diesem Jahr 60 Jahre alt. 1965 gründete Gitarrist Rudolf Schenker (76) die Band noch unter dem Namen Nameless in Sarstedt. Gefeiert wird das unter anderem mit einem einzigartigen, längst ausverkauften Geburtstagskonzert am 5. Juli im Stadion.
Auch der Flughafen erweist den Rockstars die Ehre: Zuwege und Gebäude sind beflaggt, darin Flaggen und Schautafeln verteilt. Im Zentrum steht die „Rockstage“, ein kleines Scorpions-Museum mit Erinnerungsstücken und Monitoren, die auf 60 Jahre Rockgeschichte verweisen. Man findet es, vom Eingang der Abflughalle des Terminals B kommend, rechter Hand. Die Musiker zeigten sich bei der Eröffnung angetan. Eine „große Ehre“ sei das, sagte Sänger Klaus Meine (76). „60 Jahre, mehr als 80 Länder, die ganze Historie lässt sich kaum umfassend darstellen“, gab Gitarrist Matthias Jabs (69) zu bedenken. „Aber die Rockstage ist doch sehr repräsentativ.“ Er könne sich noch gut daran erinnern, wie er als Kind mit seinen Eltern von Langenhagen aus zu Fuß zum Flughafen gegangen sei, um sich eine Flugschau anzuschauen.
Immer wieder gerne sei die Band vom Airport Hannover aus in alle Welt aufgebrochen, so Meine. Wobei: „Die ersten 20 Jahre sind wir noch mit unserem klapprigen Bus unterwegs gewesen.“ An seinen ersten Flug überhaupt kann er sich gut erinnern. „1978 war das, mit der Band nach Japan. Da sind wir aber von Hamburg gestartet – und dahin mit diesem klapprigen Bus gefahren.“ Der erste Flug der Scorpions von Hannover aus sei dann ein Jahr später gewesen, „in die USA über Frankfurt“. Hunderte Flüge folgten. Gerade erst kamen die Scorpions von einem Konzert in Mexiko-City vor 80.000 Menschen zurück.
Flughafen-Geschäftsführer Martin Roll (53) jedenfalls freut sich, dass der Airport nun ganz im Zeichen der Scorpions steht: „Die Rockstage ist eine Megabereicherung für den Airport.“ Persönlich ist der 53-Jährige auch angetan, die Ballade „Still loving you“ hat er als Teenie schon auf Partys gehört, „das war sehr emotional“.
Sein Lieblingsexponat in der „Rockstage“: die Lederjacke, in der Klaus Meine in Moskau aufgetreten ist und einst „Wind of change“ gespielt hat. Weltweite Strahlkraft habe die Band, und weltweit soll nun auch mit dem „Hub“, dem Drehkreuz, der Scorpions geworben werden, zum Beispiel auf wichtigen Fachmessen.
Regionspräsident Steffen Krach (45, SPD) zeigte sich begeistert vom neuen Hingucker: „Die Scorpions stehen für Hannover und sind weltbekannt. Toll, dass wir hier am Standort Hannover werben können.“ Christian Katz (40), Geschäftsführer Hannover Marketing und Tourismus GmbH, pflichtet bei: „Es zeigt auch, dass wir eine vielfältige Stadt sind, Konzerte und Veranstaltungen aber besonders gut können.“ Gleichzeitig ist der „Hub of the Scorpions“ eine Wertschätzung, „die super ist und Hannover im neuen Licht erstrahlen lässt“.
Die städtische Kulturmanagerin Inga Samii (53) sagte, an die Scorpions gewandt: „Ihr seid die bekanntesten musikalischen Botschafter Hannovers weltweit. Wir sind sehr stolz auf euch.“ Sein ganzes Team freue sich auf das nahende Stadionkonzert, sagte Nico Röger, Geschäftsführer vom örtlichen Veranstalter Hannover Concerts. „Die ganze Stadt, die ganze Region freut sich.“ Es wird das erste Stadionkonzert der Scorpions in ihrer Heimatstadt, ein Minifestival mit Judas Priest und Alice Cooper als Special Guests sowie dem Comedian Bülent Ceylan (49) mit seiner Metal-Band im Vorprogramm.
Die Band indes blickt mit einem gewissen Bangen auf das Ereignis: „Wir versuchen, uns einzureden, dass es nur ein weiteres Stadionkonzert ist“, sagt Klaus Meine. „Aber wir wissen, dass es auch für uns etwas ganz Besonderes ist.“
Bandgründer Rudolf Schenker zeigte sich geschmeichelt von so viel Ehrerbietung. Er erinnerte daran, dass die Rock-Propheten im eigenen Land lange wenig galten. „Wir haben lange wenig Zuwendung aus Hannover und generell aus Deutschland bekommen – wir mussten uns dafür ins Ausland verdrücken“, sagte er. „Jetzt aber bekommen wir sie im Überfluss.“