„Die heutige Entscheidung bedeutet Preisstabilität für das Jahr 2025 und bis weit hinein in das Jahr 2026″, sagte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) nach der Entscheidung. Niedersachsen habe sich auch das Stufenmodell vorstellen können. „Wir wollten am Ende aber einer Einigung nicht im Wege stehen. Es ging heute um nicht weniger als um die Frage, ob wir das Ticket insgesamt sichern können“, sagte Lies. Der Preis stelle für viele Kunden aber eine Herausforderung dar. Lies fordert künftig eine höhere Sockelfinanzierung als die bisherigen 3 Milliarden Euro, die sich Bund und Länder teilen. „Es muss bei einer fairen Aufteilung der Kosten bleiben.“
Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) warf der Bundesregierung vor, ihr eigenes Erfolgsprojekt zugrunde zu richten. „Es ist unbegreiflich, wie mit dem Deutschlandticket umgegangen wird“, sagte Krach dieser Redaktion. Angefangen habe man mit 9 Euro, dann 49 Euro, nach einem Jahr sind es 58 Euro und ab Mitte 2026 fehle die Perspektive. „Auf Bundesebene fehlt offensichtlich der politische Wille, den ÖPNV zu stärken, in der Region Hannover zum Glück nicht.“ Krach will schnell auswerten lassen, was diese Zahlen für die Region bedeuten. „Für mich ist klar, dass wir den Preis für die Verbraucher so lange wie möglich stabil halten wollen.“
Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Stephan Christ, sieht im neuen Preis von 58 Euro für viele Pendler weiterhin eine gute Alternative zum früheren klassischen Monatsticket. „Für Personen und Familien aber, die finanziell schwächer gestellt sind, wird eine Preiserhöhung um 18 Prozent häufig schwer zu verkraften sein“, schränkte Christ ein. Jede Anhebung eines Preises führe zu sinkender Nachfrage. „Das muss allen Beteiligten bewusst sein, und die Zahl der Deutschlandticket-Abonnements sollte weiterhin genau analysiert werden.“
Bei Umwelt- und Sozialverbänden in Niedersachsen stößt die geplante Erhöhung auf scharfe Kritik. Die Landesverbände von BUND und Paritätischem Wohlfahrtsverband sehen darin „ein falsches Signal zur falschen Zeit“. Die Erhöhung auf 58 Euro werde viele Menschen ausschließen, die das Deutschlandticket dringend brauchten. „Vor allem Familien, junge Menschen und Menschen mit geringem Einkommen können sich diese Preiserhöhung nicht leisten“, sagte Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Wir fordern deshalb ein bundesweites Sozialticket für maximal 29 Euro.“
Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen, betonte, das Deutschlandticket sei ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität. „Ohne Preisstabilität und begleitende Maßnahmen wie ein Sozialticket und den Ausbau des Angebots bleibt sein Potenzial jedoch begrenzt.“ Ein attraktiver ÖPNV brauche massive Investitionen, besonders in ländlichen Regionen. Gerstner warnte davor, dass laut Studien bis zu 2,9 Millionen Abonnenten ihr Ticket kündigen könnten. „Das wäre ein herber Rückschritt für den Klimaschutz.“ Beide Verbände fordern zudem eine sichere Finanzierung des D-Tickets über die aktuelle Legislaturperiode hinaus.