Behutsam zieht der Kran das mächtige Teilstück eines Glasfensters in etwa 30 Meter Höhe, wo es dann von Arbeitern in die Fassung des Gebäudes eingebracht wird. Es sind nur noch wenige solcher Fensterteile einzusetzen, dann ist die Glasfassade des „Hylive Expo Pavillons“ geschlossen, und die Innenausbauten können beginnen. „Gelingt die Vermietung der Flächen, sind wir Mitte 2025 fertig, und das Projekt kann starten“, sagt Katharina Eckholt, Projektleiterin der Wohnkompanie Nord, die den Umbau koordiniert. Der „Hylive Expo Pavillon“ war während der Expo 2000 der Holländische Pavillon. Viele Jahre stand das Gebäude danach leer und verkam zur Bauruine. Seit 2021 wird nun an ihm gebaut. Erst musste der Pavillon bis aufs Stahlgerüst entkernt, dann wieder aufgebaut werden. Heute, drei Jahre nach Baustart und neun Monate vor der geplanten Fertigstellung, erinnert nur noch wenig an eines der einstigen Wahrzeichen der Weltausstellung in Hannover. Am ehesten gilt das noch für die quer eingebrachten Betonpfeiler. An denen waren mal die 14 Baumstämme befestigt, die den „Wald“ der „Gestapelten Landschaften“ im Expo-Pavillon symbolisierten.
Der „Hylive Expo Pavillon“ wird ein modernes Büro-, Gastronomie- und Wohnprojekt, aufgeteilt in drei Gebäudekomplexe. Es besteht neben den Büroflächen, die als Coworking Spaces – also als von mehreren Firmen oder Einzelpersonen gemeinschaftlich genutzte Arbeitsflächen – angeboten werden, aus 368 Mikroapartments. Ein Parkhaus für 150 Parkplätze gibt es auch noch.
Die Büroflächen entstehen im eigentlichen ehemaligen Pavillon, die Wohnungen für Studierende in Neubauten drumherum. Hingucker wird erneut ein „Wald“ im dritten Obergeschoss. Umgeben von echten Bäumen und vielen Pflanzen können Bewohner und externe Nutzer der Büros dort quasi im Grünen arbeiten – entweder an der frischen Luft oder in einem verglasten Pavillonbereich. Eine komplett umgebende Glasfassade wie in den anderen Stockwerken gibt es dort nicht. Im Lift geht es bis ganz nach oben in den fünften Stock. In über 40 Metern Höhe erwartet den Besucher dort ein weiter Ausblick auf die Umgebung bis hin zum Deister und auf die Silhouette Hannovers.
Eine Bar ist laut Projektplanung angedacht, Partys und Events ebenso. Mit einer Eventagentur aus der Nachbarschaft steht die Wohnkompanie Nord bereits in Kontakt. Der Vertrag sei aber noch nicht fix, sagt Projektleiterin Eckholt.
Die Wohnkompanie Nord hat sich für das Megaprojekt im Expo Park mit der iLive Group GmbH zusammengetan, die die Mikroapartments baut und vermarktet. Aktuell sind nach Firmenangaben von den 368 Apartments in der Größe von 24 bis 32 Quadratmetern mit Küche, Bad und Balkon nur noch 40 auf dem Markt. Der Preis liegt zwischen 170.000 Euro (minus 5000 Euro Rabatt durch iLive) und 220.000 Euro (abzüglich eines KfW-Tilgungszuschusses in Höhe von 15.000 Euro). Die Miete beträgt später etwa 640 Euro. Für dieses Gebäude starten in Kürze die Innenarbeiten, die Vermietung läuft an.
Im ehemaligen Pavillon selbst gibt es insgesamt 6400 Quadratmeter vermietbare Fläche, vor allem für Büros, Coworking Spaces, Fitnessraum und Gastronomie. Nutzen können diese Einrichtung sowohl die (studierenden) Bewohner als auch Externe, etwa Start-up-Firmen. Die Vermarktung laufe, zu Mietverträgen sei es in diesem vergleichsweise frühen Baustadium noch nicht gekommen, sagt die Projektleiterin.
Das komplette Projekt am Boulevard der EU verschlingt weit über 90 Millionen Euro, refinanziert wird es in großen Teilen über die Veräußerung der Mikroapartments und die Vermietung der Flächen im Pavillon.
Wer einen Einblick bekommen möchte, hat dazu am Freitag, 11. Oktober, und Sonnabend, 12. Oktober, Gelegenheit. Der Pavillon selbst kann ausschließlich am 12. Oktober besichtigt werden. Anmeldungen mit Uhrzeit sind nur online möglich unter www.hylive.de.