Gegen Ende des Jahres fing sich der TKH-Mann, auch mithilfe der Sportpsychologin Lena Tessmer vom Olympia-Stützpunkt in Hannover. Er zog Kraft aus der vorherigen Krise und fand, als es wieder bergauf ging, neuen Mut für die ultimative sportliche Herausforderung: die vierte Teilnahme an Olympischen Spielen. Auf Paris lag fortan sein Fokus. Er nahm sich vor, es allen zu zeigen: den Kritikern, seinen Fans, seinem Umfeld – aber vor allem sich selbst.
Ein halbes Jahr später: Toba hat Wort gehalten. Der Allrounder glänzte bei den deutschen Meisterschaften und zeigte auch in der zweiten Olympia-Quali seine Qualitäten. „Ich bin vielleicht besser drauf als jemals zuvor in meinem Leben und hoffe, das auch in Paris zeigen zu können“, betonte Toba, als er neulich am Stützpunkt in Hannover zu den Spielen verabschiedet wurde.
Es sind seine vierten. „Das ist ein Traum – und es ist einmal mehr, als mein Papa Marius hat. Das ist mir schon extrem wichtig. Wir hatten da familienintern einen kleinen Wettkampf“, sagt Toba und lacht. Sein Vater hatte sich zwar auch viermal qualifiziert, aber nur dreimal teilgenommen.
Wenn Toba beim aktuellen Feinschliff im Trainingslager in Kienbaum nichts passiert, hat er seinen Vater (56), der auch Trainer, Vorbild und Mentor ist, überboten. „Er hatte eigentlich bessere Voraussetzungen als ich, war talentierter als ich“, sagt Toba, der sich alles hart erarbeiten musste – und immer wieder nach schweren Verletzungen zurückkehrte oder einfach weitermachte. Wie 2016 in Rio de Janeiro, als er sich mit einem Kreuzbandriss aufs Pauschenpferd schwang und unter höllischen Schmerzen das deutsche Team ins Finale turnte. Toba wurde zum „Hero de Janeiro“ und erreichte bundesweiten Heldenstatus. 2012 London, 2016 Rio, 2021 Tokio, 2024 Paris. Mit einer Medaille hat es nie geklappt – und das wird es wohl auch diesmal nicht. Toba ist realistisch genug, seine Chancen und die seines Teams einzuschätzen: „Wenn wir das Mannschaftsfinale erreichen würden, wäre das richtig geil.“ In der Qualifikation am ersten Wettkampftag (27. Juli) wird er voraussichtlich Reck, Ringe, Sprung, Pauschenpferd und möglicherweise Barren turnen. Hoffnungen setzt er aufs Reck. Da hat er nichts dem Zufall überlassen. Olympia-Stützpunkt, Landessportbund und Niedersächsischer Turnerbund erfüllten ihm so gar vor einem halben Jahr den Wunsch, das in Hannover vorhandene Reck gegen das Modell auszutauschen, das auch in Paris-Bercy zum Einsatz kommt. „Das schwingt anders, ist langsamer“, sagt Toba, der sich so optimal vorbereiten konnte.
Ob es fürs Einzelfinale reicht? „Mein oberstes Ziel ist, so gut wie möglich zu turnen.“ Die junge Konkurrenz habe „einen wahnsinnigen Qualitätssprung nach vorne gemacht“. Er selbst ist mittlerweile schon 33. Paris werden seine letzten Spiele. Offen ist, ob es auch sein letzter großer Auftritt wird. Toba will im Anschluss daran auf jeden Fall noch die Bundesliga-Saison mit Wetzgau turnen. 2025 steht die Einzel-WM in Leipzig an. Theoretisch noch ein Ziel. Aber auch praktisch? Vielleicht, wenn sein Körper mitspielt.