Zehn Sportler aus Hannover: Auf nach Paris
So stark war Niedersachsen bei den Spielen nie vertreten

Greifen in Paris nach Medaillen: Niedersachsens Teilnehmer der Paralympischen Spiele wurden in Hannover verabschiedet.Foto: Florian Petrow
Hannover. Rollstuhlbasketballerin Vanessa Erskine hat eine Abneigung gegen Metall, zumindest gegen kleinere Teile. Ringe oder Ketten trägt die Spielerin von Hannover United nicht. „Eine Medaille ist aber okay“, sagt die 30-Jährige lachend. Bei den Paralympics in Paris will sie eine für Deutschland holen. Erskine gehört zu den zehn Athleten, die aus Hannover dabei sind, 17 sind es insgesamt aus Niedersachsen, so viele wie noch nie. Und die wollen natürlich erfolgreich sein, ebenso wie alle anderen Leistungssportler. „Der paralympische Sport ist bei uns gleichberechtigt, es gibt die gleiche Unterstützung und die gleichen Prämien für den Erfolg, das ist ganz entscheidend“, betont Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes, bei der offiziellen Verabschiedung in der Akademie des Sports.

Die Aufmerksamkeit für die Paralympics wächst, das Dabeisein ist längst nicht mehr alles. Etliche Sportler sind Profis. „Anders ist Sport auf dem Niveau nicht zu betreiben, wenn man erfolgreich sein will. Dabei helfen wir“, so Rawe. Der Olympiastützpunkt Hannover bietet den Sportlern barrierefrei beste Möglichkeiten. Mit Jan Sadler, Jan Haller, Alexander Budde sowie Tobias Hell stellt United gleich vier Nationalspieler, dazu kommt Erskine. „Da ist etwas über Jahre gewachsen, wir haben hier viele tolle Spieler“, sagt Haller.

Zum Team gehört auch United-Trainer Martin Kluck, er wird die Männer in Paris unterstützen: „Das Feld ist auf acht Nationen verkleinert worden. Du kannst ein gutes Turnier spielen und Achter werden.“ Kommt die Mannschaft mit dem United-Quartett jedoch ins Rollen, kann sie weit kommen. Edelmetall wäre auch für Vanessa Erskine toll, die ihre internationale Karriere nach Paris beenden wird. Gold holte sie mit den US-Amerikanerinnen 2016 in Rio de Janeiro – im Endspiel gegen Deutschland. Seit vier Jahren hat sie den deutschen Pass. „Die Niederlande sind Favorit, auch China ist stark“, sagt Erskine, „aber eine Medaille ist möglich.“

Große Konkurrenz aus Fernost haben zudem die drei Badmintonspieler vom VfL Grasdorf: Thomas Wandschneider, Rick Hellmann und Marcel Adam. Die drei vom Bundesstützpunkt Hannover sind die einzigen deutschen Spieler in diesem Sport, die es nach Paris geschafft haben. „Wir haben uns als Team eine Medaille vorgenommen“, sagt Hellmann, der mit Routinier Wandschneider auch im Doppel antritt.

Gemeinsam spielen zudem Marco Herbst und Mascha Mosel, die ebenfalls dem VfL Grasdorf angehören. Beim Rollstuhlrugby gibt es nur Mixed-Teams. Beide Athleten fehlten bei der Verabschiedung, sie sind in der Vorbereitung auf die Spiele. Zweimal entsandte Niedersachsen sechs Athleten (London, Rio), in Tokio waren es bei den Spielen bereits zwölf. Und nun sind es 17, die zweitgrößte Delegation nach Nordrhein-Westfalen. „Ich erkläre mir das mit optimalen Voraussetzungen am Olympiastützpunkt sowie dem sensationellen Teamgeist, der hier herrscht“, sagt Karl Finke, Präsident des Behinderten-Sportverbandes Niedersachsen. Das kann Medaillenaspirantin Erskine bestätigen. Sie hat jedenfalls einen Hochzeitsantrag angenommen, den ihr Teamkollege Jan Sadler gemacht hatte. Auf Eheringe wird das Paar zwar verzichten, aber vielleicht tragen ja bald beide eine Medaille.

Weitere Sportler aus Niedersachsen bei den Paralympics: Flora Kliem (Bogensport), Isabell Nowak (Dressurreiten), Laura Burbulla, Phil Grolla (beide Leichtathletik), Hermine Krumbein (Rudern), Tjark Liestmann (Sportschießen) und Björn Schnake (Tischtennis).

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