Entwickelt hat diese das Büro Rataplan. Der Vorschlag sieht vor, zwischen den Häusern Edelstahlnetze zu spannen und diese mit Kletterpflanzen zu begrünen. „Kletterpflanzen wachsen bis zu fünfmal schneller als Bäume. In vielen Straßen könnten wir so auf einfache Weise ein kühles und angenehmes Mikroklima schaffen, das die Bewohner auch an heißen Tagen ins Freie lockt“, erklärt Architekt Gerhard Huber.
Ideal geeignet wäre nach Ansicht von Rataplan Wilder Wein, der im Herbst auch für ein farbenfrohes Bild sorge. Bereiche für die Feuerwehr würden freigehalten. Angebracht werden sollen die Netze oberhalb der Straßenbeleuchtung, damit im Dunkeln keine Angsträume entstehen. Wo Platz für Wurzeln im Boden fehlen, könnten Pflanztröge aufgestellt werden, die mit Sitzgelegenheiten kombiniert werden könnten.
Mit Neubau und Mariahilf haben bereits erste Wiener Bezirke Interesse an einer Umsetzung bekundet. Dort läuft das Projekt unter dem Namen „Wiener Klimahimmel“. Auch die Politik in Hannover spricht sich dafür aus, den Kletterpflanzen-Vorschlag auszuprobieren. „Das ist keine schlechte Idee. Sie ähnelt den Klimainseln, die wir in unserem Innenstadtkonzept vorgeschlagen haben – nur eben in einem deutlich größeren Maßstab. Ich fände es gut, wenn sich die Stadt das mal intensiv anschauen würden“, sagt SPD-Fraktionschef Lars Kelich.
Grünen-Fraktionschef Daniel Gardemin hält ebenfalls viel von der Idee aus Wien. „Ich bin überzeugt, dass das klimatisch einiges bringen würde. Wir sollten es ausprobieren. Wir hören zu oft, dass etwas angeblich nicht geht“, sagt er. FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke kann sich eine Umsetzung des Blätterdachs aus Kletterpflanzen vor allem in Bereichen mit Außengastronomie vorstellen. „Das ist charmante Idee. Wir haben immer gesagt, dass wir mehr Grün und Schatten wollen“, sagt auch CDU-Fraktionschef Felix Semper über den Vorschlag aus Wien. Allerdings werde eine Umsetzung wohl nicht ohne die Eigentümer gehen.
„Vielleicht kann das zukünftig auch für einzelne Straßen in Hannover ein Baustein sein. Wir verfolgen die mögliche Umsetzung und die in Wien gesammelten Erfahrungen mit Interesse“, erklärt Stadtsprecher Udo Möller. Im Grunde handele es sich bei der Idee um begrünte Pergolen, wie sie auch die Stadt Hannover schon zum Beispiel am Weißekreuzplatz oder im Vahrenwalder Park einsetze – wenn auch im kleineren Maßstab. Allerdings sieht die Stadt auch Probleme, etwa die Technik und Organisation von Pflegemaßnahmen, die Anbringung an privaten Gebäuden, die Vereinbarung mit Beleuchtung und insbesondere auch den Brandschutz. Denn Gebäude müssten weiterhin mit den Leitern der Feuerwehr erreichbar sein. Zudem müsse man darüber sprechen, welches Bild die Rankpflanzen in der Winterzeit abgeben würden.
Das Büro Rataplan schlägt für diese Zeit vor, die Stahlnetze mit Weihnachtsbeleuchtung zu behängen. „An dieser Stelle könnten wir resignieren und alle Bemühungen aufgeben – aber das tun wir nicht“, sagt Architekt Huber. Er plädiert dafür, nach Lösungen und Mitstreitern für die Idee zu suchen.