Hinter dem Radwegekataster stehen auch touristische und wirtschaftliche Interessen des Landes: So wurden nach ADFC-Angaben bei Tagesausflügen mit dem Rad im Bundesdurchschnitt 32 Euro pro Person und Tag ausgegeben. Bei Urlaubsreisen waren es durchschnittlich 123 Euro je Person und Tag. Der größte Anteil entfällt mit durchschnittlich 49 Euro auf die Unterkunft.
Radfahrerinnen und ‑fahrer können, sobald die Seite ab dem zweiten Quartal 2025 für alle freigeschaltet ist, eine Strecke nach unterschiedlichen Parametern planen. Als Basis dafür dienen Informationen über ein mehrere Tausend Kilometer umfassendes Radwegenetz quer durch Niedersachsen, die Landkreise, Tourismus- und Marketingbüros, Landesverkehrswacht, Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Betreiber von Bussen und Bahnen oder Kommunen und Polizei geliefert haben.
„Letztlich ist die Datensammlung ein fortlaufender Prozess, weil wir mittelfristig auch Informationen über Baustellen oder Schäden an Strecken aufnehmen wollen“, sagt Rammert, nach dessen Angaben sein Team auch auf die Daten der gedruckten Radwanderkarten zurückgreifen konnte. Diese hatte das LGLN bis vor wenigen Jahren herausgegeben, inklusive des Begleitheftes „Tipps und Informationen zur Region“.
In Zeiten der Digitalisierung aber verwendet kaum noch jemand die Papiervariante, um eine Fahrt mit dem Rad zu erstellen oder den Verlauf zu überprüfen. „Wer heute eine Tour ausarbeitet, der nutzt dafür das Routing am Computer oder Laptop“, sagt Rammert, der zweimal wöchentlich in einer Rennradgruppe trainiert und zudem an den Wochenenden mit dem Fahrrad privat unterwegs ist. Aus der beruflichen Perspektive und der privaten Erfahrung weiß er daher, dass unterschiedliche Gruppen auch unterschiedliche Anforderungen an eine Tour stellen.
Diesen Wunsch soll die Geolife.de-Version erfüllen: Nutzerinnen und Nutzer können Start und Zielpunkt eingeben, sie müssen sich dafür nicht anmelden und auch keine Gebühr bezahlen. Anhand der vorgeschlagenen Routen können sie wählen, ob sie einen Fernradweg nutzen oder ob sie lieber durch unwegsames Gelände oder auf einem Radweg entlang von Straßen fahren möchten. „Vielen ist nicht die kürzeste oder die schnellste Strecke wichtig, sondern die Nutzung eines echten Radwegs ohne Autoverkehr“, sagt Rammert.
Diese Premium-Radwege lassen sich mit wenigen Klicks herausarbeiten, wobei die Angebote in den Landkreisen Niedersachsens stark variieren. So gibt es im Emsland – nicht zuletzt wegen der Nähe zu den fahrradfreundlichen Niederlanden – ein gutes Netz mit umfangreichen Informationen. Im Landkreis Holzminden hingegen sieht der Fachmann noch großes Potenzial für den Radverkehr.
Im Vergleich mit anderen Bundesländern schneidet Niedersachsen nach einer ADFC-Statistik für das Jahr 2023 insgesamt gut ab und landet bei Radreisen mit mehr als drei Übernachtungen auf Platz zwei hinter Bayern. Zu den beliebtesten Radrouten Deutschlands zählen der Weserradweg sowie der Elberadweg auf Platz eins und zwei. Hinzu kommt der Emsradweg unter den Top 10. Auch bei den meistbefahrenen Radregionen finden sich in Niedersachsen mit der Grafschaft Bentheim/Emsland/Osnabrücker Land, der Nordseeküste und Ostfriesland drei Radregionen unter den Top 10 bundesweit wieder.
Wer seine Tour routet, kann sie entlang dieser touristischen Wege führen und mögliche Bus- und Bahnstationen sowie Fährverbindungen aufnehmen – inklusive der Abfahrtszeiten. Noch fehlen vollständige Informationen bei einigen Verkehrsmitteln über die Mitnahme der Fahrräder, aber auch dieser Service soll mittelfristig folgen. Über den ADFC gibt es Informationen zu Bed and Bike, und, wenn vorhanden, erhalten die Nutzerinnen und Nutzer auch Hinweise auf Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke.
Noch gibt es keine App für das Routing: „Mit anderen Bundesländern laufen Überlegungen, ob wir eine deutschlandweite App entwickeln“, sagt Rammert. Letztlich führten die Strecken der D-Route, darunter Weserradweg, Pilgerroute oder Nordseeküstenroute, durch mehrere Bundesländer. Allerdings können Nutzerinnen und Nutzer schon jetzt einen QR-Code am Desktop für ihre Route erstellen und darüber die GPS- oder GPX-Daten dann an eine App im Handy übertragen. Damit stünden die Daten auch mobil zur Verfügung und könnten während der Tour entspannt genutzt werden.