So stark ist Starke für Paris
Teil neun: Judoka schielt auf zwei Medaillen. Die Liebe hat bei ihr schon gesiegt.

Konzentriert: Judoka Pauline Starke aus Hannover. Foto: IMAGO
Hannover. Pauline Starke (26) balancierte den mit Wasser gefüllten Plastikbecher auf der Stirn, während sie elegant rücklings durchs Wasser glitt. Schwimm-Star Sven Schwarz coachte sie vom Beckenrand. Gute Wasserlage, das sah gekonnt aus. Bei der „Olympia-Challenge“ probierten sich die Athletinnen und Athleten vom Stützpunkt Hannover in fremden Sportarten aus. Judoka Starke machte im Video eine gute Figur – ganz so leicht war es dann aber doch nicht, verrät sie: „Mit dem Becher auf dem Kopf hat es genau einmal geklappt – und das wurde zum Glück gefilmt“, erzählt sie lachend. „Der Schwimmsport ist keine Alternative. Ich schwimme wie ein Stein und tauche wie ein Korken.“

Dann doch lieber ihre Kernkompetenz: Judo in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm. Starke gewann 2016 die Junioren-Europameisterschaft in Malaga und holte bei den Europaspielen 2019 Bronze. Es war die einzige deutsche Judo-Medaille in Minsk. Nun hat die Kämpferin vom Judo-Team Hannover bei ihrer ersten Olympiateilnahme ein klares Ziel vor Augen: „Ich weiß, dass ich mit meinem besten Judo eine Medaille holen kann“, sagt sie. Zudem hat sie eine zweite Medaillenchance im Mixed-Team mit Igor Wandtke. Bei den Olympischen Spielen in Tokio gewann Wandtke mit Giovanna Scoccimarro Bronze. „Das zeigt, dass wir Deutschen im Team auch sehr gut funktionieren. Ich hoffe, dass wir das in diesem Jahr wiederholen können“, sagt Starke.

Für die letzten Wochen vor den Olympischen Spielen wurde das Training intensiviert: Zuerst reisten die Judoka in ein Trainingslager nach Spanien. „Da haben wir uns nochmal mit der internationalen Konkurrenz getroffen, um uns die Köpfe einzuhauen“, erzählt Starke. Danach wurde im Trainingscamp in Kienbaum gegen die nationale Elite getestet. „Es gibt nur noch ein Thema bei mir: das erste Mal Olympia“, sagt Starke.

Besonders freut sich die 26-Jährige darüber, dass die Wettkämpfe so nah vor der eigenen Haustür stattfinden. „Meine ganze Familie und alle meine Freunde können da sein.“ Ob sie das als zusätzliche Motivation wahrnimmt, oder es den Druck erhöht, vermag Starke nicht zu sagen. „Vermutlich beides. Wenn es nicht so gut läuft, ist die Enttäuschung umso größer. Aber die Freude natürlich auch, wenn alles klappt.“

18 Kämpferinnen haben sich fix qualifiziert – über Quotenplätze kommen noch weitere nachgerückt. Starke hat sich auf jede einzelne spezifisch vorbereitet. „Ich habe für alle qualifizierten Gegnerinnen eine Kampfkonzeption“, erzählt sie. „Im besten Fall weckst du mich um drei Uhr morgens, sagst mir, wer der Gegner ist und ich weiß, was ich zu tun habe.“ Trotzdem will sie erst am Wettkampftag morgens wissen, gegen wen sie antritt. „Wenn ich es am Abend vorher erfahren würde, könnte ich nicht gut schlafen.“

Zum Wachwerden ist guter Kaffee ein Muss für Starke und ihren Mann: „Wir sind so kleine Kaffeeliebhaber“, verrät sie. Zu Hause gibt es nur Cappuccino aus der Siebträgermaschine. „Wenn ich unterwegs bin und es keinen leckeren Kaffee gibt, vermisse ich den von zu Hause umso mehr. Vielleicht schaue ich mich mal nach einer Siebträger-Minivariante fürs Handgepäck um.“

Nach Olympia steht dann ein weiteres Highlight an: die kirchliche Hochzeit mit ihrem Mann Fabian – inklusive großer Feier. „Wir haben letztes Jahr im August schon standesamtlich geheiratet, weil wir meinen Schwiegereltern diesen Tag noch ermöglichen wollten. Umso schöner, dass sie in diesem Jahr nochmal dabei sein können.“ Mindestens einmal Gold hat sie in diesem Sommer also schon sicher. Im Optimalfall kommen zwei weitere Edelmetalle dazu.

Druckansicht