Für Musikzentrum-Geschäftsführerin Sabine Busmann und ihr Team enden damit endgültig lange Monate des Bangens. Ende 2023 war bekannt geworden, dass der Eigentümer des Gewerbegebiets, in dem das Musikzentrum seit 1993 beheimatet ist, den Mietvertrag nicht mehr verlängern wollte. Nach öffentlichen Protesten und zähen politischen Verhandlungen kaufte die Stadt Ende Mai das gesamte Gelände. „Wir möchten gar nicht mehr zurückblicken, wir möchten nach vorne blicken“, sagt Busmann. Auf sie warten neue Aufgaben. Die Stadt hat das gesamte 17.000 Quadratmeter große Gelände gekauft und überlässt dem Musikzentrum zum 1. Januar 2025 davon 3800 Quadratmeter: nicht nur die Gebäude an der Emil-Straße 26 und 28, in denen Veranstaltungshalle und Büroräume untergebracht sind, sondern auch den Gebäuderiegel davor.
Dort sind mit langfristigen Mietverträgen ein Billardverein und eine afrikanische Freikirche untergebracht. „Wir brauchen auch die Mieteinnahmen“, sagt Busmann. „Wir sind ab sofort für die bauliche Erhaltung zuständig.“ Der bisherige Eigentümer, ein Immobilienfonds, hatte in den vergangenen Jahren nur überaus zögerlich saniert.
„Es fällt vieles an, was zum Beispiel die energetische Sanierung des Musikzentrums oder auch kleinere Schönheitsreparaturen angeht“, so Busmann. Der Backstagebereich muss modernisiert werden. Im Hauptgebäude gibt es nicht einmal warmes Wasser. „Eigentlich müssten wir noch jemanden beschäftigen, der Hausmeistereiaufgaben übernimmt.“ Busmann würde gerne das gesamte Gelände aufwerten, freundlicher gestalten, aber vor allem auch barrierefrei. Das alles kostet Geld. Das Musikzentrum finanziert sich vorrangig über Mieteinnahmen, vor allem bei Konzerten der heimischen Veranstalter Hannover Concerts und Living Concerts. „Wir müssen den wirtschaftlichen Vermietungsbetrieb stärker ankurbeln“, sagt Busmann. „Im Sommer haben wir durch die lange Open-Air-Phase einen relativ langen Leerstand.“ Nun möchte sie Bands anbieten, sich in der Halle auf Touren vorzubereiten und unter Livebedingungen zu proben. Das Musikzentrum konnte seinen Ausbildungsbetrieb weiterführen. Seit dem 1. August gibt es elf neue Azubis in fünf Ausbildungszweigen. Insgesamt arbeiten 45 Menschen dort. „Das Musikzentrum ist so aufgestellt, dass es ohne die Azubis gar nicht den laufenden Betrieb aufrechterhalten kann“, sagt Busmann.
Am 4. September startete das Projekt „Enter the Night“, bei dem 16- bis 21-Jährige lernen, wie sie Veranstaltungen in Hannover im öffentlichen Raum durchführen können. Die nächste „Trial and Error“-Konferenz für die elektronische Musikszene muss vorbereitet, „The public Domain“, ein gemeinsames Projekt mit der Staatsoper, realisiert werden.
Das Musikzentrum veranstaltet das Vahrenwald-Open-Air und die hannoversche Fête de la Musique und koordiniert zudem das gesamtdeutsche Netzwerk Fête de la Musique.
„Viel mehr“, sagt Busmann, „haben wir uns im Vorfeld gar nicht getraut einzugehen, weil wir nicht wussten, ob und wie es weitergeht.“ Das Team sei stärker aus der Krise herausgegangen.
„Wir haben viel gelernt und sind daran gewachsen. Jetzt stehen wir vor einer neuen Herausforderung, die richtig Spaß macht.“