Besser kann es nicht mehr werden, besser kann auch er nicht mehr werden. Daher macht Rollstuhlbasketballer Jan Haller Schluss im Nationalteam, nach mehr als 300 Länderspielen hört der Kapitän auf. „Da ist jetzt nicht mehr so viel Potenzial, bei Olympia hab ich ja schon nicht mehr so viel gespielt. Das ergibt jetzt wirklich Sinn, alles passt“, sagt der 36-Jährige von Bundesligist Hannover United, der am Sonntag (15 Uhr) bei den Baskets Hamburg in die Rückrunde startet. Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte der Barsinghäuser Bronze geholt, es war der Höhepunkt seiner Karriere.
Im Herbst reifte der Entschluss bei Haller, es international gut sein zu lassen. „Ich habe mir in Paris vor meiner ganzen Familie einen Traum von einer Medaille erfüllt, es war perfekt. Und es kommen deutlich jüngere Spieler nach“, so Haller, es sei an der Zeit, den Weg frei zu machen: „Die deutsche Mannschaft ist auf einem sehr guten Weg, den werde ich gespannt weiter verfolgen.“
Basketball bestimmt sein Leben seit dem 13. Lebensjahr, damals erlebte Haller einen Auftritt von Dirk Nowitzki in der Nationalmannschaft mit. Anfangs bekam der in Gehrden geborene und damals in Bonn wohnende Sportfan den Ball gar nicht bis zum Korb. Doch er arbeitete und trainierte fortan hart und schaffte es vom ASV Bonn zum RSV Lahn-Dill. Fünf Meisterschaften und sechs Pokalsiege fuhr Haller mit den Wetzlarern ein, zudem gewann er zweimal die Champions League.
2018 kehrte der große Fan von Hannover 96 zurück in die Heimat, übernahm bei United mehr Verantwortung und leitete junge Spieler an. Zusammen mit Trainer Martin Kluck und Manager Udo Schulz formte er eine erfolgreiche Mannschaft. Haller ar beitet bis heute in der Geschäftsstelle des Erstligisten, der gelernte Bürokaufmann hat zudem ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement abgeschlossen.
Bei United spielt Haller weiter, allerdings will er sich von Saison zu entscheiden: „Ich will mit Spaß dabei sein, und momentan habe ich sehr viel Spaß.“ Die verjüngte Mannschaft hat sich gut entwickelt und spielt schon recht stabil. „Das ist super. Aber wir merken schon, dass wir jede Aufgabe professionell angehen müssen, sonst können wir Probleme bekommen“, sagt Haller. Ins Pokalfinale schaffte es United in der vergangenen Saison, man schlug in den Meisterschafts-Play-offs zumindest einmal Serienmeister Lahn-Dill. Obendrein gewann Hannover den Eurocup 2 in Italien.
Haller lebt mit seiner Freundin Doro, einer passionierten Reiterin, in Barsinghausen. Gemeinsam sind sie oft mit ihrem Hund Rudi, einem Australian Shepherd, unterwegs. „Früher hatte ich Angst vor Hunden, heute kann ich mir das Leben ohne Rudi gar nicht mehr vorstellen“, sagt der zweifache Vizeeuropameister, der sieben Jahre lang Kapitän der Nationalmannschaft war. Die nordamerikanische Profiliga NBA verfolgt er ebenso aufmerksam wie die European League, auch die Partien der TK-Hannover-Luchse hat er im Blick. Ist United spielfrei, besucht Haller die 96-Heimspiele: „Ich bin eben sportbegeistert, und das wird sich nicht ändern.“ Bei United will Haller den Umbruch weiter begleiten. „Ich bleibe im Moment und fokussiere mich auf das, was gerade wichtig ist. Zu weit in die Zukunft schaue ich nicht. Nach dieser Saison werde ich entscheiden.“ Ein wichtiges Kapitel seiner Karriere ist mit dem Nationalteam beendet, in der Bundesliga geht es weiter. Dass Hannover United eine größere Rolle in der Stadt spielt und bekannter wird, das wünscht sich Haller. Das Ende im Nationalteam mit Olympia-Bronze „hätte ich mir vorher genau so ausgesucht“.