Kampermann war nach eigener Schilderung am Allerweg in die Stadtbahn gestiegen, am Kröpcke verließ er den Wagen und wollte mit dem Aufzug die Station verlassen. Doch der Lift funktionierte nicht. „Also stiegen wir in die nächste Bahn und versuchten unser Glück am Hauptbahnhof“, erzählt er über sich und seine Begleitung. Doch auch am Bahnhof war der Versuch vergeblich, ebenso wie an der Sedanstraße. Erst am Lister Platz habe er den Bahnsteig mit dem Lift verlassen können, sagt Kampermann. „Ich habe öfter schon Schwierigkeiten mit Aufzügen erlebt, aber nicht so geballt wie jetzt.“
Angelika Hinz hingegen berichtet, dass Ende September weder die Rolltreppen noch die Fahrstühle bis zur oberen Ebene am Lister Platz in Betrieb gewesen seien. „Wie soll ein Mensch mit Rollator, Rollstuhl oder Mütter mit Kinderwagen noch in die Lister Meile kommen?“, fragt sie. Diese Frage stellt sich auch Sarah Braun, nachdem ihre Mutter mehrfach vor einem gesperrten Lift an der Station Marienstraße gestanden hatte. An einem funktionierenden System hängen mitunter wichtige Termine, wie Wolfgang und Gertraude Lampe aus Berenbostel sagen. Beide wollten in der letzten Septemberwoche einen Arzt aufsuchen und fuhren dafür mit der Stadtbahn von Garbsen bis zum Kröpcke.
„Dort war dann Schluss“, sagt Wolfgang Lampe. Mit seinem Rollator habe er die Rolltreppe nicht allein bewältigen können, zwei Beschäftigte des Sicherheitsdienstes Protec halfen. „Dann standen wir in der ersten Ebene, aber dort gab es einen weiteren Defekt.“ Letztlich musste das Paar bis zum Hauptbahnhof laufen, um die Straßenebene zu erreichen. Wegen der Verspätung verpassten die Berenbosteler den Arzttermin. „Vieles ließe sich leichter organisieren, wenn solche Ausfälle von Fahrstühlen schon in der Stadtbahn angezeigt würden“, sagt Lampe.
Nach Aussage von Üstra-Sprecher Timo Wegner sind aktuell sechs der 53 Aufzüge defekt, darunter jene in der unterirdischen Station am Kröpcke. Einfache Störungen beheben seinen Angaben zufolge die Üstra-Beschäftigten, doch bei umfangreichen Reparaturen oder Sanierungsarbeiten müssten externe Dienstleister beauftragt werden. „Am häufigsten fallen Aufzüge durch Vandalismusschäden aus“, teilt der Sprecher mit.
Leider könne die Üstra nicht einfach ein Bauteil für eine schnelle Reparatur bestellen. „Aufzugskomponenten passen oft nur zu bestimmten Modellen oder Systemen.“ Solche Teile seien nicht immer sofort verfügbar, da sie maßgeschneidert seien. Bei schweren Schäden müsse das Unternehmen zudem die Arbeiten ausschreiben, ein weiteres Hemmnis seien die mitunter langen Lieferzeiten der Hersteller.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen deshalb – auch weil die Stationen nicht überall barrierefrei ausgebaut sind – mehrere Kleinbusse als Aufzugersatz ein. Betroffene können die Fahrzeuge online oder telefonisch bestellen und sich zum Zielpunkt bringen lassen. „Das Angebot ist für Nutzerinnen und Nutzer kostenlos“, sagt ein BVG-Sprecher. Sie benötigten lediglich einen Fahrschein des Verkehrsverbunds VBB, auch das Deutschlandticket reiche aus. Die Kosten des mehrjährigen Pilotprojektes trage das Land Berlin.
Einen derartigen Service plane die Region Hannover nicht, sagt Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region. „Wir setzen darauf, dass unser gesamtes System im GVH-Bereich barrierefrei ausgebaut wird.“ Mit Blick auf Berlin betont er, dass die Haltepunkte der S-Bahnen und die unterirdischen Stationen der Stadtbahn bereits als barrierefrei gelten. In der Tarifzone C setze die Üstra mit dem Sprinti zudem Fahrzeuge ein, die Menschen mit Beeinträchtigungen ohne Probleme nutzen könnten.
Sprecher Wegner empfiehlt, vor Fahrtantritt auf der Üstra-Homepage unter dem Stichwort „Aufzüge“ nachzusehen. Dort seien langfristige Ausfälle von Fahrstühlen und Rolltreppen zu sehen. Zudem gebe es häufig die Möglichkeit, eine Haltestelle trotz eines defekten Aufzugs barrierefrei zu nutzen. Wegners Beispiel: Wenn an der Station Waterloo der Aufzug auf dem Bahnsteig stadtauswärts ausfällt, könnten die Fahrgäste mit den Linien 3, 7 oder 13 eine Station weiter zum Allerweg fahren. Von dort könnten sie mit einer Bahn wieder zurückzufahren und dann an der Waterloo-Station den Aufzug am Bahnsteig stadteinwärts nutzen. Nicht optimal, aber barrierefrei, sagt der Sprecher.
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