„Als Frau wirst du belächelt“
Über 119.000 Menschen folgen Gamerin Yvonne Meyer auf Instagram

Die Hannoveranerin Yvonne Meyer zeigt sich auf Instagram beim Games Zocken. Warum das funktioniert und wie sie sich als Frau in einer männerdominierten Branche durchsetzen konnte, erzählt sie im Interview.Foto: Tobias Wölki
Hannover. Mit drei Jahren hatte Yvonne Meyer erstmals einen Gameboy in der Hand. „Ich habe damals ganz begeistert ‚Tetris‘ gespielt“, erinnert sie sich. Bereits mit fünf oder sechs Jahren, ganz sicher ist sich Meyer da nicht mehr, besiegte sie ihren Vater im Videospiel „Super Mario“. „Danach hat er nur noch zugeschaut“, sagt sie und schmunzelt. Ihr Vater war auch der Grund, dass sie früh mit Videospielen anfing – nach dem Gameboy folgten die Spielekonsolen Super Nintendo und die erste Playstation. „Ich habe nie wirklich mit dem Zocken aufgehört“, sagt Meyer.Mittlerweile folgen der Hannoveranerin, die in Wolfenbüttel geboren und aufgewachsen ist, über 121.000 Menschen auf ihrem Instagram-Account @yve.gaming. Dort zeigt sie sich regelmäßig beim Zocken unter anderem der Spiele „Elden Ring“, „Assassin’s Creed“ oder „Ghost of Tsushima“. 2024 spielte Meyer mehr als 50 Games auf der Spielkonsole durch – neben ihrem 40-Stunden-Job als Personalreferentin. „Zocken war schon immer mein Ausgleich zur Arbeit.“ Außerdem geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio, verbringt Zeit mit Freunden, ihren drei Hunden oder ihrem Kater.

Ihren öffentlichen Instagram-Account hat Meyer 2019 gestartet. „Eine Freundin hat mich ermutigt“, sagt sie. Zum einen gebe es nicht viele Frauen in der Gaming-Welt, zum anderen war sie schon immer sehr daran interessiert, die neuesten Spiele auszuprobieren – am liebsten solche mit einer Story. Ihr Lieblingsspiel: „Elden Ring“, ein Actionrollenspiel, das als sehr schwer gilt. Viermal spielte sie dieses durch – am Ende in der schwierigsten Stufe, in Platin.

In ihren Videos auf Instagram sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer die junge Frau in kurzen Sequenzen von hinten, während sie auf der Konsole spielt. „Wenn ich ein ganzes Gameplay posten wollen würde, dann müsste ich streamen. Das tue ich nicht, weil mir die Zeit fehlt.“ Seit Juni 2023 veröffentlicht sie Videos mit kurzen Spielausschnitten, unterlegt mit Musik. Die Ideen dafür kämen meist spontan, sagt Meyer. Durch die Reels sei ihre Präsenz auf Instagram stark gewachsen. „Ich setze damit eher auf den Unterhaltungsfaktor.“

Doch mit zunehmenden Abonnentinnen und Abonnenten bekam Meyer auch Hasskommentare. „Ich bekomme manchmal Nachrichten, da wird einem schlecht. Damit konnte ich die ersten Male nicht so ganz umgehen.“ Mittlerweile lache sie darüber. „Man wächst auch dran“, sagt die junge Frau. Laut einer Studie des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz aus dem Jahr 2024 wurde von mehr als 3000 Teilnehmenden fast jede zweite Person (49 Prozent) schon einmal online beleidigt. Unter anderem besonders betroffen sind junge Frauen (30 Prozent). Auch Meyer hat schon aufgrund ihres Geschlechts abwertende Kommentare erhalten – beispielsweise, dass sie gar nicht wirklich spiele oder sie die Gaming-Accounts von ihrem Bruder zeige. „Als Frau wirst du ein Stück weit belächelt“, sagt sie. Dazu gab es auch schon Belästigungen vor ihrer Haustür – woraufhin Meyer eine zweimonatige Instagrampause einlegte.

Davon will sie sich aber nicht einschüchtern lassen. „Ich habe mir abgewöhnt, es jedem recht machen zu wollen.“ Da sie ihre Videos auf Englisch dreht und untertitelt, kommt ein Großteil ihrer meist männlichen Follower aus den USA. Auch wenn sie jetzt schon durch Kooperationen Geld verdient, möchte Meyer nicht nur Gamerin auf Instagram sein. „Klar ist es schön, Hobby und Job zu verbinden, aber ich kann es mir nicht vorstellen.“

Aktuell spiele sie „Ghost of Tsushima“ noch einmal, weil ein neuer Teil angekündigt wurde. „Wenn ‚GTA 6‘ dieses Jahr herauskommt, werde ich es ab dem ersten Tag spielen und mir vielleicht sogar eine Woche Urlaub nehmen“, kündigt sie an.

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