Bei der Verleihung des Wissenschaftspreises Niedersachsen 2024 hat Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) das Team der Ambulanz am Mittwochabend, 20. November, mit einem Preis für Studierende ausgezeichnet. Seit 2020 ist die Studentische Poliklinik als Wahlfach im Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verankert. Die von Studierenden getragene Sprechstunde hat sich seitdem als fester Teil der medizinischen Grundversorgung für Wohnungslose etabliert. Rund 50 Studierende haben sich bisher beteiligt.
Die Hilfe für Obdachlose ist das eine. Gleichzeitig profitieren die Studierenden selbst stark von der Arbeit. „Das Projekt will Medizinstudenten an Menschen heranführen, die sich in einer weniger privilegierten Situation befinden als sie selbst“, erklärt Joana Wrasse. Die 24-Jährige hält das für enorm wichtig. „Als Ärztin werde ich später auch für Menschen Verantwortung haben, die von der Gesundheitsversorgung ausgegrenzt sind.“ Sie selbst hat sich zunächst als Studentin im Wahlfach an dem Projekt beteiligt und hat danach als Tutorin drei Jahre lang die Poliklinik organisiert.In der Sprechstunde seien ihr Menschen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen begegnet, mit denen sie umzugehen lernte, sagt Wrasse. Die Studierenden versorgen zudem Hilfesuchende, die unter Bluthochdruck, Hautkrankheiten oder offenen chronischen Wunden an den Beinen leiden – unter ärztlicher Supervision. „Beim Leben auf der Straße, in nicht hygienischen Verhältnissen, verschlimmert sich ihr Gesundheitszustand“, berichtet Wrasse.
Die Studierenden ab dem drittem Studienjahr belegen das freiwillig gewählte Fach ein Jahr lang. Jeder von ihnen ist dabei für zwei Monate in der Ambulanz im Einsatz. Bei der Caritas stehen für die wöchentliche Sprechstunde zwei Behandlungszimmer zur Verfügung. Dort arbeiten jeweils ein Student, ein Tutor sowie ein Arzt im Team. Die Lehrärztinnen und Lehrärzte kommen aus der MHH-Klinik für Anästhesiologie und aus dem MHH-Institut für Allgemeinmedizin oder sind niedergelassene Hausärzte und Ärztinnen der Region Hannover.Der Anstoß für die Gründung der Studentischen Poliklinik kam von Maleen Fiddicke, damals selbst noch Studentin. Inzwischen ist sie Ärztin in Weiterbildung an der Klinik für Anästhesiologie und begleitet in ihrer aktuellen Funktion wieder Studierende in dem Projekt. Die Gesellschaft der Freunde der MHH unterstützt die Sprechstunde finanziell.
Studentin Joana Wrasse sagt, sie habe in der Poliklinik prägende Erfahrungen gemacht, medizinisch und menschlich. „Im Medizinstudium kommt man sonst mit diesen Patienten nicht in Kontakt, obwohl es für den späteren Berufsalltag wichtig ist.“ Mit der Auszeichnung als studentisches Projekt beim Wissenschaftspreis Niedersachsen ist ein Preisgeld von 3500 Euro verbunden. Die Studierenden wollen davon voraussichtlich ein Gerät für die Behandlungsräume der Caritas anschaffen. „Das Geld soll auf jeden Fall den Patienten zugutekommen“, betont Wrasse.